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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
giebt hier viel Festtage, dann werden alle Wimpel
gehißt, und haben wir gerad' eine grelle Morgen¬
sonne, so siehst Du an solchem Tage ganz Europa
von unsern Dächern flaggen und das Sternenbanner
und den chinesischen Drachen dazu."

"Du bist in einer spöttischen Laune, Geert, und
magst auch wohl recht haben. Aber ich, für meine
kleine Person, muß Dir gestehen, daß ich dies alles
entzückend finde, und daß unsere havelländischen Städte
daneben verschwinden. Wenn sie da Kaisers Ge¬
burtstag feiern, so flaggt es immer bloß schwarz
und weiß und allenfalls ein bißchen rot dazwischen,
aber das kann sich doch nicht vergleichen mit der
Welt von Flaggen, von der Du sprichst. Überhaupt,
wie ich Dir schon sagte, ich finde immer wieder und
wieder, es hat alles so was Fremdländisches hier,
und ich habe noch nichts gehört und gesehen, was
mich nicht in eine gewisse Verwunderung gesetzt hätte,
gleich gestern abend das merkwürdige Schiff draußen
im Flur und dahinter der Haifisch und das Krokodil
und hier Dein eigenes Zimmer. Alles so orien¬
talisch, und ich muß es wiederholen, alles wie bei
einem indischen Fürsten ..."

"Meinetwegen. Ich gratuliere, Fürstin ..."

"Und dann oben der Saal mit seinen langen
Gardinen, die über die Diele hinfegen."

Effi Brieſt
giebt hier viel Feſttage, dann werden alle Wimpel
gehißt, und haben wir gerad' eine grelle Morgen¬
ſonne, ſo ſiehſt Du an ſolchem Tage ganz Europa
von unſern Dächern flaggen und das Sternenbanner
und den chineſiſchen Drachen dazu.“

„Du biſt in einer ſpöttiſchen Laune, Geert, und
magſt auch wohl recht haben. Aber ich, für meine
kleine Perſon, muß Dir geſtehen, daß ich dies alles
entzückend finde, und daß unſere havelländiſchen Städte
daneben verſchwinden. Wenn ſie da Kaiſers Ge¬
burtstag feiern, ſo flaggt es immer bloß ſchwarz
und weiß und allenfalls ein bißchen rot dazwiſchen,
aber das kann ſich doch nicht vergleichen mit der
Welt von Flaggen, von der Du ſprichſt. Überhaupt,
wie ich Dir ſchon ſagte, ich finde immer wieder und
wieder, es hat alles ſo was Fremdländiſches hier,
und ich habe noch nichts gehört und geſehen, was
mich nicht in eine gewiſſe Verwunderung geſetzt hätte,
gleich geſtern abend das merkwürdige Schiff draußen
im Flur und dahinter der Haifiſch und das Krokodil
und hier Dein eigenes Zimmer. Alles ſo orien¬
taliſch, und ich muß es wiederholen, alles wie bei
einem indiſchen Fürſten …“

„Meinetwegen. Ich gratuliere, Fürſtin …“

„Und dann oben der Saal mit ſeinen langen
Gardinen, die über die Diele hinfegen.“

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[92/0101] Effi Brieſt giebt hier viel Feſttage, dann werden alle Wimpel gehißt, und haben wir gerad' eine grelle Morgen¬ ſonne, ſo ſiehſt Du an ſolchem Tage ganz Europa von unſern Dächern flaggen und das Sternenbanner und den chineſiſchen Drachen dazu.“ „Du biſt in einer ſpöttiſchen Laune, Geert, und magſt auch wohl recht haben. Aber ich, für meine kleine Perſon, muß Dir geſtehen, daß ich dies alles entzückend finde, und daß unſere havelländiſchen Städte daneben verſchwinden. Wenn ſie da Kaiſers Ge¬ burtstag feiern, ſo flaggt es immer bloß ſchwarz und weiß und allenfalls ein bißchen rot dazwiſchen, aber das kann ſich doch nicht vergleichen mit der Welt von Flaggen, von der Du ſprichſt. Überhaupt, wie ich Dir ſchon ſagte, ich finde immer wieder und wieder, es hat alles ſo was Fremdländiſches hier, und ich habe noch nichts gehört und geſehen, was mich nicht in eine gewiſſe Verwunderung geſetzt hätte, gleich geſtern abend das merkwürdige Schiff draußen im Flur und dahinter der Haifiſch und das Krokodil und hier Dein eigenes Zimmer. Alles ſo orien¬ taliſch, und ich muß es wiederholen, alles wie bei einem indiſchen Fürſten …“ „Meinetwegen. Ich gratuliere, Fürſtin …“ „Und dann oben der Saal mit ſeinen langen Gardinen, die über die Diele hinfegen.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/101>, abgerufen am 27.11.2024.