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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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her, das Wasser zeigt eine leichte Trübe, der Himmel ist grau. Ein
Gefühl beschleicht mich wieder, stärker noch als zuvor, als ruhe
hier etwas, das sprechen wolle, -- ein Geheimniß, eine Geschichte.
Ich ziehe die Ruder ein und horche. Die Wellen klatschen an den
Kiel und der Wind biegt das Rohr knisternd nieder. Sonst alles
stumm. Die Wolken sinken immer tiefer; nun öffnen sie sich
und hinter der grauen Wand, die der niederfallende Regen nach
allen Seiten hin aufrichtet, verschwindet die Landschaft, Stadt
und Schloß.

So sah ich den Teupitz-See zuletzt und ich habe Sehnsucht
ihn wieder zu sehn. Ist es seine Schönheit allein, oder zieht mich
der Zauber, den das Schweigen hat? Jenes Schweigen, das
etwas verschweigt.


3.
Mittenwalde.
"Befiehl Du Deine Wege
Und was das Herze kränkt
Der allertreusten Pflege
Deß, der den Himmel lenkt" ....
Und kaum das Lied vernommen,
Ist über sie gekommen
Der Friede Gottes aus der Höh'.

Schmidt von Lübeck.

Teupitz war der äußerste Punkt unserer Pfingstfahrt; auf
dem Rückwege lassen wir es uns angelegen sein, an Mittenwalde
nicht ohne Ansprache vorüber zu gehn.

Im Allgemeinen darf man fragen: wer reist nach Mitten-
walde? Niemand. Und doch ist es ein sehenswerther Ort, der
Anspruch hat auf einen Besuch in seinen Mauern. Nicht als ob
es eine schöne Stadt wäre, nein; aber schön oder nicht, es ist
sehenswerth, weil es alt genug ist um eine Geschichte zu haben.

Es hat sogar eine Vorgeschichte: Sagen und Traditionen
von einem Alt-Mittenwalde, das, in unmittelbarer Nähe der

her, das Waſſer zeigt eine leichte Trübe, der Himmel iſt grau. Ein
Gefühl beſchleicht mich wieder, ſtärker noch als zuvor, als ruhe
hier etwas, das ſprechen wolle, — ein Geheimniß, eine Geſchichte.
Ich ziehe die Ruder ein und horche. Die Wellen klatſchen an den
Kiel und der Wind biegt das Rohr kniſternd nieder. Sonſt alles
ſtumm. Die Wolken ſinken immer tiefer; nun öffnen ſie ſich
und hinter der grauen Wand, die der niederfallende Regen nach
allen Seiten hin aufrichtet, verſchwindet die Landſchaft, Stadt
und Schloß.

So ſah ich den Teupitz-See zuletzt und ich habe Sehnſucht
ihn wieder zu ſehn. Iſt es ſeine Schönheit allein, oder zieht mich
der Zauber, den das Schweigen hat? Jenes Schweigen, das
etwas verſchweigt.


3.
Mittenwalde.
„Befiehl Du Deine Wege
Und was das Herze kränkt
Der allertreuſten Pflege
Deß, der den Himmel lenkt“ ....
Und kaum das Lied vernommen,
Iſt über ſie gekommen
Der Friede Gottes aus der Höh’.

Schmidt von Lübeck.

Teupitz war der äußerſte Punkt unſerer Pfingſtfahrt; auf
dem Rückwege laſſen wir es uns angelegen ſein, an Mittenwalde
nicht ohne Anſprache vorüber zu gehn.

Im Allgemeinen darf man fragen: wer reiſt nach Mitten-
walde? Niemand. Und doch iſt es ein ſehenswerther Ort, der
Anſpruch hat auf einen Beſuch in ſeinen Mauern. Nicht als ob
es eine ſchöne Stadt wäre, nein; aber ſchön oder nicht, es iſt
ſehenswerth, weil es alt genug iſt um eine Geſchichte zu haben.

Es hat ſogar eine Vorgeſchichte: Sagen und Traditionen
von einem Alt-Mittenwalde, das, in unmittelbarer Nähe der

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[270/0286] her, das Waſſer zeigt eine leichte Trübe, der Himmel iſt grau. Ein Gefühl beſchleicht mich wieder, ſtärker noch als zuvor, als ruhe hier etwas, das ſprechen wolle, — ein Geheimniß, eine Geſchichte. Ich ziehe die Ruder ein und horche. Die Wellen klatſchen an den Kiel und der Wind biegt das Rohr kniſternd nieder. Sonſt alles ſtumm. Die Wolken ſinken immer tiefer; nun öffnen ſie ſich und hinter der grauen Wand, die der niederfallende Regen nach allen Seiten hin aufrichtet, verſchwindet die Landſchaft, Stadt und Schloß. So ſah ich den Teupitz-See zuletzt und ich habe Sehnſucht ihn wieder zu ſehn. Iſt es ſeine Schönheit allein, oder zieht mich der Zauber, den das Schweigen hat? Jenes Schweigen, das etwas verſchweigt. 3. Mittenwalde. „Befiehl Du Deine Wege Und was das Herze kränkt Der allertreuſten Pflege Deß, der den Himmel lenkt“ .... Und kaum das Lied vernommen, Iſt über ſie gekommen Der Friede Gottes aus der Höh’. Schmidt von Lübeck. Teupitz war der äußerſte Punkt unſerer Pfingſtfahrt; auf dem Rückwege laſſen wir es uns angelegen ſein, an Mittenwalde nicht ohne Anſprache vorüber zu gehn. Im Allgemeinen darf man fragen: wer reiſt nach Mitten- walde? Niemand. Und doch iſt es ein ſehenswerther Ort, der Anſpruch hat auf einen Beſuch in ſeinen Mauern. Nicht als ob es eine ſchöne Stadt wäre, nein; aber ſchön oder nicht, es iſt ſehenswerth, weil es alt genug iſt um eine Geſchichte zu haben. Es hat ſogar eine Vorgeſchichte: Sagen und Traditionen von einem Alt-Mittenwalde, das, in unmittelbarer Nähe der

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/286>, abgerufen am 24.11.2024.