das (die Büchsenschüsse aus dem nahen Schützenhause accom- pagnirten) und raffte mich erst, nach halbstündigem Martyrium, zu der Frage auf, ob er jemals von dem Maler Wilhelm Hensel, oder doch von dessen Vater, dem alten Pastor Hensel gehört habe.
Ein Kopfschütteln war die Antwort und nur mit Mühe wurde festgestellt, daß der alte Pastor Hensel höchst wahrschein- lich vor seiner, des Wirths und Meisters Geburt verzogen sein müsse, eine Sache, über die ich nie den geringsten Zweifel unterhalten hatte.
Das Vorfahren des Wagens und der Peitschenknips des Kutschers schnitten weitere Untersuchungen ab, wobei mir der Trost bleibt, schwerlich anderes als die chronologische Reihen- folge der Trebbiner Schützenkönige eingebüßt zu haben. Noch ein grüßendes Hutlüpfen unsererseits, noch eine leichte Hand- bewegung des "Majors," in der sich die angeborne militairische Natur mit den Allüren bürgerlicher Hantirung glücklich ver- schwisterte -- und unser Jagdwagen klapperte über das Pfla- ster hin.
Die Kirchhofsthür stand noch offen, die Schwertlilien blüh- ten noch.
Ueber "Burg Trebbin" bin ich auch nachträglich ohne Mittheilung geblieben, aber von Wilhelm Hensel will ich erzählen.
Wenn zwei Loose vor uns legt ein Beschluß der Zeit, Schwer ist's, wirklichem Ruf folgen und falschen fliehn!... Sieh, dich lockten indeß heimische Triebe bald Fernhin (wo in des Nords Winter ein edler Fürst Aussät ein Athen des Geistes) An die schthische, kalte Spree. Platen.
Wilhelm Hensel wurde am 6. Juli 1794 zu Trebbin geboren, wo sein Vater an der dortigen Marien-Kirche Geist- licher war. Schon einige Monate später, nach erfolgter Voca-
das (die Büchſenſchüſſe aus dem nahen Schützenhauſe accom- pagnirten) und raffte mich erſt, nach halbſtündigem Martyrium, zu der Frage auf, ob er jemals von dem Maler Wilhelm Henſel, oder doch von deſſen Vater, dem alten Paſtor Henſel gehört habe.
Ein Kopfſchütteln war die Antwort und nur mit Mühe wurde feſtgeſtellt, daß der alte Paſtor Henſel höchſt wahrſchein- lich vor ſeiner, des Wirths und Meiſters Geburt verzogen ſein müſſe, eine Sache, über die ich nie den geringſten Zweifel unterhalten hatte.
Das Vorfahren des Wagens und der Peitſchenknips des Kutſchers ſchnitten weitere Unterſuchungen ab, wobei mir der Troſt bleibt, ſchwerlich anderes als die chronologiſche Reihen- folge der Trebbiner Schützenkönige eingebüßt zu haben. Noch ein grüßendes Hutlüpfen unſererſeits, noch eine leichte Hand- bewegung des „Majors,“ in der ſich die angeborne militairiſche Natur mit den Allüren bürgerlicher Hantirung glücklich ver- ſchwiſterte — und unſer Jagdwagen klapperte über das Pfla- ſter hin.
Die Kirchhofsthür ſtand noch offen, die Schwertlilien blüh- ten noch.
Ueber „Burg Trebbin“ bin ich auch nachträglich ohne Mittheilung geblieben, aber von Wilhelm Henſel will ich erzählen.
Wenn zwei Looſe vor uns legt ein Beſchluß der Zeit, Schwer iſt’s, wirklichem Ruf folgen und falſchen fliehn!… Sieh, dich lockten indeß heimiſche Triebe bald Fernhin (wo in des Nords Winter ein edler Fürſt Ausſät ein Athen des Geiſtes) An die ſchthiſche, kalte Spree. Platen.
