Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.Der Markgraf ließ sich die Verschönerung seines Besitzes Markgraf Albrecht scheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde Markgraf Albrecht starb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs- *) "Diese Prinzen-Allee" ist nicht mit der großen gradlinigen Allee
zu verwechseln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichs- felde führt. Diese letztere ist erheblich älter und soll als eine Pön, die dem Schlächtergewerk auferlegt wurde, von diesem gebaut und bepflanzt worden sein. Die Veranlassung ist nicht bekannt. Die Allee bestand ursprünglich aus sechs Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chaussee, vor etwa 60 Jahren, wurde der Mittelweg verbreitert, die betref- fenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln ersetzt. Der Markgraf ließ ſich die Verſchönerung ſeines Beſitzes Markgraf Albrecht ſcheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde Markgraf Albrecht ſtarb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs- *) „Dieſe Prinzen-Allee“ iſt nicht mit der großen gradlinigen Allee
zu verwechſeln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichs- felde führt. Dieſe letztere iſt erheblich älter und ſoll als eine Pön, die dem Schlächtergewerk auferlegt wurde, von dieſem gebaut und bepflanzt worden ſein. Die Veranlaſſung iſt nicht bekannt. Die Allee beſtand urſprünglich aus ſechs Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chauſſee, vor etwa 60 Jahren, wurde der Mittelweg verbreitert, die betref- fenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln erſetzt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0420" n="402"/> <p>Der Markgraf ließ ſich die Verſchönerung ſeines Beſitzes<lb/> angelegen ſein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues<lb/> Schloß an Stelle des alten aufgeführt, deſſen Grundmauern,<lb/> trotz vielfacher ſonſtiger Veränderungen, ſeitdem dieſelben geblie-<lb/> ben ſind. Er legte auch die ſogenannte „Prinzen-Allee“ an,<lb/> die, von einer beſtimmten Stelle der Friedrichsfelder Chauſſee<note place="foot" n="*)">„Dieſe Prinzen-Allee“ iſt nicht mit der großen gradlinigen Allee<lb/> zu verwechſeln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichs-<lb/> felde führt. Dieſe letztere iſt erheblich älter und ſoll als eine Pön, die<lb/> dem Schlächtergewerk auferlegt wurde, von dieſem gebaut und bepflanzt<lb/> worden ſein. Die Veranlaſſung iſt nicht bekannt. Die Allee beſtand<lb/> urſprünglich aus ſechs Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chauſſee,<lb/> vor etwa 60 Jahren, wurde der Mittelweg <hi rendition="#g">verbreitert</hi>, die betref-<lb/> fenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln erſetzt.</note><lb/> abzweigend, auf einem näheren Wege unmittelbar vor das<lb/> Schloß führt.</p><lb/> <p>Markgraf Albrecht ſcheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde<lb/> reſidirt zu haben; vielleicht war es auch ſein einziger Beſitz.<lb/> Nur die Hoffeſte und die Inſpectionen riefen ihn ab. Die<lb/> Kriegs-Epoche lag <hi rendition="#g">vor</hi> 1717. In dieſen Kämpfen, nament-<lb/> lich während des ſpaniſchen Erbfolgekrieges, hatte er ſich aus-<lb/> gezeichnet und dem Könige ein neues Infanterie-Regiment<lb/> errichtet, das zu Ehren ſeines Chefs (er war damals ſchon<lb/> Herrenmeiſter) auf den Fahnen, Trommeln und Borten der<lb/> Spielleute das Johanniterkreuz trug. Ob das Regiment Mark-<lb/> graf Albrecht dieſe Abzeichen beibehielt, als es ſpäter zu Sol-<lb/> din und Königsberg i. d. Neum. garniſonirte, habe ich nicht<lb/> in Erfahrung bringen können.</p><lb/> <p>Markgraf Albrecht ſtarb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs-<lb/> felde. Er war ſeines edlen Charakters halber in der Haupt-<lb/> ſtadt ſehr geliebt, und ſo weckte ſein Hinſcheiden allgemeine<lb/> Trauer. Sein Leichenbegängniß erfolgte ohne allen Pomp, da<lb/> er nicht in den beſten Vermögensumſtänden gelebt hatte und der<lb/> König, ſein Stiefneffe, <hi rendition="#g">ſich weigerte die Koſten dazu<lb/> herzugeben</hi>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [402/0420]
Der Markgraf ließ ſich die Verſchönerung ſeines Beſitzes
angelegen ſein. Schon 1719 wurde durch Böhme ein neues
Schloß an Stelle des alten aufgeführt, deſſen Grundmauern,
trotz vielfacher ſonſtiger Veränderungen, ſeitdem dieſelben geblie-
ben ſind. Er legte auch die ſogenannte „Prinzen-Allee“ an,
die, von einer beſtimmten Stelle der Friedrichsfelder Chauſſee *)
abzweigend, auf einem näheren Wege unmittelbar vor das
Schloß führt.
Markgraf Albrecht ſcheint mit Vorliebe in Friedrichsfelde
reſidirt zu haben; vielleicht war es auch ſein einziger Beſitz.
Nur die Hoffeſte und die Inſpectionen riefen ihn ab. Die
Kriegs-Epoche lag vor 1717. In dieſen Kämpfen, nament-
lich während des ſpaniſchen Erbfolgekrieges, hatte er ſich aus-
gezeichnet und dem Könige ein neues Infanterie-Regiment
errichtet, das zu Ehren ſeines Chefs (er war damals ſchon
Herrenmeiſter) auf den Fahnen, Trommeln und Borten der
Spielleute das Johanniterkreuz trug. Ob das Regiment Mark-
graf Albrecht dieſe Abzeichen beibehielt, als es ſpäter zu Sol-
din und Königsberg i. d. Neum. garniſonirte, habe ich nicht
in Erfahrung bringen können.
Markgraf Albrecht ſtarb am 21. Juni 1731 zu Friedrichs-
felde. Er war ſeines edlen Charakters halber in der Haupt-
ſtadt ſehr geliebt, und ſo weckte ſein Hinſcheiden allgemeine
Trauer. Sein Leichenbegängniß erfolgte ohne allen Pomp, da
er nicht in den beſten Vermögensumſtänden gelebt hatte und der
König, ſein Stiefneffe, ſich weigerte die Koſten dazu
herzugeben.
*) „Dieſe Prinzen-Allee“ iſt nicht mit der großen gradlinigen Allee
zu verwechſeln, die als Hauptverkehrs-Straße von Berlin nach Friedrichs-
felde führt. Dieſe letztere iſt erheblich älter und ſoll als eine Pön, die
dem Schlächtergewerk auferlegt wurde, von dieſem gebaut und bepflanzt
worden ſein. Die Veranlaſſung iſt nicht bekannt. Die Allee beſtand
urſprünglich aus ſechs Reihen Lindenbäume. Bei Anlegung der Chauſſee,
vor etwa 60 Jahren, wurde der Mittelweg verbreitert, die betref-
fenden zwei Reihen Linden fielen und wurden durch Pappeln erſetzt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeFontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |