Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

ger Schlosse dargestellt. Alle drei sind in rothe Königsmäntel gekleidet,
tragen mächtige Allongeperücken und reichen sich die Hand zur Besieglung
ihres Bündnisses gegen Frankreich. Dies Bündniß wurde zu Berlin
geschlossen, wohin sich die dänische und die sächsische Majestät begeben
hatten und gab Veranlassung zu einer der blasphemistischsten Schmei-
cheleien die jemals vorgekommen sind. Um dieselbe Zeit nämlich wurde
dem Berliner Hofe ein Prinz geboren, der nun -- in einer Dichtung
jener Epoche -- unter glücklicher Ausnutzung der Situation, ohne Wei-
tres mit dem Christuskinde und die anwesenden drei Könige mit den
3 Königen aus Morgenland verglichen wurden. Der König Friedrich I.
war so entzückt von diesem Vergleiche, daß er 10,000 Thaler an den
talentvollen Dichter auszuzahlen befahl. Was will die "Wacht am
Rhein" und Max Schneckenburger daneben sagen!


Bornstädt.
Benutzt: L. Schneider "Ist Gundling in einem Weinfasse begraben?"
(Verein für die Geschichte Potsdams.)

Marquardt.
Benutzt: Fidicin Osthavelland. Pöllnitz Lebens- und Regierungs-
geschichte der vier letzten Regenten. Massenbach Memoi-
ren zur Geschichte des preußischen Staats unter den Regie-
rungen F. W.'s II. und III. Feßler Rückblicke auf meine
70jährige Pilgerschaft. Mündliche und briefliche Mitthei-
lungen des Herrn Tholuck in Marquardt und des Herrn
Prediger Müller in Fürstenwalde. (Die andern benutzten
Schriften sind im Texte selbst genannt worden.)

Oberst Massenbach und General v. Bischofswerder.

Wir haben schon im Text, pag. 272 und die folgenden Seiten,
hervorgehoben, wie alle Unterredungen, die Bischofswerder mit Massen-
bach führte, sich keineswegs durch Reservirtheit, Dunkelheit oder Zwei-
deutigkeit, sondern umgekehrt durch Offenheit, Entgegenkommen und
vielen bon sens auszeichneten, in welcher letztren Eigenschaft er dem
phantasievollen, immer neue Pläne gebärenden Massenbach gewiß

ger Schloſſe dargeſtellt. Alle drei ſind in rothe Königsmäntel gekleidet,
tragen mächtige Allongeperücken und reichen ſich die Hand zur Beſieglung
ihres Bündniſſes gegen Frankreich. Dies Bündniß wurde zu Berlin
geſchloſſen, wohin ſich die däniſche und die ſächſiſche Majeſtät begeben
hatten und gab Veranlaſſung zu einer der blasphemiſtiſchſten Schmei-
cheleien die jemals vorgekommen ſind. Um dieſelbe Zeit nämlich wurde
dem Berliner Hofe ein Prinz geboren, der nun — in einer Dichtung
jener Epoche — unter glücklicher Ausnutzung der Situation, ohne Wei-
tres mit dem Chriſtuskinde und die anweſenden drei Könige mit den
3 Königen aus Morgenland verglichen wurden. Der König Friedrich I.
war ſo entzückt von dieſem Vergleiche, daß er 10,000 Thaler an den
talentvollen Dichter auszuzahlen befahl. Was will die „Wacht am
Rhein“ und Max Schneckenburger daneben ſagen!


Bornſtädt.
Benutzt: L. Schneider „Iſt Gundling in einem Weinfaſſe begraben?“
(Verein für die Geſchichte Potsdams.)

Marquardt.
Benutzt: Fidicin Oſthavelland. Pöllnitz Lebens- und Regierungs-
geſchichte der vier letzten Regenten. Maſſenbach Memoi-
ren zur Geſchichte des preußiſchen Staats unter den Regie-
rungen F. W.’s II. und III. Feßler Rückblicke auf meine
70jährige Pilgerſchaft. Mündliche und briefliche Mitthei-
lungen des Herrn Tholuck in Marquardt und des Herrn
Prediger Müller in Fürſtenwalde. (Die andern benutzten
Schriften ſind im Texte ſelbſt genannt worden.)

Oberſt Maſſenbach und General v. Biſchofswerder.

