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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Als die Deutschen ins Land kamen, gründeten sie das noch
existirende Deutsch-Wustrow zum Unterschiede von Wendisch-
Wustrow, schließlich aber wurden beide Worte durch ein ange-
hängtes "hausen" germanisirt und Deutsch- und Wendisch-Wuster-
hausen waren fertig.

Wendisch-Wusterhausen, nur mit diesem haben wir es zu
thun, wurd' eine märkgräfliche Burg. Sie vertheidigte -- wie
"Schloß Mittenwalde" von dem wir in einem der nächsten
Kapitel sprechen werden -- den Notte-Uebergang und war eine der
vielen Grenzburgen zwischen der Mark und der Lausitz.

Wendisch-Wusterhausen blieb markgräfliche Burg bis gegen
1370 und es ist eher wahrscheinlich als nicht, daß der alte, von
der Prinzessin als "Diebswinkel" bezeichnete Thurm bis in jene
markgräfliche Zeit zurückdatirt. Etwa 1375 kamen die Schlieben
in den betreffenden Besitz, eine Familie, die damals in der
Umgegend reich begütert war. Sie besaßen es ein Jahrhundert
lang, auch während der Quitzow-Zeit, ohne daß besondere
"Räuberthaten" aus dieser ihrer Besitz-Epoche bekannt geworden
wären. 1475 kauften es die Schenken von Landsberg, da-
malige Besitzer der Herrschaft Teupitz, aus deren Händen es,
kleiner Mittelglieder zu geschweigen, 1683 an den Kurprinzen
Friedrich, den späteren König Friedrich I. kam. Dieser aber
überließ es 1698 seinem damals erst zehn Jahr alten Sohne, dem
späteren König Friedrich Wilhelm I.

Friedrich Wilhelm I. nahm Wendisch-Wusterhausen von
Anfang an in seine besondere Affection und hielt bei dieser Be-
vorzugung aus bis zu seinem Tode. Was es jetzt ist, verdankt
es ihm, dem "Soldatenkönig;" Straßen- und Park-Anlagen
entstanden und mit Recht wechselte der Flecken seinen Namen und
erhob sich aus einem Wendisch-Wusterhausen zu einem Königs-
Wusterhausen.

Königs-Wusterhausen ist vieleicht mehr als irgend ein anderer
Ort, nur Potsdam ausgeschlossen, mit der Lebens- und Regierungs-
Geschichte König Friedrich Wilhelms I. verwachsen. Hier ließ er
als Knabe seine "Kadetten" und einige Jahre später seine "Leib-
Compagnie" exerciren. Hier übte und stählte er seinen Körper,

Als die Deutſchen ins Land kamen, gründeten ſie das noch
exiſtirende Deutſch-Wuſtrow zum Unterſchiede von Wendiſch-
Wuſtrow, ſchließlich aber wurden beide Worte durch ein ange-
hängtes „hauſen“ germaniſirt und Deutſch- und Wendiſch-Wuſter-
hauſen waren fertig.

Wendiſch-Wuſterhauſen, nur mit dieſem haben wir es zu
thun, wurd’ eine märkgräfliche Burg. Sie vertheidigte — wie
„Schloß Mittenwalde“ von dem wir in einem der nächſten
Kapitel ſprechen werden — den Notte-Uebergang und war eine der
vielen Grenzburgen zwiſchen der Mark und der Lauſitz.

Wendiſch-Wuſterhauſen blieb markgräfliche Burg bis gegen
1370 und es iſt eher wahrſcheinlich als nicht, daß der alte, von
der Prinzeſſin als „Diebswinkel“ bezeichnete Thurm bis in jene
markgräfliche Zeit zurückdatirt. Etwa 1375 kamen die Schlieben
in den betreffenden Beſitz, eine Familie, die damals in der
Umgegend reich begütert war. Sie beſaßen es ein Jahrhundert
lang, auch während der Quitzow-Zeit, ohne daß beſondere
„Räuberthaten“ aus dieſer ihrer Beſitz-Epoche bekannt geworden
wären. 1475 kauften es die Schenken von Landsberg, da-
malige Beſitzer der Herrſchaft Teupitz, aus deren Händen es,
kleiner Mittelglieder zu geſchweigen, 1683 an den Kurprinzen
Friedrich, den ſpäteren König Friedrich I. kam. Dieſer aber
überließ es 1698 ſeinem damals erſt zehn Jahr alten Sohne, dem
ſpäteren König Friedrich Wilhelm I.

