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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
genannten Saal führte. Dieser lief durch die ganze
Etage; Vorder- und Hinterfenster standen auf, und
die mehr erwähnten langen Gardinen bewegten sich
in dem starken Luftzuge hin und her. In der Mitte
der einen Längswand sprang ein Kamin vor mit
einer großen Steinplatte, während an der Wand
gegenüber ein paar blecherne Leuchter hingen, jeder
mit zwei Lichtöffnungen, ganz so wie unten im Flur,
aber alles stumpf und ungepflegt. Effi war einiger¬
maßen enttäuscht, sprach es auch aus und erklärte,
statt des öden und ärmlichen Saals, doch lieber die
Zimmer an der gegenübergelegenen Flurseite sehen
zu wollen. "Da ist nun eigentlich vollends nichts,"
hatte Innstetten geantwortet, aber doch die Thüren
geöffnet. Es befanden sich hier vier einfenstrige
Zimmer, alle gelb getüncht, gerade wie der Saal,
und ebenfalls ganz leer. Nur in einem standen drei
Binsenstühle, die durchgesessen waren, und an die
Lehne des einen war ein kleines, nur einen halben
Finger langes Bildchen geklebt, das einen Chinesen
darstellte, blauer Rock mit gelben Pluderhosen und
einen flachen Hut auf dem Kopf. Effi sah es und
sagte: "Was soll der Chinese?" Innstetten selber
schien von dem Bildchen überrascht und versicherte,
daß er es nicht wisse. "Das hat Christel angeklebt
oder Johanna. Spielerei. Du kannst sehen, es ist

Effi Brieſt
genannten Saal führte. Dieſer lief durch die ganze
Etage; Vorder- und Hinterfenſter ſtanden auf, und
die mehr erwähnten langen Gardinen bewegten ſich
in dem ſtarken Luftzuge hin und her. In der Mitte
der einen Längswand ſprang ein Kamin vor mit
einer großen Steinplatte, während an der Wand
gegenüber ein paar blecherne Leuchter hingen, jeder
mit zwei Lichtöffnungen, ganz ſo wie unten im Flur,
aber alles ſtumpf und ungepflegt. Effi war einiger¬
maßen enttäuſcht, ſprach es auch aus und erklärte,
ſtatt des öden und ärmlichen Saals, doch lieber die
Zimmer an der gegenübergelegenen Flurſeite ſehen
zu wollen. „Da iſt nun eigentlich vollends nichts,“
hatte Innſtetten geantwortet, aber doch die Thüren
geöffnet. Es befanden ſich hier vier einfenſtrige
Zimmer, alle gelb getüncht, gerade wie der Saal,
und ebenfalls ganz leer. Nur in einem ſtanden drei
Binſenſtühle, die durchgeſeſſen waren, und an die
Lehne des einen war ein kleines, nur einen halben
Finger langes Bildchen geklebt, das einen Chineſen
darſtellte, blauer Rock mit gelben Pluderhoſen und
einen flachen Hut auf dem Kopf. Effi ſah es und
ſagte: „Was ſoll der Chineſe?“ Innſtetten ſelber
ſchien von dem Bildchen überraſcht und verſicherte,
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[98/0107] Effi Brieſt genannten Saal führte. Dieſer lief durch die ganze Etage; Vorder- und Hinterfenſter ſtanden auf, und die mehr erwähnten langen Gardinen bewegten ſich in dem ſtarken Luftzuge hin und her. In der Mitte der einen Längswand ſprang ein Kamin vor mit einer großen Steinplatte, während an der Wand gegenüber ein paar blecherne Leuchter hingen, jeder mit zwei Lichtöffnungen, ganz ſo wie unten im Flur, aber alles ſtumpf und ungepflegt. Effi war einiger¬ maßen enttäuſcht, ſprach es auch aus und erklärte, ſtatt des öden und ärmlichen Saals, doch lieber die Zimmer an der gegenübergelegenen Flurſeite ſehen zu wollen. „Da iſt nun eigentlich vollends nichts,“ hatte Innſtetten geantwortet, aber doch die Thüren geöffnet. Es befanden ſich hier vier einfenſtrige Zimmer, alle gelb getüncht, gerade wie der Saal, und ebenfalls ganz leer. Nur in einem ſtanden drei Binſenſtühle, die durchgeſeſſen waren, und an die Lehne des einen war ein kleines, nur einen halben Finger langes Bildchen geklebt, das einen Chineſen darſtellte, blauer Rock mit gelben Pluderhoſen und einen flachen Hut auf dem Kopf. Effi ſah es und ſagte: „Was ſoll der Chineſe?“ Innſtetten ſelber ſchien von dem Bildchen überraſcht und verſicherte, daß er es nicht wiſſe. „Das hat Chriſtel angeklebt oder Johanna. Spielerei. Du kannſt ſehen, es iſt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/107>, abgerufen am 27.11.2024.