Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.In Ungarn Feldmarschall sollt' sein. Feldmarschall im Braunschweiger Land War er, braucht ritterlich sein' Hand; Da Herzog Moritz fiel der Held Feldmarschall er war kühn im Feld. Feldmarschall er vor Gotha kam Kurfürst August ihn mit sich nahm. Ein Sohn dieses Feldmarschalls Joachim von R. war Soviel über die Roebels. Von den andern drei Familien Die Sonne weckt uns bei guter Zeit. Das rothe Deckbett *) Auch eines andern Roebel noch, der sich im 17. Jahrhundert aus-
zeichnete, möcht' ich hier flüchtig und in einer Anmerkung wenigstens erwähnen dürfen. Es war dies der Oberst Dietrich von Roebel auf Hohen-Schön- hausen, der "durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. mit Führung eines Regiments zu Fuß begnadigt, an der Spitze dieses Regiments mit vor Wien und Ofen war und unterschiedenen Kampagnen und Battalgen beiwohnte." Des Krieges endlich müde, zog er sich um 1690 oder doch nicht viel später auf sein väterliches Gut (Hohen-Schönhausen) zurück und begann daselbst die kleine Steinkirche zu schmücken. Zu Helm und Schild einer muthmaßlich längst zurück- liegenden Epoche, hing er die Fahnen und Feldzeichen seines sächsischen Regiments und bekleidete die Wandung der Empore mit den Wappenschildern aller ihm durch Heirath verwandt gewordenen Familien: der Sparrs und Flanß, der Pfuels und Arnims und insonderheit der jetzt ausgestorbenen, aber im 17. Jahr- hundert über den ganzen Barnim hin reich begüterten Krummensee's. In Ungarn Feldmarſchall ſollt’ ſein. Feldmarſchall im Braunſchweiger Land War er, braucht ritterlich ſein’ Hand; Da Herzog Moritz fiel der Held Feldmarſchall er war kühn im Feld. Feldmarſchall er vor Gotha kam Kurfürſt Auguſt ihn mit ſich nahm. Ein Sohn dieſes Feldmarſchalls Joachim von R. war Soviel über die Roebels. Von den andern drei Familien Die Sonne weckt uns bei guter Zeit. Das rothe Deckbett *) Auch eines andern Roebel noch, der ſich im 17. Jahrhundert aus-
zeichnete, möcht’ ich hier flüchtig und in einer Anmerkung wenigſtens erwähnen dürfen. Es war dies der Oberſt Dietrich von Roebel auf Hohen-Schön- hauſen, der „durch den ſächſiſchen Kurfürſten Johann Georg III. mit Führung eines Regiments zu Fuß begnadigt, an der Spitze dieſes Regiments mit vor Wien und Ofen war und unterſchiedenen Kampagnen und Battalgen beiwohnte.“ Des Krieges endlich müde, zog er ſich um 1690 oder doch nicht viel ſpäter auf ſein väterliches Gut (Hohen-Schönhauſen) zurück und begann daſelbſt die kleine Steinkirche zu ſchmücken. Zu Helm und Schild einer muthmaßlich längſt zurück- liegenden Epoche, hing er die Fahnen und Feldzeichen ſeines ſächſiſchen Regiments und bekleidete die Wandung der Empore mit den Wappenſchildern aller ihm durch Heirath verwandt gewordenen Familien: der Sparrs und Flanß, der Pfuels und Arnims und inſonderheit der jetzt ausgeſtorbenen, aber im 17. Jahr- hundert über den ganzen Barnim hin reich begüterten Krummenſee’s. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0185" n="169"/> <l>In Ungarn Feldmarſchall ſollt’ ſein.</l><lb/> <l>Feldmarſchall im Braunſchweiger Land</l><lb/> <l>War er, braucht ritterlich ſein’ Hand;</l><lb/> <l>Da Herzog Moritz fiel der Held</l><lb/> <l>Feldmarſchall er war kühn im Feld.</l><lb/> <l>Feldmarſchall er vor Gotha kam</l><lb/> <l>Kurfürſt Auguſt ihn mit ſich nahm.</l> </lg><lb/> <p>Ein Sohn dieſes Feldmarſchalls <hi rendition="#g">Joachim</hi> von R. war<lb/><hi rendition="#g">Ehrentreich</hi> v. Roebel, der neben Stipendien und anderen zahl-<lb/> reichen Stiftungen, auch ein „Roebelſches Erbbegräbniß“ und zwar<lb/> in der Marienkirche zu Berlin errichtete. Daſſelbe zeigt die vor<lb/> einem Crucifix knieenden lebensgroßen Figuren Ehrentreich’s ſelbſt<lb/> und ſeiner Gemahlin Anna von Göllnitz, geſtorbrn 1630. <hi rendition="#g">Jener</hi><lb/> — ein wohlbeleibter Herr mit ſtattlichem Bart — trägt die<lb/> Ritterrüſtung des 17. Jahrhunderts, <hi rendition="#g">dieſe</hi>, die kleidſame Frauen-<lb/> tracht jener Zeit: ein langes Gewand mit weiten, faltigen Aermeln<lb/> und eine Flügelhaube.