Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.Benjamin Raule -- ein Holländer von Geburt, General- ihm: "Er liebte die großen Unternehmungen und war kühn in ihrer Ausführung. Man würde seinen Charakter großartig haben nennen können, wenn ihm die Beförderung seiner Familie weniger am Herzen gelegen hätte, für die er große Schätze mit Leichtigkeit zusammenhäufte. Man fand ihn eines Tages todt in seinem Wagen, als er von einem Fest (in der Nähe von Wesel) zurückkehrte, wo der Wein nicht gespart worden war." -- Wohin man seine Leiche schaffte, oder ob er in Wesel selbst beigesetzt wurde, habe ich nicht erfahren können. In dem inten- dirten Erbbegräbniß der Grumbkow's zu Blankenfelde, anderthalb Meilen von Berlin, steht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes, die, wie eine lateinische Inschrift über der Kirchthür angiebt, von v. Grumbkow erbaut wurde, befindet sich auch ein großer Grabstein, der die Gruft überdeckt, die hier als "Erbbegräbniß" gegraben und ausgemauert wurde. Die Inschrift dieses Grabsteines lautet: Erbbegräb- niß des Wohlgebornen H. H. Joachim Ernst's v. Grumbkow, Sr. churfürstlichen Durchlaucht zu Brandenburg, höchst ansehnlichen, wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marschalls, General-Kriegscommissarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumb- kow, Runo, Cuno, Darlin, Nieder-Schönhausen, Blankenfelde und Charo." Hiermit schließt die Inschrift. Der freigelassene Raum zeigt, daß die Daten von Geburt und Tod hier angegeben werden sollten. Dies geschah aber nicht, weil der Bewohner ausblieb. *) In seinen Anfängen soll derselbe schon 15 Jahre früher vor-
handen gewesen sein. -- 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab es nur elf Parks in der Mark Brandenburg, die nach Beispiel und Vorbild des großen Kurfürsten und vielleicht auch auf Wunsch desselben Benjamin Raule — ein Holländer von Geburt, General- ihm: „Er liebte die großen Unternehmungen und war kühn in ihrer Ausführung. Man würde ſeinen Charakter großartig haben nennen können, wenn ihm die Beförderung ſeiner Familie weniger am Herzen gelegen hätte, für die er große Schätze mit Leichtigkeit zuſammenhäufte. Man fand ihn eines Tages todt in ſeinem Wagen, als er von einem Feſt (in der Nähe von Weſel) zurückkehrte, wo der Wein nicht geſpart worden war.“ — Wohin man ſeine Leiche ſchaffte, oder ob er in Weſel ſelbſt beigeſetzt wurde, habe ich nicht erfahren können. In dem inten- dirten Erbbegräbniß der Grumbkow’s zu Blankenfelde, anderthalb Meilen von Berlin, ſteht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes, die, wie eine lateiniſche Inſchrift über der Kirchthür angiebt, von v. Grumbkow erbaut wurde, befindet ſich auch ein großer Grabſtein, der die Gruft überdeckt, die hier als „Erbbegräbniß“ gegraben und ausgemauert wurde. Die Inſchrift dieſes Grabſteines lautet: Erbbegräb- niß des Wohlgebornen H. H. Joachim Ernſt’s v. Grumbkow, Sr. churfürſtlichen Durchlaucht zu Brandenburg, höchſt anſehnlichen, wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marſchalls, General-Kriegscommiſſarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumb- kow, Runo, Cuno, Darlin, Nieder-Schönhauſen, Blankenfelde und Charo.“ Hiermit ſchließt die Inſchrift. Der freigelaſſene Raum zeigt, daß die Daten von Geburt und Tod hier angegeben werden ſollten. Dies geſchah aber nicht, weil der Bewohner ausblieb. *) In ſeinen Anfängen ſoll derſelbe ſchon 15 Jahre früher vor-
handen geweſen ſein. — 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab es nur elf Parks in der Mark Brandenburg, die nach Beiſpiel und Vorbild des großen Kurfürſten und vielleicht auch auf Wunſch deſſelben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0418" n="400"/> <p>Benjamin Raule — ein Holländer von Geburt, General-<lb/> director des Seeweſens, deſſen Name in „<hi rendition="#g">Raule’s</hi> Hof,“<lb/> wo ſich die Admiralität damals befand, bis auf den heutigen<lb/> Tag fortlebt — verblieb nur wenige Jahre im Beſitz von<lb/> Roſenfelde. So kurz dieſe Zeit war, ſo reichte ſie für ihn doch<lb/> aus, um dem herrſchaftlichen Gute im Weſentlichen die Aus-<lb/> dehnung und Anlage zu geben, die daſſelbe noch heute zeigt.<lb/> Bis dahin hatte Roſenfelde ein Jagdſchloß gehabt, wahrſchein-<lb/> lich aus der Joachimſchen Zeit. Dies überließ Raule ſeinem<lb/> Schickſale; er baute ſtatt deſſen ein Luſthaus, einen Sommer-<lb/> Pavillon, an derſelben Stelle, wo jetzt das Schloß ſteht, und<lb/> ließ durch holländiſche Gartenkünſtler den jetzigen Park<note xml:id="note-0418" next="#note-0419" place="foot" n="*)">In ſeinen Anfängen ſoll derſelbe ſchon 15 Jahre früher vor-<lb/> handen geweſen ſein. — 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab<lb/> es nur elf Parks in der Mark Brandenburg, die nach Beiſpiel und<lb/> Vorbild des großen Kurfürſten und vielleicht auch auf Wunſch deſſelben</note> —<lb/><note xml:id="note-0418a" prev="#note-0417" place="foot" n="*)">ihm: „Er liebte die großen Unternehmungen und war kühn in ihrer<lb/> Ausführung. Man würde ſeinen Charakter großartig haben nennen<lb/> können, wenn ihm die Beförderung ſeiner Familie weniger am Herzen<lb/> gelegen hätte, für die er große Schätze mit Leichtigkeit zuſammenhäufte.<lb/> Man fand ihn eines Tages todt in ſeinem Wagen, als er von einem<lb/> Feſt (in der Nähe von Weſel) zurückkehrte, wo der Wein nicht geſpart<lb/> worden war.“ — Wohin man ſeine Leiche ſchaffte, oder ob er in Weſel<lb/> ſelbſt beigeſetzt wurde, habe ich nicht erfahren können. In dem <hi rendition="#g">inten-<lb/> dirten</hi> Erbbegräbniß der Grumbkow’s zu <hi rendition="#g">Blankenfelde</hi>, anderthalb<lb/> Meilen von Berlin, ſteht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes,<lb/> die, wie eine lateiniſche Inſchrift über der Kirchthür angiebt, von<lb/> v. Grumbkow erbaut wurde, befindet ſich auch ein großer Grabſtein,<lb/> der die Gruft überdeckt, die hier als „Erbbegräbniß“ gegraben und<lb/> ausgemauert wurde. Die Inſchrift dieſes Grabſteines lautet: Erbbegräb-<lb/> niß des Wohlgebornen H. H. <hi rendition="#g">Joachim Ernſt’s v. Grumbkow</hi>,<lb/> Sr. churfürſtlichen Durchlaucht zu Brandenburg, höchſt anſehnlichen,<lb/> wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marſchalls,<lb/> General-Kriegscommiſſarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumb-<lb/> kow, Runo, Cuno, Darlin, Nieder-Schönhauſen, Blankenfelde und<lb/> Charo.“ Hiermit ſchließt die Inſchrift. Der freigelaſſene Raum zeigt,<lb/> daß die Daten von Geburt und Tod hier angegeben werden ſollten.<lb/> Dies geſchah aber nicht, weil der Bewohner ausblieb.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [400/0418]
Benjamin Raule — ein Holländer von Geburt, General-
director des Seeweſens, deſſen Name in „Raule’s Hof,“
wo ſich die Admiralität damals befand, bis auf den heutigen
Tag fortlebt — verblieb nur wenige Jahre im Beſitz von
Roſenfelde. So kurz dieſe Zeit war, ſo reichte ſie für ihn doch
aus, um dem herrſchaftlichen Gute im Weſentlichen die Aus-
dehnung und Anlage zu geben, die daſſelbe noch heute zeigt.
Bis dahin hatte Roſenfelde ein Jagdſchloß gehabt, wahrſchein-
lich aus der Joachimſchen Zeit. Dies überließ Raule ſeinem
Schickſale; er baute ſtatt deſſen ein Luſthaus, einen Sommer-
Pavillon, an derſelben Stelle, wo jetzt das Schloß ſteht, und
ließ durch holländiſche Gartenkünſtler den jetzigen Park *) —
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*) In ſeinen Anfängen ſoll derſelbe ſchon 15 Jahre früher vor-
handen geweſen ſein. — 1672, was hier eine Stelle finden mag, gab
es nur elf Parks in der Mark Brandenburg, die nach Beiſpiel und
Vorbild des großen Kurfürſten und vielleicht auch auf Wunſch deſſelben
*) ihm: „Er liebte die großen Unternehmungen und war kühn in ihrer
Ausführung. Man würde ſeinen Charakter großartig haben nennen
können, wenn ihm die Beförderung ſeiner Familie weniger am Herzen
gelegen hätte, für die er große Schätze mit Leichtigkeit zuſammenhäufte.
Man fand ihn eines Tages todt in ſeinem Wagen, als er von einem
Feſt (in der Nähe von Weſel) zurückkehrte, wo der Wein nicht geſpart
worden war.“ — Wohin man ſeine Leiche ſchaffte, oder ob er in Weſel
ſelbſt beigeſetzt wurde, habe ich nicht erfahren können. In dem inten-
dirten Erbbegräbniß der Grumbkow’s zu Blankenfelde, anderthalb
Meilen von Berlin, ſteht er nicht. In der Kirche letztgenannten Dorfes,
die, wie eine lateiniſche Inſchrift über der Kirchthür angiebt, von
v. Grumbkow erbaut wurde, befindet ſich auch ein großer Grabſtein,
der die Gruft überdeckt, die hier als „Erbbegräbniß“ gegraben und
ausgemauert wurde. Die Inſchrift dieſes Grabſteines lautet: Erbbegräb-
niß des Wohlgebornen H. H. Joachim Ernſt’s v. Grumbkow,
Sr. churfürſtlichen Durchlaucht zu Brandenburg, höchſt anſehnlichen,
wirklichen Geheimen Etats- und Kriegs-Raths, Oberhof-Marſchalls,
General-Kriegscommiſſarii und Schloßhauptmann, Erbherr auf Grumb-
kow, Runo, Cuno, Darlin, Nieder-Schönhauſen, Blankenfelde und
Charo.“ Hiermit ſchließt die Inſchrift. Der freigelaſſene Raum zeigt,
daß die Daten von Geburt und Tod hier angegeben werden ſollten.
Dies geſchah aber nicht, weil der Bewohner ausblieb.
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