Personalbestande so genau, wie wenn ich ein Kataster-Beamter unter König Friedrich I. oder wohl gar der Dorfschulmeister von Anno 1704 gewesen wäre. Denn die Malchower, kluge Leute schon damals, hatten sich in den seltensten Fällen bei der Auswahl ihrer Pathen auf sich und ihresgleichen beschränkt, sondern waren immer bestrebt gewesen in den christlichen Schutz des Herrenhauses, am liebsten und häufigsten in den des Beamten- und Dienstper- sonals zu treten. Aus der Reihe der betreffenden Personen aber mögen hier, unter Anlehnung an die Taufregister, folgende Namen und Titulaturen stehn: Herr Schlichting "Lustgärtner"; Mon- sieur Ernst, Lakai bei des Freiherrn von Fuchs Excellenz; Mon- sieur Abraham Luckold, Koch bei Sr. Excellenz; Monsieur Peter Schultze, Kammerdiener bei Sr. Excellenz; Mademoiselle Jo- hanna Zollikoferin, Kammermädchen bei Madame la Baronne de Fuchs; Jungfer Anna Dorothea Philitzin, Mädchen bei der Freifrau v. Fuchs; Jungfer Anna Maria Löschin, Mädchen bei der Frau Baronin. Alle diese Personen finden sich wiederholentlich. Der eigentlich große Taufakt jener Epoche scheint aber der im Hause des Dorf-Krügers gewesen zu sein. Hier begegnen wir allen möglichen "großen Namen" aus der Zeit von 1698 bis 1704. Und zwar: Paul Freiherr von Fuchs, Geheimer Etats- und Kriegsrath; Baron von Hertefeld, Oberforstmeister in Cleve; Johann Paul Freiherr v. Fuchs, Hof- und Ravensbergischer Appellationsgerichtsrath; Madame Louise de Fuchs, nee de Friede- born; Madame la Baronne de Hertefeld, nee de Bozelar; Madame de Fuchs nee Bozelar. Nehmen wir noch die sich an andrer Stelle findenden Namen der Frau von Barfus aus dem benachbarten Blankenburg, der Frau Apotheker Zornin aus Berlin und des Christoph Hammer, Leibkutschers bei Seiner Durchlaucht dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg hinzu, so wird es uns unschwer gelingen ein Bild des Malchower Lebens aus seinen historischen sieben Jahren aufzubauen. Es waren eben Umgangs- und Gesellschafts-Formen, auf die genau die Schil- derung paßt, die F. v. Salpius in seiner Eingangs erwähnten Paul v. Fuchs'schen Monographie von dem Leben der damaligen regierenden Klassen entworfen hat.
"Man kann" so schreibt er "von den brandenburgischen Landen
Perſonalbeſtande ſo genau, wie wenn ich ein Kataſter-Beamter unter König Friedrich I. oder wohl gar der Dorfſchulmeiſter von Anno 1704 geweſen wäre. Denn die Malchower, kluge Leute ſchon damals, hatten ſich in den ſeltenſten Fällen bei der Auswahl ihrer Pathen auf ſich und ihresgleichen beſchränkt, ſondern waren immer beſtrebt geweſen in den chriſtlichen Schutz des Herrenhauſes, am liebſten und häufigſten in den des Beamten- und Dienſtper- ſonals zu treten. Aus der Reihe der betreffenden Perſonen aber mögen hier, unter Anlehnung an die Taufregiſter, folgende Namen und Titulaturen ſtehn: Herr Schlichting „Luſtgärtner“; Mon- ſieur Ernſt, Lakai bei des Freiherrn von Fuchs Excellenz; Mon- ſieur Abraham Luckold, Koch bei Sr. Excellenz; Monſieur Peter Schultze, Kammerdiener bei Sr. Excellenz; Mademoiſelle Jo- hanna Zollikoferin, Kammermädchen bei Madame la Baronne de Fuchs; Jungfer Anna Dorothea Philitzin, Mädchen bei der Freifrau v. Fuchs; Jungfer Anna Maria Löſchin, Mädchen bei der Frau Baronin. Alle dieſe Perſonen finden ſich wiederholentlich. Der eigentlich große Taufakt jener Epoche ſcheint aber der im Hauſe des Dorf-Krügers geweſen zu ſein. Hier begegnen wir allen möglichen „großen Namen“ aus der Zeit von 1698 bis 1704. Und zwar: Paul Freiherr von Fuchs, Geheimer Etats- und Kriegsrath; Baron von Hertefeld, Oberforſtmeiſter in Cleve; Johann Paul Freiherr v. Fuchs, Hof- und Ravensbergiſcher Appellationsgerichtsrath; Madame Louiſe de Fuchs, née de Friede- born; Madame la Baronne de Hertefeld, née de Bozelar; Madame de Fuchs née Bozelar. Nehmen wir noch die ſich an andrer Stelle findenden Namen der Frau von Barfus aus dem benachbarten Blankenburg, der Frau Apotheker Zornin aus Berlin und des Chriſtoph Hammer, Leibkutſchers bei Seiner Durchlaucht dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg hinzu, ſo wird es uns unſchwer gelingen ein Bild des Malchower Lebens aus ſeinen hiſtoriſchen ſieben Jahren aufzubauen. Es waren eben Umgangs- und Geſellſchafts-Formen, auf die genau die Schil- derung paßt, die F. v. Salpius in ſeiner Eingangs erwähnten Paul v. Fuchs’ſchen Monographie von dem Leben der damaligen regierenden Klaſſen entworfen hat.
