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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Eine gewisse Zeit scheint der Prinz sein Versprechen auch wirklich
gehalten zu haben, aber nicht auf lange. Schon im Frühjahr 85
ist die Oberhofmeisterin aufs Neue beunruhigt und schreibt:

"Der Prinz spricht wieder mehr mit Julie; das muß auf-
hören. Im Grunde fürcht' ich vor Allem, daß sie selbst sich
innerlich nicht recht von ihm frei machen kann." Und einige
Wochen später: "Der Prinz kommt ewig zur alten Königin
nach Schönhausen und ich weiß, das Alles geschieht doch nur
wegen Julie. Ich besorge, er giebt sie noch nicht ganz auf und
sinnt nur darüber nach, ob es gar keine Hoffnung mehr für ihn
gebe. Wenn nur nicht, trotz all seiner Versprechungen, diese
Sache sich doch noch zum Unheil wendet! Man müßte Julie
durchaus vom Hofe entfernen."

1786.

Das Jahr 86 war das entscheidende. Hier sind auch die
Tagebuch-Aufzeichnungen am zahlreichsten. Es werden wieder-
holentlich von Seiten des Prinzen Rückzugsversprechungen gemacht,
aber nur um sie gleich darauf durch die That zu widerlegen.

März 86. Der Prinz thut mir leid; aber trotz seiner
Leidenschaft für Julie macht er sich doch von der Liaison mit
seiner sogenannten Freundin (der Rietz, späteren Lichtenau) nicht
los. -- Der Prinz ist unglaublich zerstreut; seine Neigung nimmt
seine Gedanken ganz gefangen. -- Der Prinz kam zum Diner
nach Schönhausen und schien nichts zu sehen als Julie. -- Ich
habe das Gefühl, als finge die Sache da wieder an, wo sie
mit Mühe zum Abschluß gekommen war.

April 86. Der Prinz kam zu Tische, nachher machte er
es möglich mit ihr zu sprechen. Nach einigen Worten verlor
sie die Fassung und brach in Thränen aus. Ich verstehe das
Alles nicht mehr. -- Der Prinz weiß sich nicht recht zu be-
herrschen, er ist eifersüchtig und aufgeregt, sobald Julie einmal
nicht da ist oder sich ihr Jemand nähert. -- Ich habe den
Prinzen an das erinnert, was er seit einiger Zeit zu vergessen
scheint, und er versprach es von Neuem. Er ist doch sehr gut!
Gott gebe, daß es so bleibt, wenn er erst König ist.

Mai 86. Der arme Prinz, er ist schrecklich unglücklich. Heute

Eine gewiſſe Zeit ſcheint der Prinz ſein Verſprechen auch wirklich
gehalten zu haben, aber nicht auf lange. Schon im Frühjahr 85
iſt die Oberhofmeiſterin aufs Neue beunruhigt und ſchreibt:

„Der Prinz ſpricht wieder mehr mit Julie; das muß auf-
hören. Im Grunde fürcht’ ich vor Allem, daß ſie ſelbſt ſich
innerlich nicht recht von ihm frei machen kann.“ Und einige
Wochen ſpäter: „Der Prinz kommt ewig zur alten Königin
nach Schönhauſen und ich weiß, das Alles geſchieht doch nur
wegen Julie. Ich beſorge, er giebt ſie noch nicht ganz auf und
ſinnt nur darüber nach, ob es gar keine Hoffnung mehr für ihn
gebe. Wenn nur nicht, trotz all ſeiner Verſprechungen, dieſe
Sache ſich doch noch zum Unheil wendet! Man müßte Julie
durchaus vom Hofe entfernen.“

1786.

Das Jahr 86 war das entſcheidende. Hier ſind auch die
Tagebuch-Aufzeichnungen am zahlreichſten. Es werden wieder-
holentlich von Seiten des Prinzen Rückzugsverſprechungen gemacht,
aber nur um ſie gleich darauf durch die That zu widerlegen.