Wilhelm Henſel wurde am 6. Juli 1794 zu Trebbin geboren, wo ſein Vater an der dortigen Marien-Kirche Geiſt- licher war. Schon einige Monate ſpäter, nach erfolgter Voca-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0401"n="383"/>
das (die Büchſenſchüſſe aus dem nahen Schützenhauſe accom-<lb/>
pagnirten) und raffte mich erſt, nach halbſtündigem Martyrium,<lb/>
zu der Frage auf, ob er jemals von dem Maler <hirendition="#g">Wilhelm<lb/>
Henſel</hi>, oder doch von deſſen Vater, dem alten <hirendition="#g">Paſtor</hi><lb/>
Henſel gehört habe.</p><lb/><p>Ein Kopfſchütteln war die Antwort und nur mit Mühe<lb/>
wurde feſtgeſtellt, daß der alte Paſtor Henſel höchſt wahrſchein-<lb/>
lich vor ſeiner, des Wirths und Meiſters Geburt verzogen ſein<lb/>
müſſe, eine Sache, über die ich nie den geringſten Zweifel<lb/>
unterhalten hatte.</p><lb/><p>Das Vorfahren des Wagens und der Peitſchenknips des<lb/>
Kutſchers ſchnitten weitere Unterſuchungen ab, wobei mir der<lb/>
Troſt bleibt, ſchwerlich anderes als die chronologiſche Reihen-<lb/>
folge der Trebbiner Schützenkönige eingebüßt zu haben. Noch<lb/>
ein grüßendes Hutlüpfen unſererſeits, noch eine leichte Hand-<lb/>
bewegung des „Majors,“ in der ſich die angeborne militairiſche<lb/>
Natur mit den Allüren bürgerlicher Hantirung glücklich ver-<lb/>ſchwiſterte — und unſer Jagdwagen klapperte über das Pfla-<lb/>ſter hin.</p><lb/><p>Die Kirchhofsthür ſtand noch offen, die Schwertlilien blüh-<lb/>
ten noch.</p><lb/><p>Ueber „Burg Trebbin“ bin ich auch nachträglich ohne<lb/>
Mittheilung geblieben, aber von <hirendition="#g">Wilhelm Henſel</hi> will ich<lb/>
erzählen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><citrendition="#et"><quote>Wenn <hirendition="#g">zwei</hi> Looſe vor uns legt ein Beſchluß der Zeit,<lb/>
Schwer iſt’s, wirklichem Ruf folgen und falſchen fliehn!…<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/> Sieh, dich lockten indeß heimiſche Triebe bald<lb/>
Fernhin (wo in des Nords Winter ein edler Fürſt<lb/>
Ausſät ein Athen des Geiſtes)<lb/>
An die ſchthiſche, kalte Spree. </quote><bibl><hirendition="#b">Platen.</hi></bibl></cit><lb/><p>Wilhelm Henſel wurde am 6. Juli 1794 zu <hirendition="#g">Trebbin</hi><lb/>
geboren, wo ſein Vater an der dortigen Marien-Kirche Geiſt-<lb/>
licher war. Schon einige Monate ſpäter, nach erfolgter Voca-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[383/0401]
das (die Büchſenſchüſſe aus dem nahen Schützenhauſe accom-
pagnirten) und raffte mich erſt, nach halbſtündigem Martyrium,
zu der Frage auf, ob er jemals von dem Maler Wilhelm
Henſel, oder doch von deſſen Vater, dem alten Paſtor
Henſel gehört habe.
Ein Kopfſchütteln war die Antwort und nur mit Mühe
wurde feſtgeſtellt, daß der alte Paſtor Henſel höchſt wahrſchein-
lich vor ſeiner, des Wirths und Meiſters Geburt verzogen ſein
müſſe, eine Sache, über die ich nie den geringſten Zweifel
unterhalten hatte.
Das Vorfahren des Wagens und der Peitſchenknips des
Kutſchers ſchnitten weitere Unterſuchungen ab, wobei mir der
Troſt bleibt, ſchwerlich anderes als die chronologiſche Reihen-
folge der Trebbiner Schützenkönige eingebüßt zu haben. Noch
ein grüßendes Hutlüpfen unſererſeits, noch eine leichte Hand-
bewegung des „Majors,“ in der ſich die angeborne militairiſche
Natur mit den Allüren bürgerlicher Hantirung glücklich ver-
ſchwiſterte — und unſer Jagdwagen klapperte über das Pfla-
ſter hin.
Die Kirchhofsthür ſtand noch offen, die Schwertlilien blüh-
ten noch.
Ueber „Burg Trebbin“ bin ich auch nachträglich ohne
Mittheilung geblieben, aber von Wilhelm Henſel will ich
erzählen.
Wenn zwei Looſe vor uns legt ein Beſchluß der Zeit,
Schwer iſt’s, wirklichem Ruf folgen und falſchen fliehn!…
Sieh, dich lockten indeß heimiſche Triebe bald
Fernhin (wo in des Nords Winter ein edler Fürſt
Ausſät ein Athen des Geiſtes)
An die ſchthiſche, kalte Spree. Platen.
Wilhelm Henſel wurde am 6. Juli 1794 zu Trebbin
geboren, wo ſein Vater an der dortigen Marien-Kirche Geiſt-
licher war. Schon einige Monate ſpäter, nach erfolgter Voca-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/401>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.