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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Prinz Leopold, der gewiß Wort gehalten hätte, wurde nicht
beim Wort genommen; Seegebart erhielt eine Pfarre, freilich
keine beste, kaum eine gute, (die Etziner Pfarrstelle ist jetzt eine
sehr gute, war es aber damals nicht) indessen doch immerhin eine
Pfarre, und im August 1742, also kaum 3 Monate nach der
Schlacht, ward er in die Etziner Kirche eingeführt. Mit unge-
wöhnlicher Thätigkeit -- so erzählt der 80 jährige Pastor Duchstein,
der als er sein Etziner Pfarramt zu Anfang dieses Jahrhunderts
antrat, noch Leute vorfand, die seinen kriegerischen Amts-Vor-
gänger gekannt hatten -- hat dieser hier als Seelsorger und Land-
wirth gewirkt. An Wochentagen hielt er im Pfarrhause Erbau-
ungsstunden, sowohl für Kinder wie für Erwachsene, und nahm
sich überhaupt seiner beiden Gemeinden (Etzin und das nah
gelegene Knobloch) mit Eifer und Liebe an. Nebenbei aber
führte er die weitläuftige Pfarrwirthschaft selbst, verbesserte
mancherlei in derselben und nutzte sie durch seine Betriebsamkeit,
wie die von ihm geführten Register beweisen, ungemein hoch.
Den Pfarrgarten hatte er ganz verwildert übernommen; er
pflanzte die besten Obstsorten an und hatte die Freude, schon
im zweiten Jahre einige Früchte davon zu ernten. So oft er
ein so günstiges Ergebniß seines Fleißes in seinen noch vor-
handenen Rechnungen zu vermerken hatte, versäumte er nicht
in einfachen Worten einen kurzen Dank an Gott auszusprechen.
Ueber seine Kriegs- und Siegesthat bei Chotusitz sprach er nur
selten und nur gezwungen, theils weil er eine natürliche Scheu
hatte sich vorzudrängen, theils weil er zu der Ansicht gekommen
sein mochte, "er habe bei Chotusitz für einen Geistlichen wirk-
lich etwas zu viel gethan." Aber eben deshalb, weil der Tag
von Chotusitz auf der Etziner Pfarre nur so selten genannt
werden durfte, eben deshalb ist auch jener Familien-Tradi-
tion, die sich bis in unsre Tage hinein erhalten hat, ein ganz
besondrer Werth bei zulegen, jener Tradition nämlich, (die auch
in Andeutungen des Jordan'schen Briefes ihre Bestätigung
findet,) daß der König seinem Feldprediger in der That eine
Hauptmannsstelle habe anbieten lassen. Daß dies Anerbieten

Prinz Leopold, der gewiß Wort gehalten hätte, wurde nicht
beim Wort genommen; Seegebart erhielt eine Pfarre, freilich
keine beſte, kaum eine gute, (die Etziner Pfarrſtelle iſt jetzt eine
ſehr gute, war es aber damals nicht) indeſſen doch immerhin eine
Pfarre, und im Auguſt 1742, alſo kaum 3 Monate nach der
Schlacht, ward er in die Etziner Kirche eingeführt. Mit unge-
wöhnlicher Thätigkeit — ſo erzählt der 80 jährige Paſtor Duchſtein,
der als er ſein Etziner Pfarramt zu Anfang dieſes Jahrhunderts
antrat, noch Leute vorfand, die ſeinen kriegeriſchen Amts-Vor-
gänger gekannt hatten — hat dieſer hier als Seelſorger und Land-
wirth gewirkt. An Wochentagen hielt er im Pfarrhauſe Erbau-
ungsſtunden, ſowohl für Kinder wie für Erwachſene, und nahm
ſich überhaupt ſeiner beiden Gemeinden (Etzin und das nah
gelegene Knobloch) mit Eifer und Liebe an. Nebenbei aber
führte er die weitläuftige Pfarrwirthſchaft ſelbſt, verbeſſerte
mancherlei in derſelben und nutzte ſie durch ſeine Betriebſamkeit,
wie die von ihm geführten Regiſter beweiſen, ungemein hoch.