März 86. Der Prinz thut mir leid; aber trotz ſeiner
Leidenſchaft für Julie macht er ſich doch von der Liaiſon mit
ſeiner ſogenannten Freundin (der Rietz, ſpäteren Lichtenau) nicht
los. — Der Prinz iſt unglaublich zerſtreut; ſeine Neigung nimmt
ſeine Gedanken ganz gefangen. — Der Prinz kam zum Diner
nach Schönhauſen und ſchien nichts zu ſehen als Julie. — Ich
habe das Gefühl, als finge die Sache da wieder an, wo ſie
mit Mühe zum Abſchluß gekommen war.

April 86. Der Prinz kam zu Tiſche, nachher machte er
es möglich mit ihr zu ſprechen. Nach einigen Worten verlor
ſie die Faſſung und brach in Thränen aus. Ich verſtehe das
Alles nicht mehr. — Der Prinz weiß ſich nicht recht zu be-
herrſchen, er iſt eiferſüchtig und aufgeregt, ſobald Julie einmal
nicht da iſt oder ſich ihr Jemand nähert. — Ich habe den
Prinzen an das erinnert, was er ſeit einiger Zeit zu vergeſſen
ſcheint, und er verſprach es von Neuem. Er iſt doch ſehr gut!
Gott gebe, daß es ſo bleibt, wenn er erſt König iſt.

Mai 86. Der arme Prinz, er iſt ſchrecklich unglücklich. Heute

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[178/0194] Eine gewiſſe Zeit ſcheint der Prinz ſein Verſprechen auch wirklich gehalten zu haben, aber nicht auf lange. Schon im Frühjahr 85 iſt die Oberhofmeiſterin aufs Neue beunruhigt und ſchreibt: „Der Prinz ſpricht wieder mehr mit Julie; das muß auf- hören. Im Grunde fürcht’ ich vor Allem, daß ſie ſelbſt ſich innerlich nicht recht von ihm frei machen kann.“ Und einige Wochen ſpäter: „Der Prinz kommt ewig zur alten Königin nach Schönhauſen und ich weiß, das Alles geſchieht doch nur wegen Julie. Ich beſorge, er giebt ſie noch nicht ganz auf und ſinnt nur darüber nach, ob es gar keine Hoffnung mehr für ihn gebe. Wenn nur nicht, trotz all ſeiner Verſprechungen, dieſe Sache ſich doch noch zum Unheil wendet! Man müßte Julie durchaus vom Hofe entfernen.“ 1786. Das Jahr 86 war das entſcheidende. Hier ſind auch die Tagebuch-Aufzeichnungen am zahlreichſten. Es werden wieder- holentlich von Seiten des Prinzen Rückzugsverſprechungen gemacht, aber nur um ſie gleich darauf durch die That zu widerlegen. März 86. Der Prinz thut mir leid; aber trotz ſeiner Leidenſchaft für Julie macht er ſich doch von der Liaiſon mit ſeiner ſogenannten Freundin (der Rietz, ſpäteren Lichtenau) nicht los. — Der Prinz iſt unglaublich zerſtreut; ſeine Neigung nimmt ſeine Gedanken ganz gefangen. — Der Prinz kam zum Diner nach Schönhauſen und ſchien nichts zu ſehen als Julie. — Ich habe das Gefühl, als finge die Sache da wieder an, wo ſie mit Mühe zum Abſchluß gekommen war. April 86. Der Prinz kam zu Tiſche, nachher machte er es möglich mit ihr zu ſprechen. Nach einigen Worten verlor ſie die Faſſung und brach in Thränen aus. Ich verſtehe das Alles nicht mehr. — Der Prinz weiß ſich nicht recht zu be- herrſchen, er iſt eiferſüchtig und aufgeregt, ſobald Julie einmal nicht da iſt oder ſich ihr Jemand nähert. — Ich habe den Prinzen an das erinnert, was er ſeit einiger Zeit zu vergeſſen ſcheint, und er verſprach es von Neuem. Er iſt doch ſehr gut! Gott gebe, daß es ſo bleibt, wenn er erſt König iſt. Mai 86. Der arme Prinz, er iſt ſchrecklich unglücklich. Heute

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/194>, abgerufen am 24.11.2024.