<note place="foot" n="*)">Auch eines <hi rendition="#g">andern</hi> Roebel noch, der ſich im 17. Jahrhundert aus-<lb/> zeichnete, möcht’ ich hier flüchtig und in einer Anmerkung wenigſtens erwähnen<lb/> dürfen. Es war dies der Oberſt <hi rendition="#g">Dietrich</hi> von Roebel auf <hi rendition="#g">Hohen-Schön-<lb/> hauſen</hi>, der „durch den ſächſiſchen Kurfürſten Johann Georg <hi rendition="#aq">III.</hi> mit Führung<lb/> eines Regiments zu Fuß begnadigt, an der Spitze dieſes Regiments mit vor<lb/> Wien und Ofen war und unterſchiedenen Kampagnen und Battalgen beiwohnte.“<lb/> Des Krieges endlich müde, zog er ſich um 1690 oder doch nicht viel ſpäter auf<lb/> ſein väterliches Gut (Hohen-Schönhauſen) zurück und begann daſelbſt die kleine<lb/> Steinkirche zu ſchmücken. Zu Helm und Schild einer muthmaßlich längſt zurück-<lb/> liegenden Epoche, hing er die Fahnen und Feldzeichen ſeines ſächſiſchen Regiments<lb/> und bekleidete die Wandung der Empore mit den Wappenſchildern aller ihm<lb/> durch Heirath verwandt gewordenen Familien: der Sparrs und Flanß, der<lb/> Pfuels und Arnims und inſonderheit der jetzt ausgeſtorbenen, aber im 17. Jahr-<lb/> hundert über den ganzen Barnim hin reich begüterten <hi rendition="#g">Krummenſee’s</hi>.</note></p><lb/> <p>Soviel über die Roebels. Von den andern drei Familien<lb/> an andrer Stelle.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Die Sonne weckt uns bei guter Zeit. Das rothe Deckbett<lb/> hat uns mit all ſeiner Schwere nicht ſonderlich gedrückt, und auf-<lb/> ſpringend eilen wir an’s Fenſter und laſſen den Sommermorgen<lb/> ein. Auch das Frühſtück kommt und die Lindenbäume draußen<lb/> ſorgen für Duft und Klang. Ein Blick noch auf das Strohlager,<lb/> den Schauplatz unſeres ſtillen Muths, und wir treten in die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0185]
In Ungarn Feldmarſchall ſollt’ ſein.
Feldmarſchall im Braunſchweiger Land
War er, braucht ritterlich ſein’ Hand;
Da Herzog Moritz fiel der Held
Feldmarſchall er war kühn im Feld.
Feldmarſchall er vor Gotha kam
Kurfürſt Auguſt ihn mit ſich nahm.
Ein Sohn dieſes Feldmarſchalls Joachim von R. war
Ehrentreich v. Roebel, der neben Stipendien und anderen zahl-
reichen Stiftungen, auch ein „Roebelſches Erbbegräbniß“ und zwar
in der Marienkirche zu Berlin errichtete. Daſſelbe zeigt die vor
einem Crucifix knieenden lebensgroßen Figuren Ehrentreich’s ſelbſt
und ſeiner Gemahlin Anna von Göllnitz, geſtorbrn 1630. Jener
— ein wohlbeleibter Herr mit ſtattlichem Bart — trägt die
Ritterrüſtung des 17. Jahrhunderts, dieſe, die kleidſame Frauen-
tracht jener Zeit: ein langes Gewand mit weiten, faltigen Aermeln
und eine Flügelhaube. *)
Soviel über die Roebels. Von den andern drei Familien
an andrer Stelle.
Die Sonne weckt uns bei guter Zeit. Das rothe Deckbett
hat uns mit all ſeiner Schwere nicht ſonderlich gedrückt, und auf-
ſpringend eilen wir an’s Fenſter und laſſen den Sommermorgen
ein. Auch das Frühſtück kommt und die Lindenbäume draußen
ſorgen für Duft und Klang. Ein Blick noch auf das Strohlager,
den Schauplatz unſeres ſtillen Muths, und wir treten in die
*) Auch eines andern Roebel noch, der ſich im 17. Jahrhundert aus-
zeichnete, möcht’ ich hier flüchtig und in einer Anmerkung wenigſtens erwähnen
dürfen. Es war dies der Oberſt Dietrich von Roebel auf Hohen-Schön-
hauſen, der „durch den ſächſiſchen Kurfürſten Johann Georg III. mit Führung
eines Regiments zu Fuß begnadigt, an der Spitze dieſes Regiments mit vor
Wien und Ofen war und unterſchiedenen Kampagnen und Battalgen beiwohnte.“
Des Krieges endlich müde, zog er ſich um 1690 oder doch nicht viel ſpäter auf
ſein väterliches Gut (Hohen-Schönhauſen) zurück und begann daſelbſt die kleine
Steinkirche zu ſchmücken. Zu Helm und Schild einer muthmaßlich längſt zurück-
liegenden Epoche, hing er die Fahnen und Feldzeichen ſeines ſächſiſchen Regiments
und bekleidete die Wandung der Empore mit den Wappenſchildern aller ihm
durch Heirath verwandt gewordenen Familien: der Sparrs und Flanß, der
Pfuels und Arnims und inſonderheit der jetzt ausgeſtorbenen, aber im 17. Jahr-
hundert über den ganzen Barnim hin reich begüterten Krummenſee’s.
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