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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Jahreszahl 1559. Dieses Geschenk ist bis diesen Tag das Werth-
stück und die Zierde des Bucher Kirchen-Archivs.*)

Joachim v. Roebel war aber auch ein Kriegsheld und
bracht' es zu den höchsten militärischen Ehren in brandenburgischen,
sächsischen und zuletzt auch in kaiserlichen Diensten. Er zeichnete sich
namentlich in der blutigen Schlacht bei Sievershausen aus, in der
Moritz von Sachsen fiel. Im Jahre 1572 besuchte er, als kaiser-
licher Feldmarschall, seinen Bruder Zacharias v. Roebel, der da-
mals in der Festung Spandau commandirte. Bei dieser Anwesen-
heit verschied er im 57. Jahre seines Alters und ward in der Spandauer
Nicolaikirche beigesetzt. Drei Jahre später, 1575, starb auch sein
Bruder. Ein Beiden errichtetes Denkmal bewahrt ihre Namen
in ebengenannter Kirche. Beide sind gleich gewaffnet, in Platten-
rüstung mit Schwert und Morgenstern. Dazu folgende die Kriegs-
thaten Joachims v. Roebel verherrlichenden Reime:

Der edel und viel kühne Held,
Joachim von Röbell, ich dir meld',
Von Jugend auf mit gutem Rath
Gar manche Schlacht besuchet hat.
In Holstein, Fühnen, Koppenhagen,
In Ungarn, Frankreich that er's wagen,
Der Graf von Oldenburg sein' Muth
Gespürt; der Sachs' ihm auch war gut:
Zum Wacht- und Rittmeister ihn macht;
Feldmarschall ihn vor Magd'burg bracht.
Clauß**) er auch half nehmen ein,
*) Allerdings scheinen nicht alle Mitglieder der damaligen Roebelschen
Familie von gleich ausgesprochener Kirchlichkeit gewesen zu sein. Einige waren
Lebemänner, insonderheit Andreas von Roebel, ein am Hofe zu Cölln a. d.
Spree hochangesehener Gast. Und zwar hochangesehen wegen seines "adligen
Zechens". Erst um 1577, als er zur Bekleidung eines geistlichen Ehrenamtes
an den Havelberger Dom berufen wurde, schien es nöthig, ihn einen Enthalt-
samkeits-Revers unterzeichnen zu lassen. In diesem hieß es: ".. Und so will
ich denn bei jeder Mahlzeit mit zwei ziemlichen Bechern Biers und Weins zu-
frieden sein. Sollt' ich das aber übertreten und einmal trunken befunden
werden, so will ich mich in der Küche einstellen und mir vierzig Streiche
weniger eins (wie dem heiligen Apostel Paulus geschehen ist) von denen so
Ihro Kurf. Gnaden dazu verordnen werden, mit der Ruthe geben lassen.
Andreas von Roebel."
**) Die "Klaus" in Tirol, um deren Besitz sich auf Kurfürst Moritz Zuge
nach Innsbruck ein heftiger Kampf entspann.

Jahreszahl 1559. Dieſes Geſchenk iſt bis dieſen Tag das Werth-
ſtück und die Zierde des Bucher Kirchen-Archivs.*)

Joachim v. Roebel war aber auch ein Kriegsheld und
bracht’ es zu den höchſten militäriſchen Ehren in brandenburgiſchen,
ſächſiſchen und zuletzt auch in kaiſerlichen Dienſten. Er zeichnete ſich
namentlich in der blutigen Schlacht bei Sievershauſen aus, in der
Moritz von Sachſen fiel. Im Jahre 1572 beſuchte er, als kaiſer-
licher Feldmarſchall, ſeinen Bruder Zacharias v. Roebel, der da-
mals in der Feſtung Spandau commandirte. Bei dieſer Anweſen-
heit verſchied er im 57. Jahre ſeines Alters und ward in der Spandauer
Nicolaikirche beigeſetzt. Drei Jahre ſpäter, 1575, ſtarb auch ſein
Bruder. Ein Beiden errichtetes Denkmal bewahrt ihre Namen
in ebengenannter Kirche. Beide ſind gleich gewaffnet, in Platten-
rüſtung mit Schwert und Morgenſtern. Dazu folgende die Kriegs-
thaten Joachims v. Roebel verherrlichenden Reime:

