rolle, auf der der Name Roßbach steht; Minerva ihrerseits hält einen Lorbeerkranz in der Rechten, bereit ihn gegen die Sieges- botschaft auszutauschen. Das zweite Bild, ungleich besser in Composition und Farbe, stellt eine Apotheose des großen Königs dar. Auf einer Felsenburg zur Linken stehen Krieger und blicken einer Anzahl davon eilender Genien nach, die das gold- umrahmte Bildniß Friedrichs in ihrer Mitte tragen und mit dieser ihrer Last dem Tempel des Ruhmes zuschweben. Zur Rechten ragt der Tempel selber auf, auf dessen oberster Stufe die hohe Göttin steht und sich anschickt das Bildniß des Königs mit ihrem Sternen- Diadem zu krönen. Von Mobiliar keine Spur in diesem Raume, der seit anno 6 überhaupt unbewohnt geblieben ist, und dessen Durcheinander von Spinnweb und Gaze, von Farbenglanz und blinden Fensterscheiben, von Ruhmesverherrlichung und Staub, eine Wirkung macht, der sich wenige Besucher werden entziehen können. Alles Mobiliar, so sagt' ich, fehlt, aber ein eigenthümlicher Zimmer- schmuck ist dennoch diesen Mull- und Gazewänden geblieben. Die ganze hintere Hälfte des Zimmers ist mit großen Schlacht- plänen dekorirt, die wohl ziemlich unzweifelhaft von der Hand des Grafen selbst herrühren. Derselbe gesellte nämlich zu seinen übrigen Gaben auch das Talent eines ausgezeichneten Topographen und Kartenzeichners, und die berühmte General-Karte des preußischen Staats, die bis diesen Augenblick in dem Kartensaale des Kriegs- ministeriums aufbewahrt wird, bewahrt gleichzeitig den Namen Schmettau's in ehrendem Andenken. Die Aufschrift dieser General-Karte, die auch schlechtweg die Schmettau'sche Karte heißt, lautet wie folgt: "Tableau aller durch den Königlich Preußischen Obersten Grafen von Schmettau von 1767 bis 1787 aufgenommenen und zusammengetragenen Länder." Die- selbe geschickte Hand, die dieses berühmte "Tableau" zusammentrug, hat sehr wahrscheinlich auch die sieben Schlachtpläne gezeichnet, denen wir in diesem abgelegensten und ungekanntesten Zimmer des Cöpenicker Schlosses begegnen. Nur die Siegesschlachten des großen Königs haben hier Aufnahme gefunden und die Inschriften der verschiedenen Blätter lauten wie folgt: Bataille und Belage- rung von Prag; Schlacht bei Roßbach; Bataille bei Lowositz; Schlacht bei Zorndorf; Schlacht bei Liegnitz; Schlacht bei Torgau
rolle, auf der der Name Roßbach ſteht; Minerva ihrerſeits hält einen Lorbeerkranz in der Rechten, bereit ihn gegen die Sieges- botſchaft auszutauſchen. Das zweite Bild, ungleich beſſer in Compoſition und Farbe, ſtellt eine Apotheoſe des großen Königs dar. Auf einer Felſenburg zur Linken ſtehen Krieger und blicken einer Anzahl davon eilender Genien nach, die das gold- umrahmte Bildniß Friedrichs in ihrer Mitte tragen und mit dieſer ihrer Laſt dem Tempel des Ruhmes zuſchweben. Zur Rechten ragt der Tempel ſelber auf, auf deſſen oberſter Stufe die hohe Göttin ſteht und ſich anſchickt das Bildniß des Königs mit ihrem Sternen- Diadem zu krönen. Von Mobiliar keine Spur in dieſem Raume, der ſeit anno 6 überhaupt unbewohnt geblieben iſt, und deſſen Durcheinander von Spinnweb und Gaze, von Farbenglanz und blinden Fenſterſcheiben, von Ruhmesverherrlichung und Staub, eine Wirkung macht, der ſich wenige Beſucher werden entziehen können. Alles Mobiliar, ſo ſagt’ ich, fehlt, aber ein eigenthümlicher Zimmer- ſchmuck iſt dennoch dieſen Mull- und Gazewänden geblieben. Die ganze hintere Hälfte des Zimmers iſt mit großen Schlacht- plänen dekorirt, die wohl ziemlich unzweifelhaft von der Hand des Grafen ſelbſt herrühren. Derſelbe geſellte nämlich zu