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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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land der Baum der Trauer, wie die Cypresse in den Mittel-
meerländern und die Trauerweide in Deutschland. "Albero
della morte"
nennen ihn übrigens auch die heutigen Ita-
liener.

Eine große, zum Theil noch nicht völlig aufgeklärte Rolle
spielte die Eibe in dem Mythus der germanischen und keltischen
Völker, von der sich Nachklänge noch in manchen bis heute
üblichen Gebräuchen erhalten haben. Wie der deutsche Name
Eibe von dem gothischen aiw (ivi), ewig, herrührt, weil der
Baum immer grün ist, und das keltische Wort yw (eiddew) die-
selbe Wurzel hat, so war dieser während des langen und schnee-
reichen nordischen Winters im frischen Blattschmuck prangende
Baum in Britanien und Skandinavien den ewigen Göttern
geweiht. Die Druiden hatten bei ihren Heiligthümern ganze
Haine davon, und manche in Cäsar's Zeiten hinaufragende alte
Eiben Englands mögen ehrwürdige Reste aus solchen heiligen
Hainen sein. In der Nähe des berühmten heidnischen Tempels
bei Upsala in Schweden stand ebenfalls, wie A. Krantz erzählt,
"ein gewaltiger Baum mit dichtbelaubten Zweigen, ebenso grün
im Winter wie im Sommer; Niemand kannte seine Art." Sehr
wahrscheinlich war es eine Eibe.

Daß dieser Baum in alter Zeit für heilig und geheim-
nißvoll gehalten wurde, ergiebt sich aus gar vielen noch jetzt
fortlebenden Bräuchen. In den östlichen Scheeren Skandina-
viens wird die Eibe allgemein zu Maschenbrettern beim Netz-
stricken benutzt, weil man glaubt, daß alle Netze, welche über
Bretter aus diesem Holze gestrickt worden sind, Glück beim Fisch-
fang bringen.

Leviathan-Weinstock, welcher ein einzelnes Haus von 138 Fuß Länge
und 20 Fuß Breite gänzlich ausfüllt. Er bedeckt gegen 2870 Quadrat-
fuß Glas und bringt jedes Jahr durchschnittlich 2000 Trauben her-
vor. Der mehr bekannte Weinstock in Hampton Court trug vor eini-
gen Jahren 1400 Trauben, deren Werth man auf mehr als 100 Lstr.
veranschlagte.

land der Baum der Trauer, wie die Cypreſſe in den Mittel-
meerländern und die Trauerweide in Deutſchland. „Albero
della morte“
nennen ihn übrigens auch die heutigen Ita-
liener.

Eine große, zum Theil noch nicht völlig aufgeklärte Rolle
ſpielte die Eibe in dem Mythus der germaniſchen und keltiſchen
Völker, von der ſich Nachklänge noch in manchen bis heute
üblichen Gebräuchen erhalten haben. Wie der deutſche Name
Eibe von dem gothiſchen aiw (ivi), ewig, herrührt, weil der
Baum immer grün iſt, und das keltiſche Wort yw (eiddew) die-
ſelbe Wurzel hat, ſo war dieſer während des langen und ſchnee-
reichen nordiſchen Winters im friſchen Blattſchmuck prangende
Baum in Britanien und Skandinavien den ewigen Göttern
geweiht. Die Druiden hatten bei ihren Heiligthümern ganze
Haine davon, und manche in Cäſar’s Zeiten hinaufragende alte
Eiben Englands mögen ehrwürdige Reſte aus ſolchen heiligen
Hainen ſein. In der Nähe des berühmten heidniſchen Tempels
bei Upſala in Schweden ſtand ebenfalls, wie A. Krantz erzählt,
„ein gewaltiger Baum mit dichtbelaubten Zweigen, ebenſo grün
im Winter wie im Sommer; Niemand kannte ſeine Art.“ Sehr
wahrſcheinlich war es eine Eibe.

Daß dieſer Baum in alter Zeit für heilig und geheim-
nißvoll gehalten wurde, ergiebt ſich aus gar vielen noch jetzt
fortlebenden Bräuchen. In den öſtlichen Scheeren Skandina-
viens wird die Eibe allgemein zu Maſchenbrettern beim Netz-
ſtricken benutzt, weil man glaubt, daß alle Netze, welche über
Bretter aus dieſem Holze geſtrickt worden ſind, Glück beim Fiſch-
fang bringen.

Leviathan-Weinſtock, welcher ein einzelnes Haus von 138 Fuß Länge
und 20 Fuß Breite gänzlich ausfüllt. Er bedeckt gegen 2870 Quadrat-
fuß Glas und bringt jedes Jahr durchſchnittlich 2000 Trauben her-
vor. Der mehr bekannte Weinſtock in Hampton Court trug vor eini-
gen Jahren 1400 Trauben, deren Werth man auf mehr als 100 Lſtr.
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[61/0079] land der Baum der Trauer, wie die Cypreſſe in den Mittel- meerländern und die Trauerweide in Deutſchland. „Albero della morte“ nennen ihn übrigens auch die heutigen Ita- liener. Eine große, zum Theil noch nicht völlig aufgeklärte Rolle ſpielte die Eibe in dem Mythus der germaniſchen und keltiſchen Völker, von der ſich Nachklänge noch in manchen bis heute üblichen Gebräuchen erhalten haben. Wie der deutſche Name Eibe von dem gothiſchen aiw (ivi), ewig, herrührt, weil der Baum immer grün iſt, und das keltiſche Wort yw (eiddew) die- ſelbe Wurzel hat, ſo war dieſer während des langen und ſchnee- reichen nordiſchen Winters im friſchen Blattſchmuck prangende Baum in Britanien und Skandinavien den ewigen Göttern geweiht. Die Druiden hatten bei ihren Heiligthümern ganze Haine davon, und manche in Cäſar’s Zeiten hinaufragende alte Eiben Englands mögen ehrwürdige Reſte aus ſolchen heiligen Hainen ſein. In der Nähe des berühmten heidniſchen Tempels bei Upſala in Schweden ſtand ebenfalls, wie A. Krantz erzählt, „ein gewaltiger Baum mit dichtbelaubten Zweigen, ebenſo grün im Winter wie im Sommer; Niemand kannte ſeine Art.“ Sehr wahrſcheinlich war es eine Eibe. Daß dieſer Baum in alter Zeit für heilig und geheim- nißvoll gehalten wurde, ergiebt ſich aus gar vielen noch jetzt fortlebenden Bräuchen. In den öſtlichen Scheeren Skandina- viens wird die Eibe allgemein zu Maſchenbrettern beim Netz- ſtricken benutzt, weil man glaubt, daß alle Netze, welche über Bretter aus dieſem Holze geſtrickt worden ſind, Glück beim Fiſch- fang bringen. *) *) Leviathan-Weinſtock, welcher ein einzelnes Haus von 138 Fuß Länge und 20 Fuß Breite gänzlich ausfüllt. Er bedeckt gegen 2870 Quadrat- fuß Glas und bringt jedes Jahr durchſchnittlich 2000 Trauben her- vor. Der mehr bekannte Weinſtock in Hampton Court trug vor eini- gen Jahren 1400 Trauben, deren Werth man auf mehr als 100 Lſtr. veranſchlagte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/79>, abgerufen am 26.11.2024.