Ihr wolltet lebend nicht einander weichen, Im Tode hat nun jeder seine Krone; Verbrüdert mögt ihr euch die Hände reichen. Platen.
Auf dem Plateau des Teltow, ziemlich halben Weges zwischen Trebbin und Zossen, liegt das Dörfchen Saalow. Elsbruch, Kiefernwald und sandige Höhen fassen es ein, und die letzteren, die den grotesken Namen der "Höllenberge" führen, bilden neben einem benachbarten See, der "Sprotter Lache", so ziemlich die ganze Poesie des Orts.
Wir kommen von Großbeeren her, haben eben das Dorf Schünow passirt, und zwischen Wald und Bruchland unsern Weg verfolgend, erreichen wir zuletzt eine kurze Maulbeerbaum-Allee, die bis an den Eingang des Dörfchens führt, dem unsre heutige Wanderung gilt. Eben Saalow. Eine Kirche fehlt, ein Her- renhaus auch, und ein paar Dutzend Häuser und Gehöfte, sauber gehalten und meist mit Ziegeln gedeckt, bilden die Dorf- straße, die sich alsbald platzartig erweitert. In der Mitte dieses Platzes dehnt sich der übliche Wassertümpel, ohne den geringsten An- spruch auf die sinnige Bezeichnung "Auge der Landschaft." Die Schwalben unter'm Sims und das Storchnest auf dem Dache sorgen für die nöthige Dorf-Gemüthlichkeit, die Hähne krähen,
Saalow. Ein Kapitel vom alten Schadow.
Ihr wolltet lebend nicht einander weichen, Im Tode hat nun jeder ſeine Krone; Verbrüdert mögt ihr euch die Hände reichen. Platen.
Auf dem Plateau des Teltow, ziemlich halben Weges zwiſchen Trebbin und Zoſſen, liegt das Dörfchen Saalow. Elsbruch, Kiefernwald und ſandige Höhen faſſen es ein, und die letzteren, die den grotesken Namen der „Höllenberge“ führen, bilden neben einem benachbarten See, der „Sprotter Lache“, ſo ziemlich die ganze Poeſie des Orts.
Wir kommen von Großbeeren her, haben eben das Dorf Schünow paſſirt, und zwiſchen Wald und Bruchland unſern Weg verfolgend, erreichen wir zuletzt eine kurze Maulbeerbaum-Allee, die bis an den Eingang des Dörfchens führt, dem unſre heutige Wanderung gilt. Eben Saalow. Eine Kirche fehlt, ein Her- renhaus auch, und ein paar Dutzend Häuſer und Gehöfte, ſauber gehalten und meiſt mit Ziegeln gedeckt, bilden die Dorf- ſtraße, die ſich alsbald platzartig erweitert. In der Mitte dieſes Platzes dehnt ſich der übliche Waſſertümpel, ohne den geringſten An- ſpruch auf die ſinnige Bezeichnung „Auge der Landſchaft.“ Die Schwalben unter’m Sims und das Storchneſt auf dem Dache ſorgen für die nöthige Dorf-Gemüthlichkeit, die Hähne krähen,
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Saalow.
Ein Kapitel vom alten Schadow.
Ihr wolltet lebend nicht einander weichen,
Im Tode hat nun jeder ſeine Krone;
Verbrüdert mögt ihr euch die Hände reichen.
Platen.
Auf dem Plateau des Teltow, ziemlich halben Weges zwiſchen
Trebbin und Zoſſen, liegt das Dörfchen Saalow. Elsbruch,
Kiefernwald und ſandige Höhen faſſen es ein, und die letzteren,
die den grotesken Namen der „Höllenberge“ führen, bilden neben
einem benachbarten See, der „Sprotter Lache“, ſo ziemlich die
ganze Poeſie des Orts.
Wir kommen von Großbeeren her, haben eben das Dorf
Schünow paſſirt, und zwiſchen Wald und Bruchland unſern Weg
verfolgend, erreichen wir zuletzt eine kurze Maulbeerbaum-Allee,
die bis an den Eingang des Dörfchens führt, dem unſre heutige
Wanderung gilt. Eben Saalow. Eine Kirche fehlt, ein Her-
renhaus auch, und ein paar Dutzend Häuſer und Gehöfte,
ſauber gehalten und meiſt mit Ziegeln gedeckt, bilden die Dorf-
ſtraße, die ſich alsbald platzartig erweitert. In der Mitte dieſes
Platzes dehnt ſich der übliche Waſſertümpel, ohne den geringſten An-
ſpruch auf die ſinnige Bezeichnung „Auge der Landſchaft.“ Die
Schwalben unter’m Sims und das Storchneſt auf dem Dache
ſorgen für die nöthige Dorf-Gemüthlichkeit, die Hähne krähen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [336]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/352>, abgerufen am 25.11.2024.
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