Der edel und viel kühne Held,
Joachim von Röbell, ich dir meld’,
Von Jugend auf mit gutem Rath
Gar manche Schlacht beſuchet hat.
In Holſtein, Fühnen, Koppenhagen,
In Ungarn, Frankreich that er’s wagen,
Der Graf von Oldenburg ſein’ Muth
Geſpürt; der Sachſ’ ihm auch war gut:
Zum Wacht- und Rittmeiſter ihn macht;
Feldmarſchall ihn vor Magd’burg bracht.
Clauß**) er auch half nehmen ein,
*) Allerdings ſcheinen nicht alle Mitglieder der damaligen Roebelſchen
Familie von gleich ausgeſprochener Kirchlichkeit geweſen zu ſein. Einige waren
Lebemänner, inſonderheit Andreas von Roebel, ein am Hofe zu Cölln a. d.
Spree hochangeſehener Gaſt. Und zwar hochangeſehen wegen ſeines „adligen
Zechens“. Erſt um 1577, als er zur Bekleidung eines geiſtlichen Ehrenamtes
an den Havelberger Dom berufen wurde, ſchien es nöthig, ihn einen Enthalt-
ſamkeits-Revers unterzeichnen zu laſſen. In dieſem hieß es: „.. Und ſo will
ich denn bei jeder Mahlzeit mit zwei ziemlichen Bechern Biers und Weins zu-
frieden ſein. Sollt’ ich das aber übertreten und einmal trunken befunden
werden, ſo will ich mich in der Küche einſtellen und mir vierzig Streiche
weniger eins (wie dem heiligen Apoſtel Paulus geſchehen iſt) von denen ſo
Ihro Kurf. Gnaden dazu verordnen werden, mit der Ruthe geben laſſen.
Andreas von Roebel.“
**) Die „Klaus“ in Tirol, um deren Beſitz ſich auf Kurfürſt Moritz Zuge
nach Innsbruck ein heftiger Kampf entſpann.
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[168/0184] Jahreszahl 1559. Dieſes Geſchenk iſt bis dieſen Tag das Werth- ſtück und die Zierde des Bucher Kirchen-Archivs. *) Joachim v. Roebel war aber auch ein Kriegsheld und bracht’ es zu den höchſten militäriſchen Ehren in brandenburgiſchen, ſächſiſchen und zuletzt auch in kaiſerlichen Dienſten. Er zeichnete ſich namentlich in der blutigen Schlacht bei Sievershauſen aus, in der Moritz von Sachſen fiel. Im Jahre 1572 beſuchte er, als kaiſer- licher Feldmarſchall, ſeinen Bruder Zacharias v. Roebel, der da- mals in der Feſtung Spandau commandirte. Bei dieſer Anweſen- heit verſchied er im 57. Jahre ſeines Alters und ward in der Spandauer Nicolaikirche beigeſetzt. Drei Jahre ſpäter, 1575, ſtarb auch ſein Bruder. Ein Beiden errichtetes Denkmal bewahrt ihre Namen in ebengenannter Kirche. Beide ſind gleich gewaffnet, in Platten- rüſtung mit Schwert und Morgenſtern. Dazu folgende die Kriegs- thaten Joachims v. Roebel verherrlichenden Reime: Der edel und viel kühne Held, Joachim von Röbell, ich dir meld’, Von Jugend auf mit gutem Rath Gar manche Schlacht beſuchet hat. In Holſtein, Fühnen, Koppenhagen, In Ungarn, Frankreich that er’s wagen, Der Graf von Oldenburg ſein’ Muth Geſpürt; der Sachſ’ ihm auch war gut: Zum Wacht- und Rittmeiſter ihn macht; Feldmarſchall ihn vor Magd’burg bracht. Clauß **) er auch half nehmen ein, *) Allerdings ſcheinen nicht alle Mitglieder der damaligen Roebelſchen Familie von gleich ausgeſprochener Kirchlichkeit geweſen zu ſein. Einige waren Lebemänner, inſonderheit Andreas von Roebel, ein am Hofe zu Cölln a. d. Spree hochangeſehener Gaſt. Und zwar hochangeſehen wegen ſeines „adligen Zechens“. Erſt um 1577, als er zur Bekleidung eines geiſtlichen Ehrenamtes an den Havelberger Dom berufen wurde, ſchien es nöthig, ihn einen Enthalt- ſamkeits-Revers unterzeichnen zu laſſen. In dieſem hieß es: „.. Und ſo will ich denn bei jeder Mahlzeit mit zwei ziemlichen Bechern Biers und Weins zu- frieden ſein. Sollt’ ich das aber übertreten und einmal trunken befunden werden, ſo will ich mich in der Küche einſtellen und mir vierzig Streiche weniger eins (wie dem heiligen Apoſtel Paulus geſchehen iſt) von denen ſo Ihro Kurf. Gnaden dazu verordnen werden, mit der Ruthe geben laſſen. Andreas von Roebel.“ **) Die „Klaus“ in Tirol, um deren Beſitz ſich auf Kurfürſt Moritz Zuge nach Innsbruck ein heftiger Kampf entſpann.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/184>, abgerufen am 22.11.2024.