„Man kann“ ſo ſchreibt er „von den brandenburgiſchen Landen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0255"n="239"/>
Perſonalbeſtande ſo genau, wie wenn ich ein Kataſter-Beamter<lb/>
unter König Friedrich <hirendition="#aq">I.</hi> oder wohl gar der Dorfſchulmeiſter von<lb/>
Anno 1704 geweſen wäre. Denn die Malchower, kluge Leute<lb/>ſchon damals, hatten ſich in den ſeltenſten Fällen bei der Auswahl<lb/>
ihrer Pathen auf ſich und ihresgleichen beſchränkt, ſondern waren<lb/>
immer beſtrebt geweſen in den chriſtlichen Schutz des Herrenhauſes,<lb/>
am liebſten und häufigſten in den des Beamten- und Dienſtper-<lb/>ſonals zu treten. Aus der Reihe der betreffenden Perſonen aber<lb/>
mögen hier, unter Anlehnung an die Taufregiſter, folgende Namen<lb/>
und Titulaturen ſtehn: Herr <hirendition="#g">Schlichting</hi>„Luſtgärtner“; Mon-<lb/>ſieur <hirendition="#g">Ernſt</hi>, Lakai bei des Freiherrn von Fuchs Excellenz; Mon-<lb/>ſieur <hirendition="#g">Abraham Luckold</hi>, Koch bei Sr. Excellenz; Monſieur <hirendition="#g">Peter<lb/>
Schultze</hi>, Kammerdiener bei Sr. Excellenz; Mademoiſelle <hirendition="#g">Jo-<lb/>
hanna Zollikoferin</hi>, Kammermädchen bei Madame la Baronne<lb/>
de Fuchs; Jungfer Anna Dorothea <hirendition="#g">Philitzin</hi>, Mädchen bei der<lb/>
Freifrau v. Fuchs; Jungfer Anna Maria <hirendition="#g">Löſchin</hi>, Mädchen bei<lb/>
der Frau Baronin. Alle dieſe Perſonen finden ſich wiederholentlich.<lb/>
Der eigentlich große Taufakt jener Epoche ſcheint aber der im<lb/>
Hauſe des Dorf-Krügers geweſen zu ſein. Hier begegnen wir<lb/>
allen möglichen „<hirendition="#g">großen</hi> Namen“ aus der Zeit von 1698 bis<lb/>
1704. Und zwar: <hirendition="#g">Paul</hi> Freiherr von <hirendition="#g">Fuchs</hi>, Geheimer Etats-<lb/>
und Kriegsrath; Baron von <hirendition="#g">Hertefeld</hi>, Oberforſtmeiſter in Cleve;<lb/><hirendition="#g">Johann</hi> Paul Freiherr v. <hirendition="#g">Fuchs</hi>, Hof- und Ravensbergiſcher<lb/>
Appellationsgerichtsrath; Madame Louiſe de Fuchs, <hirendition="#aq">née</hi> de Friede-<lb/>
born; Madame la Baronne de Hertefeld, <hirendition="#aq">née</hi> de Bozelar;<lb/>
Madame de Fuchs <hirendition="#aq">née</hi> Bozelar. Nehmen wir noch die ſich an<lb/>
andrer Stelle findenden Namen der Frau von <hirendition="#g">Barfus</hi> aus dem<lb/>
benachbarten Blankenburg, der Frau Apotheker <hirendition="#g">Zornin</hi> aus<lb/>
Berlin und des Chriſtoph <hirendition="#g">Hammer</hi>, Leibkutſchers bei Seiner<lb/>
Durchlaucht dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg hinzu,<lb/>ſo wird es uns unſchwer gelingen ein Bild des Malchower Lebens<lb/>
aus ſeinen hiſtoriſchen ſieben Jahren aufzubauen. Es waren eben<lb/>