Den Pfarrgarten hatte er ganz verwildert übernommen; er
pflanzte die beſten Obſtſorten an und hatte die Freude, ſchon
im zweiten Jahre einige Früchte davon zu ernten. So oft er
ein ſo günſtiges Ergebniß ſeines Fleißes in ſeinen noch vor-
handenen Rechnungen zu vermerken hatte, verſäumte er nicht
in einfachen Worten einen kurzen Dank an Gott auszuſprechen.
Ueber ſeine Kriegs- und Siegesthat bei Chotuſitz ſprach er nur
ſelten und nur gezwungen, theils weil er eine natürliche Scheu
hatte ſich vorzudrängen, theils weil er zu der Anſicht gekommen
ſein mochte, „er habe bei Chotuſitz für einen Geiſtlichen wirk-
lich etwas zu viel gethan.“ Aber eben deshalb, weil der Tag
von Chotuſitz auf der Etziner Pfarre nur ſo ſelten genannt
werden durfte, eben deshalb iſt auch jener Familien-Tradi-
tion, die ſich bis in unſre Tage hinein erhalten hat, ein ganz
beſondrer Werth bei zulegen, jener Tradition nämlich, (die auch
in Andeutungen des Jordan’ſchen Briefes ihre Beſtätigung
findet,) daß der König ſeinem Feldprediger in der That eine
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[351/0369] Prinz Leopold, der gewiß Wort gehalten hätte, wurde nicht beim Wort genommen; Seegebart erhielt eine Pfarre, freilich keine beſte, kaum eine gute, (die Etziner Pfarrſtelle iſt jetzt eine ſehr gute, war es aber damals nicht) indeſſen doch immerhin eine Pfarre, und im Auguſt 1742, alſo kaum 3 Monate nach der Schlacht, ward er in die Etziner Kirche eingeführt. Mit unge- wöhnlicher Thätigkeit — ſo erzählt der 80 jährige Paſtor Duchſtein, der als er ſein Etziner Pfarramt zu Anfang dieſes Jahrhunderts antrat, noch Leute vorfand, die ſeinen kriegeriſchen Amts-Vor- gänger gekannt hatten — hat dieſer hier als Seelſorger und Land- wirth gewirkt. An Wochentagen hielt er im Pfarrhauſe Erbau- ungsſtunden, ſowohl für Kinder wie für Erwachſene, und nahm ſich überhaupt ſeiner beiden Gemeinden (Etzin und das nah gelegene Knobloch) mit Eifer und Liebe an. Nebenbei aber führte er die weitläuftige Pfarrwirthſchaft ſelbſt, verbeſſerte mancherlei in derſelben und nutzte ſie durch ſeine Betriebſamkeit, wie die von ihm geführten Regiſter beweiſen, ungemein hoch. Den Pfarrgarten hatte er ganz verwildert übernommen; er pflanzte die beſten Obſtſorten an und hatte die Freude, ſchon im zweiten Jahre einige Früchte davon zu ernten. So oft er ein ſo günſtiges Ergebniß ſeines Fleißes in ſeinen noch vor- handenen Rechnungen zu vermerken hatte, verſäumte er nicht in einfachen Worten einen kurzen Dank an Gott auszuſprechen. Ueber ſeine Kriegs- und Siegesthat bei Chotuſitz ſprach er nur ſelten und nur gezwungen, theils weil er eine natürliche Scheu hatte ſich vorzudrängen, theils weil er zu der Anſicht gekommen ſein mochte, „er habe bei Chotuſitz für einen Geiſtlichen wirk- lich etwas zu viel gethan.“ Aber eben deshalb, weil der Tag von Chotuſitz auf der Etziner Pfarre nur ſo ſelten genannt werden durfte, eben deshalb iſt auch jener Familien-Tradi- tion, die ſich bis in unſre Tage hinein erhalten hat, ein ganz beſondrer Werth bei zulegen, jener Tradition nämlich, (die auch in Andeutungen des Jordan’ſchen Briefes ihre Beſtätigung findet,) daß der König ſeinem Feldprediger in der That eine Hauptmannsſtelle habe anbieten laſſen. Daß dies Anerbieten

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/369>, abgerufen am 24.11.2024.