ſeinen übrigen Gaben auch das Talent eines ausgezeichneten Topographen und Kartenzeichners, und die berühmte General-Karte des preußiſchen Staats, die bis dieſen Augenblick in dem Kartenſaale des Kriegs- miniſteriums aufbewahrt wird, bewahrt gleichzeitig den Namen Schmettau’s in ehrendem Andenken. Die Aufſchrift dieſer General-Karte, die auch ſchlechtweg die Schmettau’ſche Karte heißt, lautet wie folgt: „Tableau aller durch den Königlich Preußiſchen Oberſten Grafen von Schmettau von 1767 bis 1787 aufgenommenen und zuſammengetragenen Länder.“ Die- ſelbe geſchickte Hand, die dieſes berühmte „Tableau“ zuſammentrug, hat ſehr wahrſcheinlich auch die ſieben Schlachtpläne gezeichnet, denen wir in dieſem abgelegenſten und ungekannteſten Zimmer des Cöpenicker Schloſſes begegnen. Nur die Siegesſchlachten des großen Königs haben hier Aufnahme gefunden und die Inſchriften der verſchiedenen Blätter lauten wie folgt: Bataille und Belage- rung von Prag; Schlacht bei Roßbach; Bataille bei Lowoſitz; Schlacht bei Zorndorf; Schlacht bei Liegnitz; Schlacht bei Torgau
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rolle, auf der der Name Roßbach ſteht; Minerva ihrerſeits hält
einen Lorbeerkranz in der Rechten, bereit ihn gegen die Sieges-
botſchaft auszutauſchen. Das zweite Bild, ungleich beſſer in
Compoſition und Farbe, ſtellt eine Apotheoſe des großen Königs
dar. Auf einer Felſenburg zur Linken ſtehen Krieger und
blicken einer Anzahl davon eilender Genien nach, die das gold-
umrahmte Bildniß Friedrichs in ihrer Mitte tragen und mit dieſer
ihrer Laſt dem Tempel des Ruhmes zuſchweben. Zur Rechten ragt
der Tempel ſelber auf, auf deſſen oberſter Stufe die hohe Göttin
ſteht und ſich anſchickt das Bildniß des Königs mit ihrem Sternen-
Diadem zu krönen. Von Mobiliar keine Spur in dieſem Raume,
der ſeit anno 6 überhaupt unbewohnt geblieben iſt, und deſſen
Durcheinander von Spinnweb und Gaze, von Farbenglanz und
blinden Fenſterſcheiben, von Ruhmesverherrlichung und Staub, eine
Wirkung macht, der ſich wenige Beſucher werden entziehen können.
Alles Mobiliar, ſo ſagt’ ich, fehlt, aber ein eigenthümlicher Zimmer-
ſchmuck iſt dennoch dieſen Mull- und Gazewänden geblieben. Die
ganze hintere Hälfte des Zimmers iſt mit großen Schlacht-
plänen dekorirt, die wohl ziemlich unzweifelhaft von der Hand
des Grafen ſelbſt herrühren. Derſelbe geſellte nämlich zu ſeinen
übrigen Gaben auch das Talent eines ausgezeichneten Topographen
und Kartenzeichners, und die berühmte General-Karte des preußiſchen
Staats, die bis dieſen Augenblick in dem Kartenſaale des Kriegs-
miniſteriums aufbewahrt wird, bewahrt gleichzeitig den Namen
Schmettau’s in ehrendem Andenken. Die Aufſchrift dieſer
General-Karte, die auch ſchlechtweg die Schmettau’ſche Karte
heißt, lautet wie folgt: „Tableau aller durch den Königlich
Preußiſchen Oberſten Grafen von Schmettau von 1767 bis
1787 aufgenommenen und zuſammengetragenen Länder.“ Die-
ſelbe geſchickte Hand, die dieſes berühmte „Tableau“ zuſammentrug,
hat ſehr wahrſcheinlich auch die ſieben Schlachtpläne gezeichnet,
denen wir in dieſem abgelegenſten und ungekannteſten Zimmer des
Cöpenicker Schloſſes begegnen. Nur die Siegesſchlachten des
großen Königs haben hier Aufnahme gefunden und die Inſchriften
der verſchiedenen Blätter lauten wie folgt: Bataille und Belage-
rung von Prag; Schlacht bei Roßbach; Bataille bei Lowoſitz;
Schlacht bei Zorndorf; Schlacht bei Liegnitz; Schlacht bei Torgau
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/119>, abgerufen am 24.11.2024.
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