Umgangs- und Geſellſchafts-Formen, auf die genau die Schil-<lb/>
derung paßt, die F. v. Salpius in ſeiner Eingangs erwähnten<lb/>
Paul v. Fuchs’ſchen Monographie von dem Leben der damaligen<lb/>
regierenden Klaſſen entworfen hat.</p><lb/><p>„Man kann“ſo ſchreibt er „von den brandenburgiſchen Landen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[239/0255]
Perſonalbeſtande ſo genau, wie wenn ich ein Kataſter-Beamter
unter König Friedrich I. oder wohl gar der Dorfſchulmeiſter von
Anno 1704 geweſen wäre. Denn die Malchower, kluge Leute
ſchon damals, hatten ſich in den ſeltenſten Fällen bei der Auswahl
ihrer Pathen auf ſich und ihresgleichen beſchränkt, ſondern waren
immer beſtrebt geweſen in den chriſtlichen Schutz des Herrenhauſes,
am liebſten und häufigſten in den des Beamten- und Dienſtper-
ſonals zu treten. Aus der Reihe der betreffenden Perſonen aber
mögen hier, unter Anlehnung an die Taufregiſter, folgende Namen
und Titulaturen ſtehn: Herr Schlichting „Luſtgärtner“; Mon-
ſieur Ernſt, Lakai bei des Freiherrn von Fuchs Excellenz; Mon-
ſieur Abraham Luckold, Koch bei Sr. Excellenz; Monſieur Peter
Schultze, Kammerdiener bei Sr. Excellenz; Mademoiſelle Jo-
hanna Zollikoferin, Kammermädchen bei Madame la Baronne
de Fuchs; Jungfer Anna Dorothea Philitzin, Mädchen bei der
Freifrau v. Fuchs; Jungfer Anna Maria Löſchin, Mädchen bei
der Frau Baronin. Alle dieſe Perſonen finden ſich wiederholentlich.
Der eigentlich große Taufakt jener Epoche ſcheint aber der im
Hauſe des Dorf-Krügers geweſen zu ſein. Hier begegnen wir
allen möglichen „großen Namen“ aus der Zeit von 1698 bis
1704. Und zwar: Paul Freiherr von Fuchs, Geheimer Etats-
und Kriegsrath; Baron von Hertefeld, Oberforſtmeiſter in Cleve;
Johann Paul Freiherr v. Fuchs, Hof- und Ravensbergiſcher
Appellationsgerichtsrath; Madame Louiſe de Fuchs, née de Friede-
born; Madame la Baronne de Hertefeld, née de Bozelar;
Madame de Fuchs née Bozelar. Nehmen wir noch die ſich an
andrer Stelle findenden Namen der Frau von Barfus aus dem
benachbarten Blankenburg, der Frau Apotheker Zornin aus
Berlin und des Chriſtoph Hammer, Leibkutſchers bei Seiner
Durchlaucht dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg hinzu,
ſo wird es uns unſchwer gelingen ein Bild des Malchower Lebens
aus ſeinen hiſtoriſchen ſieben Jahren aufzubauen. Es waren eben
Umgangs- und Geſellſchafts-Formen, auf die genau die Schil-
derung paßt, die F. v. Salpius in ſeiner Eingangs erwähnten
Paul v. Fuchs’ſchen Monographie von dem Leben der damaligen
regierenden Klaſſen entworfen hat.
„Man kann“ ſo ſchreibt er „von den brandenburgiſchen Landen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/255>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.