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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest

"Aber was weißt Du denn von dem Saal,
Effi?"

"Nichts, als was ich Dir eben gesagt habe.
Wohl eine Stunde lang, als ich in der Nacht auf¬
wachte, war es mir, als ob ich Schuhe auf der Erde
schleifen hörte, und als würde getanzt und fast auch
wie Musik. Aber alles ganz leise. Und das hab'
ich dann heute früh an Johanna erzählt, bloß um
mich zu entschuldigen, daß ich hinterher so lange
geschlafen. Und da sagte sie mir, das sei von den
langen Gardinen oben im Saal. Ich denke, wir
machen kurzen Prozeß damit und schneiden die Gar¬
dinen etwas ab oder schließen wenigstens die Fenster;
es wird ohnehin bald stürmisch genug werden. Mitte
November ist ja die Zeit."

Innstetten sah in einer kleinen Verlegenheit vor
sich hin und schien schwankend, ob er auf all das
antworten solle. Schließlich entschied er sich für
Schweigen. "Du hast ganz recht, Effi, wir wollen
die langen Gardinen oben kürzer machen. Aber es
eilt nicht damit, um so weniger, als es nicht sicher
ist, ob es hilft. Es kann auch was anderes sein,
im Rauchfang, oder der Wurm im Holz oder ein
Iltis. Wir haben nämlich hier Iltisse. Jedenfalls
aber eh' wir Änderungen vornehmen, mußt Du Dich
in unserem Hauswesen erst umsehen, natürlich unter

Effi Brieſt

„Aber was weißt Du denn von dem Saal,
Effi?“

„Nichts, als was ich Dir eben geſagt habe.
Wohl eine Stunde lang, als ich in der Nacht auf¬
wachte, war es mir, als ob ich Schuhe auf der Erde
ſchleifen hörte, und als würde getanzt und faſt auch
wie Muſik. Aber alles ganz leiſe. Und das hab'
ich dann heute früh an Johanna erzählt, bloß um
mich zu entſchuldigen, daß ich hinterher ſo lange
geſchlafen. Und da ſagte ſie mir, das ſei von den
langen Gardinen oben im Saal. Ich denke, wir
machen kurzen Prozeß damit und ſchneiden die Gar¬
dinen etwas ab oder ſchließen wenigſtens die Fenſter;
es wird ohnehin bald ſtürmiſch genug werden. Mitte
November iſt ja die Zeit.“

Innſtetten ſah in einer kleinen Verlegenheit vor
ſich hin und ſchien ſchwankend, ob er auf all das
antworten ſolle. Schließlich entſchied er ſich für
Schweigen. „Du haſt ganz recht, Effi, wir wollen
die langen Gardinen oben kürzer machen. Aber es
eilt nicht damit, um ſo weniger, als es nicht ſicher
iſt, ob es hilft. Es kann auch was anderes ſein,
im Rauchfang, oder der Wurm im Holz oder ein
Iltis. Wir haben nämlich hier Iltiſſe. Jedenfalls
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[93/0102] Effi Brieſt „Aber was weißt Du denn von dem Saal, Effi?“ „Nichts, als was ich Dir eben geſagt habe. Wohl eine Stunde lang, als ich in der Nacht auf¬ wachte, war es mir, als ob ich Schuhe auf der Erde ſchleifen hörte, und als würde getanzt und faſt auch wie Muſik. Aber alles ganz leiſe. Und das hab' ich dann heute früh an Johanna erzählt, bloß um mich zu entſchuldigen, daß ich hinterher ſo lange geſchlafen. Und da ſagte ſie mir, das ſei von den langen Gardinen oben im Saal. Ich denke, wir machen kurzen Prozeß damit und ſchneiden die Gar¬ dinen etwas ab oder ſchließen wenigſtens die Fenſter; es wird ohnehin bald ſtürmiſch genug werden. Mitte November iſt ja die Zeit.“ Innſtetten ſah in einer kleinen Verlegenheit vor ſich hin und ſchien ſchwankend, ob er auf all das antworten ſolle. Schließlich entſchied er ſich für Schweigen. „Du haſt ganz recht, Effi, wir wollen die langen Gardinen oben kürzer machen. Aber es eilt nicht damit, um ſo weniger, als es nicht ſicher iſt, ob es hilft. Es kann auch was anderes ſein, im Rauchfang, oder der Wurm im Holz oder ein Iltis. Wir haben nämlich hier Iltiſſe. Jedenfalls aber eh' wir Änderungen vornehmen, mußt Du Dich in unſerem Hausweſen erſt umſehen, natürlich unter

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/102>, abgerufen am 27.11.2024.