Friedrich Wilhelm I. nahm Wendiſch-Wuſterhauſen von
Anfang an in ſeine beſondere Affection und hielt bei dieſer Be-
vorzugung aus bis zu ſeinem Tode. Was es jetzt iſt, verdankt
es ihm, dem „Soldatenkönig;“ Straßen- und Park-Anlagen
entſtanden und mit Recht wechſelte der Flecken ſeinen Namen und
erhob ſich aus einem Wendiſch-Wuſterhauſen zu einem Königs-
Wuſterhauſen.

Königs-Wuſterhauſen iſt vieleicht mehr als irgend ein anderer
Ort, nur Potsdam ausgeſchloſſen, mit der Lebens- und Regierungs-
Geſchichte König Friedrich Wilhelms I. verwachſen. Hier ließ er
als Knabe ſeine „Kadetten“ und einige Jahre ſpäter ſeine „Leib-
Compagnie“ exerciren. Hier übte und ſtählte er ſeinen Körper,

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[255/0271] Als die Deutſchen ins Land kamen, gründeten ſie das noch exiſtirende Deutſch-Wuſtrow zum Unterſchiede von Wendiſch- Wuſtrow, ſchließlich aber wurden beide Worte durch ein ange- hängtes „hauſen“ germaniſirt und Deutſch- und Wendiſch-Wuſter- hauſen waren fertig. Wendiſch-Wuſterhauſen, nur mit dieſem haben wir es zu thun, wurd’ eine märkgräfliche Burg. Sie vertheidigte — wie „Schloß Mittenwalde“ von dem wir in einem der nächſten Kapitel ſprechen werden — den Notte-Uebergang und war eine der vielen Grenzburgen zwiſchen der Mark und der Lauſitz. Wendiſch-Wuſterhauſen blieb markgräfliche Burg bis gegen 1370 und es iſt eher wahrſcheinlich als nicht, daß der alte, von der Prinzeſſin als „Diebswinkel“ bezeichnete Thurm bis in jene markgräfliche Zeit zurückdatirt. Etwa 1375 kamen die Schlieben in den betreffenden Beſitz, eine Familie, die damals in der Umgegend reich begütert war. Sie beſaßen es ein Jahrhundert lang, auch während der Quitzow-Zeit, ohne daß beſondere „Räuberthaten“ aus dieſer ihrer Beſitz-Epoche bekannt geworden wären. 1475 kauften es die Schenken von Landsberg, da- malige Beſitzer der Herrſchaft Teupitz, aus deren Händen es, kleiner Mittelglieder zu geſchweigen, 1683 an den Kurprinzen Friedrich, den ſpäteren König Friedrich I. kam. Dieſer aber überließ es 1698 ſeinem damals erſt zehn Jahr alten Sohne, dem ſpäteren König Friedrich Wilhelm I. Friedrich Wilhelm I. nahm Wendiſch-Wuſterhauſen von Anfang an in ſeine beſondere Affection und hielt bei dieſer Be- vorzugung aus bis zu ſeinem Tode. Was es jetzt iſt, verdankt es ihm, dem „Soldatenkönig;“ Straßen- und Park-Anlagen entſtanden und mit Recht wechſelte der Flecken ſeinen Namen und erhob ſich aus einem Wendiſch-Wuſterhauſen zu einem Königs- Wuſterhauſen. Königs-Wuſterhauſen iſt vieleicht mehr als irgend ein anderer Ort, nur Potsdam ausgeſchloſſen, mit der Lebens- und Regierungs- Geſchichte König Friedrich Wilhelms I. verwachſen. Hier ließ er als Knabe ſeine „Kadetten“ und einige Jahre ſpäter ſeine „Leib- Compagnie“ exerciren. Hier übte und ſtählte er ſeinen Körper,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/271>, abgerufen am 25.11.2024.