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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Ich erwiedere; und wenn er Muth hat, so setzt sich die Unter-
redung fort und schließt mit einer Ohnmacht. Diese letzte
Wirkung des Räucherwerks wirft einen mysteriösen Schleier
über das, was er zu sehen und zu hören geglaubt hat und
verwischt die kleinen Mängel, deren er sich etwa erinnern
könnte." --

So weit die Enthüllungen des Professors. Ueber die ver-
bleibenden drei Arten der "Geistercitirung" berichten wir an
anderer Stelle, theils im Text, theils in den Anmerkungen.

Das dritte Verfahren: "Das Hohlspiegelbild auf einer
Rauchsäule" wurde, wenn den betreffenden Ueberlieferungen
Glauben zu schenken ist, vorzugsweise durch Johann Georg
Schrepfer geübt. Dieser in seiner Art merkwürdige Mann
bildete die Incarnation jenes Lug- und Trug-Systems, jener
Geheimbündelei, die, unter großen räthselvollen Phrasen, das
Wunderthun, die Geistercitation, den Rapport mit der geistigen
Welt in den Vordergrund stellte und ohne sich viel mit fort-
schrittlichen oder rückschrittlichen Ideen aufzuhalten, von der
Leichtgläubigkeit der Menschen lebte. In der Kürze haben wir
Schrepfers schon bei Marquardt erwähnt. Wir müssen auch
hier wiederholen, daß er höchst wahrscheinlich nicht bloß ein
Betrüger war, sondern durch Lesen mystischer und alchymisti-
scher Schriften, dazu durch eigene Eitelkeit und fremde Huldi-
gungen, schließlich, ohne geradezu wahnsinnig zu sein, in einen
verworrenen Geisteszustand gerathen war, der ihn in der That
an sich glauben machte und ihn namentlich Alles für
möglich halten
ließ. Es ist nicht absolut unwahrscheinlich,
daß er wirklich dachte, ein Packet Papierschnitzel werde sich ihm
zu Liebe über Nacht in vollgültige Banknoten verwandeln. Wir
geben eine kurze Lebensskizze dieses Mannes, dessen Leben und
Tod charakteristisch ist für eine specielle Krankheits-Erscheinung
jener Zeit.

Johann Georg Schrepfer, 1730 geboren, war anfangs
Kellner in einem Leipziger Gasthause (nach andern Husar) und
war unter die dienenden Brüder einer dortigen Freimaurerloge

Ich erwiedere; und wenn er Muth hat, ſo ſetzt ſich die Unter-
redung fort und ſchließt mit einer Ohnmacht. Dieſe letzte
Wirkung des Räucherwerks wirft einen myſteriöſen Schleier
über das, was er zu ſehen und zu hören geglaubt hat und
verwiſcht die kleinen Mängel, deren er ſich etwa erinnern
könnte.“ —

So weit die Enthüllungen des Profeſſors. Ueber die ver-
bleibenden drei Arten der „Geiſtercitirung“ berichten wir an
anderer Stelle, theils im Text, theils in den Anmerkungen.

Das dritte Verfahren: „Das Hohlſpiegelbild auf einer
Rauchſäule“ wurde, wenn den betreffenden Ueberlieferungen
Glauben zu ſchenken iſt, vorzugsweiſe durch Johann Georg
Schrepfer geübt. Dieſer in ſeiner Art merkwürdige Mann
bildete die Incarnation jenes Lug- und Trug-Syſtems, jener
Geheimbündelei, die, unter großen räthſelvollen Phraſen, das
Wunderthun, die Geiſtercitation, den Rapport mit der geiſtigen
Welt in den Vordergrund ſtellte und ohne ſich viel mit fort-
ſchrittlichen oder rückſchrittlichen Ideen aufzuhalten, von der
Leichtgläubigkeit der Menſchen lebte. In der Kürze haben wir
Schrepfers ſchon bei Marquardt erwähnt. Wir müſſen auch
hier wiederholen, daß er höchſt wahrſcheinlich nicht bloß ein
Betrüger war, ſondern durch Leſen myſtiſcher und alchymiſti-
ſcher Schriften, dazu durch eigene Eitelkeit und fremde Huldi-
gungen, ſchließlich, ohne geradezu wahnſinnig zu ſein, in einen
verworrenen Geiſteszuſtand gerathen war, der ihn in der That
an ſich glauben machte und ihn namentlich Alles für
möglich halten
ließ. Es iſt nicht abſolut unwahrſcheinlich,
daß er wirklich dachte, ein Packet Papierſchnitzel werde ſich ihm
zu Liebe über Nacht in vollgültige Banknoten verwandeln. Wir
geben eine kurze Lebensſkizze dieſes Mannes, deſſen Leben und
Tod charakteriſtiſch iſt für eine ſpecielle Krankheits-Erſcheinung
jener Zeit.

Johann Georg Schrepfer, 1730 geboren, war anfangs
Kellner in einem Leipziger Gaſthauſe (nach andern Huſar) und
war unter die dienenden Brüder einer dortigen Freimaurerloge

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[300/0318] Ich erwiedere; und wenn er Muth hat, ſo ſetzt ſich die Unter- redung fort und ſchließt mit einer Ohnmacht. Dieſe letzte Wirkung des Räucherwerks wirft einen myſteriöſen Schleier über das, was er zu ſehen und zu hören geglaubt hat und verwiſcht die kleinen Mängel, deren er ſich etwa erinnern könnte.“ — So weit die Enthüllungen des Profeſſors. Ueber die ver- bleibenden drei Arten der „Geiſtercitirung“ berichten wir an anderer Stelle, theils im Text, theils in den Anmerkungen. Das dritte Verfahren: „Das Hohlſpiegelbild auf einer Rauchſäule“ wurde, wenn den betreffenden Ueberlieferungen Glauben zu ſchenken iſt, vorzugsweiſe durch Johann Georg Schrepfer geübt. Dieſer in ſeiner Art merkwürdige Mann bildete die Incarnation jenes Lug- und Trug-Syſtems, jener Geheimbündelei, die, unter großen räthſelvollen Phraſen, das Wunderthun, die Geiſtercitation, den Rapport mit der geiſtigen Welt in den Vordergrund ſtellte und ohne ſich viel mit fort- ſchrittlichen oder rückſchrittlichen Ideen aufzuhalten, von der Leichtgläubigkeit der Menſchen lebte. In der Kürze haben wir Schrepfers ſchon bei Marquardt erwähnt. Wir müſſen auch hier wiederholen, daß er höchſt wahrſcheinlich nicht bloß ein Betrüger war, ſondern durch Leſen myſtiſcher und alchymiſti- ſcher Schriften, dazu durch eigene Eitelkeit und fremde Huldi- gungen, ſchließlich, ohne geradezu wahnſinnig zu ſein, in einen verworrenen Geiſteszuſtand gerathen war, der ihn in der That an ſich glauben machte und ihn namentlich Alles für möglich halten ließ. Es iſt nicht abſolut unwahrſcheinlich, daß er wirklich dachte, ein Packet Papierſchnitzel werde ſich ihm zu Liebe über Nacht in vollgültige Banknoten verwandeln. Wir geben eine kurze Lebensſkizze dieſes Mannes, deſſen Leben und Tod charakteriſtiſch iſt für eine ſpecielle Krankheits-Erſcheinung jener Zeit. Johann Georg Schrepfer, 1730 geboren, war anfangs Kellner in einem Leipziger Gaſthauſe (nach andern Huſar) und war unter die dienenden Brüder einer dortigen Freimaurerloge

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/318>, abgerufen am 24.11.2024.