Wir haben ſchon im Text, pag. 272 und die folgenden Seiten,
hervorgehoben, wie alle Unterredungen, die Biſchofswerder mit Maſſen-
bach führte, ſich keineswegs durch Reſervirtheit, Dunkelheit oder Zwei-
deutigkeit, ſondern umgekehrt durch Offenheit, Entgegenkommen und
vielen bon sens auszeichneten, in welcher letztren Eigenſchaft er dem
phantaſievollen, immer neue Pläne gebärenden Maſſenbach gewiß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0455" n="437"/>
ger Schlo&#x017F;&#x017F;e darge&#x017F;tellt. Alle drei &#x017F;ind in rothe Königsmäntel gekleidet,<lb/>
tragen mächtige Allongeperücken und reichen &#x017F;ich die Hand zur Be&#x017F;ieglung<lb/>
ihres Bündni&#x017F;&#x017F;es gegen Frankreich. Dies Bündniß wurde zu Berlin<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, wohin &#x017F;ich die däni&#x017F;che und die &#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;che Maje&#x017F;tät begeben<lb/>
hatten und gab Veranla&#x017F;&#x017F;ung zu einer der blasphemi&#x017F;ti&#x017F;ch&#x017F;ten Schmei-<lb/>
cheleien die jemals vorgekommen &#x017F;ind. Um die&#x017F;elbe Zeit nämlich wurde<lb/>
dem Berliner Hofe ein Prinz geboren, der nun &#x2014; in einer Dichtung<lb/>
jener Epoche &#x2014; unter glücklicher Ausnutzung der Situation, ohne Wei-<lb/>
tres mit dem <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tuskinde</hi> und die anwe&#x017F;enden drei Könige mit den<lb/>
3 Königen aus Morgenland verglichen wurden. Der König Friedrich <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
war &#x017F;o entzückt von die&#x017F;em Vergleiche, daß er 10,000 Thaler an den<lb/>
talentvollen Dichter auszuzahlen befahl. Was will die &#x201E;Wacht am<lb/>
Rhein&#x201C; und Max Schneckenburger daneben &#x017F;agen!</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Born&#x017F;tädt.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#g">Benutzt: L. Schneider</hi> &#x201E;I&#x017F;t Gundling in einem Weinfa&#x017F;&#x017F;e begraben?&#x201C;<lb/>
(Verein für die Ge&#x017F;chichte Potsdams.)</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Marquardt.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#g">Benutzt: Fidicin</hi> O&#x017F;thavelland. <hi rendition="#g">Pöllnitz</hi> Lebens- und Regierungs-<lb/>
ge&#x017F;chichte der vier letzten Regenten. <hi rendition="#g">Ma&#x017F;&#x017F;enbach</hi> Memoi-<lb/>
ren zur Ge&#x017F;chichte des preußi&#x017F;chen Staats unter den Regie-<lb/>
rungen F. W.&#x2019;s <hi rendition="#aq">II.</hi> und <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#g">Feßler</hi> Rückblicke auf meine<lb/>
70jährige Pilger&#x017F;chaft. Mündliche und briefliche Mitthei-<lb/>
lungen des Herrn <hi rendition="#g">Tholuck</hi> in Marquardt und des Herrn<lb/>
Prediger <hi rendition="#g">Müller</hi> in Für&#x017F;tenwalde. (Die andern benutzten<lb/>
Schriften &#x017F;ind im Texte &#x017F;elb&#x017F;t genannt worden.)</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ober&#x017F;t Ma&#x017F;&#x017F;enbach und General v. Bi&#x017F;chofswerder.</hi> </head><lb/>
          <p>Wir haben &#x017F;chon im Text, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 272 und die folgenden Seiten,<lb/>
hervorgehoben, wie alle Unterredungen, die Bi&#x017F;chofswerder mit Ma&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
bach führte, &#x017F;ich keineswegs durch Re&#x017F;ervirtheit, Dunkelheit oder Zwei-<lb/>
deutigkeit, &#x017F;ondern umgekehrt durch Offenheit, Entgegenkommen und<lb/>
vielen <hi rendition="#aq">bon sens</hi> auszeichneten, in welcher letztren Eigen&#x017F;chaft er dem<lb/>
phanta&#x017F;ievollen, immer neue Pläne gebärenden <hi rendition="#g">Ma&#x017F;&#x017F;enbach</hi> gewiß<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0455] ger Schloſſe dargeſtellt. Alle drei ſind in rothe Königsmäntel gekleidet, tragen mächtige Allongeperücken und reichen ſich die Hand zur Beſieglung ihres Bündniſſes gegen Frankreich. Dies Bündniß wurde zu Berlin geſchloſſen, wohin ſich die däniſche und die ſächſiſche Majeſtät begeben hatten und gab Veranlaſſung zu einer der blasphemiſtiſchſten Schmei- cheleien die jemals vorgekommen ſind. Um dieſelbe Zeit nämlich wurde dem Berliner Hofe ein Prinz geboren, der nun — in einer Dichtung jener Epoche — unter glücklicher Ausnutzung der Situation, ohne Wei- tres mit dem Chriſtuskinde und die anweſenden drei Könige mit den 3 Königen aus Morgenland verglichen wurden. Der König Friedrich I. war ſo entzückt von dieſem Vergleiche, daß er 10,000 Thaler an den talentvollen Dichter auszuzahlen befahl. Was will die „Wacht am Rhein“ und Max Schneckenburger daneben ſagen! Bornſtädt. Benutzt: L. Schneider „Iſt Gundling in einem Weinfaſſe begraben?“ (Verein für die Geſchichte Potsdams.) Marquardt. Benutzt: Fidicin Oſthavelland. Pöllnitz Lebens- und Regierungs- geſchichte der vier letzten Regenten. Maſſenbach Memoi- ren zur Geſchichte des preußiſchen Staats unter den Regie- rungen F. W.’s II. und III. Feßler Rückblicke auf meine 70jährige Pilgerſchaft. Mündliche und briefliche Mitthei- lungen des Herrn Tholuck in Marquardt und des Herrn Prediger Müller in Fürſtenwalde. (Die andern benutzten Schriften ſind im Texte ſelbſt genannt worden.) Oberſt Maſſenbach und General v. Biſchofswerder. Wir haben ſchon im Text, pag. 272 und die folgenden Seiten, hervorgehoben, wie alle Unterredungen, die Biſchofswerder mit Maſſen- bach führte, ſich keineswegs durch Reſervirtheit, Dunkelheit oder Zwei- deutigkeit, ſondern umgekehrt durch Offenheit, Entgegenkommen und vielen bon sens auszeichneten, in welcher letztren Eigenſchaft er dem phantaſievollen, immer neue Pläne gebärenden Maſſenbach gewiß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/455
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/455>, abgerufen am 18.12.2024.