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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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lichen Familie war ein auszeichnender ... Bei der Anordnung
der Vermählungsfeierlichkeiten befahl der König, daß der Her-
zogin ihr Platz an der Tafel der königlichen Familie ange-
wiesen werden solle. Der Oberkammerherr remonstrirte; die
Hausgesetze würden es nicht zulassen, die Herzogin von Kur-
land bei einer so feierlichen Gelegenheit an die königliche Fami-
lientafel zu ziehen und an dem Fackeltanz Theil nehmen zu
lassen. Friedrich Wilhelm antwortete: "Lassen wir es bei
der ersten Anordnung; ich hoffe es beim Könige und bei
den Hausgesetzen verantworten zu können." ... Bei Gelegen-
heit dieser Feierlichkeiten gab auch die Erbstatthalterin ihrem
lebhaften Wunsche Ausdruck, ihren zweiten Prinzen mit der
ältesten Tochter der Herzogin, der Prinzessin Wilhelmine,
die damals 10 Jahre alt war, dereinst vermählt zu sehen.
Der König unterstützte diesen Wunsch und bot sogar seine Ver-
wendung an, um, wenn der Herzog ohne männliche Nachkom-
men sterben sollte, die Erbfolge in Kurland und Semgallen für
den künftigen Gemahl der Prinzessin zu vermitteln ... Dieser
Plan wurde geraume Zeit hindurch festgehalten ... Vierzehn
Tage nach Vollziehung der vorerwähnten Vermählungsfeierlich-
keiten verließ die Herzogin Berlin (es ist fraglich, ob sie wäh-
rend dieser Besuchstage überhaupt in Friedrichsfelde war)
und kehrte über Warschau nach Kurland zurück.

1793. Im April dieses Jahres trat die Herzogin ihre
Reise nach Berlin an; die Dinge in Kurland hatten bereits
einen solchen Charakter angenommen, daß es gut war, einen
Zufluchtsort zu haben. ... In stiller Zurückgezogenheit
lebte sie in Friedrichsfelde, wo sie den 21. August 1793
ihren Gemahl mit einer Tochter beschenkte, die den Namen
Dorothea erhielt. . .

In Kurland rückte inzwischen das Ende der herzoglichen
Herrschaft immer näher.

Die Herzogin verblieb in Berlin und Friedrichsfelde bis
in das nächste Jahr hinein; dann ging sie nach Leipzig (wo sie
sich noch stiller einrichete als in Berlin) und 1795 nach Sagan,

lichen Familie war ein auszeichnender … Bei der Anordnung
der Vermählungsfeierlichkeiten befahl der König, daß der Her-
zogin ihr Platz an der Tafel der königlichen Familie ange-
wieſen werden ſolle. Der Oberkammerherr remonſtrirte; die
Hausgeſetze würden es nicht zulaſſen, die Herzogin von Kur-
land bei einer ſo feierlichen Gelegenheit an die königliche Fami-
lientafel zu ziehen und an dem Fackeltanz Theil nehmen zu
laſſen. Friedrich Wilhelm antwortete: „Laſſen wir es bei
der erſten Anordnung; ich hoffe es beim Könige und bei
den Hausgeſetzen verantworten zu können.“ … Bei Gelegen-
heit dieſer Feierlichkeiten gab auch die Erbſtatthalterin ihrem
lebhaften Wunſche Ausdruck, ihren zweiten Prinzen mit der
älteſten Tochter der Herzogin, der Prinzeſſin Wilhelmine,
die damals 10 Jahre alt war, dereinſt vermählt zu ſehen.
Der König unterſtützte dieſen Wunſch und bot ſogar ſeine Ver-
wendung an, um, wenn der Herzog ohne männliche Nachkom-
men ſterben ſollte, die Erbfolge in Kurland und Semgallen für
den künftigen Gemahl der Prinzeſſin zu vermitteln … Dieſer
Plan wurde geraume Zeit hindurch feſtgehalten … Vierzehn
Tage nach Vollziehung der vorerwähnten Vermählungsfeierlich-
keiten verließ die Herzogin Berlin (es iſt fraglich, ob ſie wäh-
rend dieſer Beſuchstage überhaupt in Friedrichsfelde war)
und kehrte über Warſchau nach Kurland zurück.

1793. Im April dieſes Jahres trat die Herzogin ihre
Reiſe nach Berlin an; die Dinge in Kurland hatten bereits
einen ſolchen Charakter angenommen, daß es gut war, einen
Zufluchtsort zu haben. … In ſtiller Zurückgezogenheit
lebte ſie in Friedrichsfelde, wo ſie den 21. Auguſt 1793
ihren Gemahl mit einer Tochter beſchenkte, die den Namen
Dorothea erhielt. . .

In Kurland rückte inzwiſchen das Ende der herzoglichen
Herrſchaft immer näher.

Die Herzogin verblieb in Berlin und Friedrichsfelde bis
in das nächſte Jahr hinein; dann ging ſie nach Leipzig (wo ſie
ſich noch ſtiller einrichete als in Berlin) und 1795 nach Sagan,

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[410/0428] lichen Familie war ein auszeichnender … Bei der Anordnung der Vermählungsfeierlichkeiten befahl der König, daß der Her- zogin ihr Platz an der Tafel der königlichen Familie ange- wieſen werden ſolle. Der Oberkammerherr remonſtrirte; die Hausgeſetze würden es nicht zulaſſen, die Herzogin von Kur- land bei einer ſo feierlichen Gelegenheit an die königliche Fami- lientafel zu ziehen und an dem Fackeltanz Theil nehmen zu laſſen. Friedrich Wilhelm antwortete: „Laſſen wir es bei der erſten Anordnung; ich hoffe es beim Könige und bei den Hausgeſetzen verantworten zu können.“ … Bei Gelegen- heit dieſer Feierlichkeiten gab auch die Erbſtatthalterin ihrem lebhaften Wunſche Ausdruck, ihren zweiten Prinzen mit der älteſten Tochter der Herzogin, der Prinzeſſin Wilhelmine, die damals 10 Jahre alt war, dereinſt vermählt zu ſehen. Der König unterſtützte dieſen Wunſch und bot ſogar ſeine Ver- wendung an, um, wenn der Herzog ohne männliche Nachkom- men ſterben ſollte, die Erbfolge in Kurland und Semgallen für den künftigen Gemahl der Prinzeſſin zu vermitteln … Dieſer Plan wurde geraume Zeit hindurch feſtgehalten … Vierzehn Tage nach Vollziehung der vorerwähnten Vermählungsfeierlich- keiten verließ die Herzogin Berlin (es iſt fraglich, ob ſie wäh- rend dieſer Beſuchstage überhaupt in Friedrichsfelde war) und kehrte über Warſchau nach Kurland zurück. 1793. Im April dieſes Jahres trat die Herzogin ihre Reiſe nach Berlin an; die Dinge in Kurland hatten bereits einen ſolchen Charakter angenommen, daß es gut war, einen Zufluchtsort zu haben. … In ſtiller Zurückgezogenheit lebte ſie in Friedrichsfelde, wo ſie den 21. Auguſt 1793 ihren Gemahl mit einer Tochter beſchenkte, die den Namen Dorothea erhielt. . . In Kurland rückte inzwiſchen das Ende der herzoglichen Herrſchaft immer näher. Die Herzogin verblieb in Berlin und Friedrichsfelde bis in das nächſte Jahr hinein; dann ging ſie nach Leipzig (wo ſie ſich noch ſtiller einrichete als in Berlin) und 1795 nach Sagan,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/428>, abgerufen am 24.11.2024.