Ist Wismar nicht sträflich, daß sie auf mein wiederholtes freundschaftliches Betragen nicht mehr Aufmerksamkeit bezeiget?
Was ich vor jetzt schreibe, schreibe ich auf Ihre Pflicht. Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, denn der Ort der wahren ME ist heilig für den Busch. Fünf starben, der 6te ging in Feuer über, stehet die Säule so (unleserliches Wort) im Morgen, die 7 Siegel thun sich auf, und erkennen die Wahrheit der Gott- heit. Verflucht sei, der den Namen seines Gottes mißbraucht! Der Herr ist heilig und gerecht. Mein Bruder, wenn Sie wirklich der sind, der die 11 in der Wahrheit kennet, da doch durch 12 gerichtet wird, warum kennen Sie nicht S. W.? War England nicht gerecht, ließ es Ihnen nicht ihre Freiheit; warum suchten Sie aber von dem einen Wege in den anderen zu fallen? Sind nicht Warnungen genug an die strikte Ob- servanz ergangen? Wenn ich meine Brüder bei der Vernunft überführe, und selbigen die Unsterblichkeit der Seele beweise, so folge ich den wahren Pflichten B. I. I. Soll Gewalt dem Schwachen weichen, wenn der Schwache nur Bosheit in seiner Seele besitzt, wurde das Schwert nicht eingesteckt, da es schon gesiegt hatte?
Glauben Sie, mein Bruder, wenn ich gleich nach Dres- den gegangen, so wäre jetzo Alles ruhig und zufrieden; aber Leipzig, da wo nur Tugend und Wissenschaften blühen sollen, ist eine in Schleier gehüllte Buhlerin. Kennen Sie wirklich die Off. I.?
Ich kenne Purpur ganz roth, das innerste der Sonne gelb, blau, heilig und gerecht, unter dem Namen des Lammes. I. V. N. D. I. K.
Um mich noch mehr zu erklären, erwarte Dero Antwort, und empfehle Sie dem Schutz des Unerschaffenen.
N. S. Mein Bruder. Sie haben es mit E--land und Sch--land richtig getroffen; nur den Sitz des Thurmes haben Sie mir nicht gemeldet. Erhalte ich einen Brief von Ihrer Hand und Namen, so thue mir der Herr dies und das, so ich ihn nicht unter meiner eigenen Hand beantworten will.
Iſt Wismar nicht ſträflich, daß ſie auf mein wiederholtes freundſchaftliches Betragen nicht mehr Aufmerkſamkeit bezeiget?
Was ich vor jetzt ſchreibe, ſchreibe ich auf Ihre Pflicht. Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, denn der Ort der wahren ME iſt heilig für den Buſch. Fünf ſtarben, der 6te ging in Feuer über, ſtehet die Säule ſo (unleſerliches Wort) im Morgen, die 7 Siegel thun ſich auf, und erkennen die Wahrheit der Gott- heit. Verflucht ſei, der den Namen ſeines Gottes mißbraucht! Der Herr iſt heilig und gerecht. Mein Bruder, wenn Sie wirklich der ſind, der die 11 in der Wahrheit kennet, da doch durch 12 gerichtet wird, warum kennen Sie nicht S. W.? War England nicht gerecht, ließ es Ihnen nicht ihre Freiheit; warum ſuchten Sie aber von dem einen Wege in den anderen zu fallen? Sind nicht Warnungen genug an die ſtrikte Ob- ſervanz ergangen? Wenn ich meine Brüder bei der Vernunft überführe, und ſelbigen die Unſterblichkeit der Seele beweiſe, ſo folge ich den wahren Pflichten B. I. I. Soll Gewalt dem Schwachen weichen, wenn der Schwache nur Bosheit in ſeiner Seele beſitzt, wurde das Schwert nicht eingeſteckt, da es ſchon geſiegt hatte?
Glauben Sie, mein Bruder, wenn ich gleich nach Dres- den gegangen, ſo wäre jetzo Alles ruhig und zufrieden; aber Leipzig, da wo nur Tugend und Wiſſenſchaften blühen ſollen, iſt eine in Schleier gehüllte Buhlerin. Kennen Sie wirklich die Off. I.?
Ich kenne Purpur ganz roth, das innerſte der Sonne gelb, blau, heilig und gerecht, unter dem Namen des Lammes. I. V. N. D. I. K.
Um mich noch mehr zu erklären, erwarte Dero Antwort, und empfehle Sie dem Schutz des Unerſchaffenen.
N. S. Mein Bruder. Sie haben es mit E—land und Sch—land richtig getroffen; nur den Sitz des Thurmes haben Sie mir nicht gemeldet. Erhalte ich einen Brief von Ihrer Hand und Namen, ſo thue mir der Herr dies und das, ſo ich ihn nicht unter meiner eigenen Hand beantworten will.
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Iſt Wismar nicht ſträflich, daß ſie auf mein wiederholtes
freundſchaftliches Betragen nicht mehr Aufmerkſamkeit bezeiget?
Was ich vor jetzt ſchreibe, ſchreibe ich auf Ihre Pflicht.
Ziehen Sie Ihre Schuhe aus, denn der Ort der wahren ME
iſt heilig für den Buſch. Fünf ſtarben, der 6te ging in Feuer
über, ſtehet die Säule ſo (unleſerliches Wort) im Morgen, die
7 Siegel thun ſich auf, und erkennen die Wahrheit der Gott-
heit. Verflucht ſei, der den Namen ſeines Gottes mißbraucht!
Der Herr iſt heilig und gerecht. Mein Bruder, wenn Sie
wirklich der ſind, der die 11 in der Wahrheit kennet, da doch
durch 12 gerichtet wird, warum kennen Sie nicht S. W.?
War England nicht gerecht, ließ es Ihnen nicht ihre Freiheit;
warum ſuchten Sie aber von dem einen Wege in den anderen
zu fallen? Sind nicht Warnungen genug an die ſtrikte Ob-
ſervanz ergangen? Wenn ich meine Brüder bei der Vernunft
überführe, und ſelbigen die Unſterblichkeit der Seele beweiſe, ſo
folge ich den wahren Pflichten B. I. I. Soll Gewalt dem
Schwachen weichen, wenn der Schwache nur Bosheit in ſeiner
Seele beſitzt, wurde das Schwert nicht eingeſteckt, da es ſchon
geſiegt hatte?
Glauben Sie, mein Bruder, wenn ich gleich nach Dres-
den gegangen, ſo wäre jetzo Alles ruhig und zufrieden; aber
Leipzig, da wo nur Tugend und Wiſſenſchaften blühen ſollen,
iſt eine in Schleier gehüllte Buhlerin. Kennen Sie wirklich
die Off. I.?
Ich kenne Purpur ganz roth, das innerſte der Sonne
gelb, blau, heilig und gerecht, unter dem Namen des
Lammes. I. V. N. D. I. K.
Um mich noch mehr zu erklären, erwarte Dero Antwort,
und empfehle Sie dem Schutz des Unerſchaffenen.
N. S. Mein Bruder. Sie haben es mit E—land und
Sch—land richtig getroffen; nur den Sitz des Thurmes haben
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/321>, abgerufen am 24.11.2024.
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