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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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den Fünften hingegen empfängt er wiederum einen Dukaten
monatlich für sich; ferner auch für den 7., 9., 11., 13. und
so fort für jede ungerade Zahl monatlich einen Dukaten. Wer
also die Gelegenheit hat, ein Halbhundert Mitglieder zu dieser
Societät zu engagiren, der bekommt monatlich eine Revenue
von 24 Dukaten." Dies leuchtete vielen sofort ein. Vor Ab-
lauf eines Jahres hatte der Orden bereits 416 Mitglieder,
darunter 1 Protector, 7 Seniores, 1 Kassirer, 1 Secretär,
1 Archivar. Die ersten Mitglieder waren fast lauter Offiziere
der Garnison Wesel, daran schlossen sich Civilpersonen aus
Neuwied. In kürzester Frist hatte sich der Orden über ganz
Deutschland ausgebreitet. Er bestand aber nicht lange. Die
Regierungen schritten ein, warnten vor dieser "gefährlichen
Societät" und verboten dieselbe. In Betreff von Vergesell-
schaftungen, die auf Geld und Geldeswerth ausgingen, waren
die Regierungen immer am wachsamsten.

Ein anderer Orden, bei dessen Ceremonien die "Harmo-
nika" eine große Rolle spielte und den wir deshalb den "Har-
monika-Orden" nennen wollen, hatte im Gegensatz zur
"Dukaten-Societät" etwas sinnbestrickend Theatralisches und
operirte mit dem ganzen Apparat einer romantischen Oper.
Diesen seltsamen Orden lernt man, in seinem Ritual (im
Gegensatz zu den Statuten) aus einer kleinen Broschüre ken-
nen, die 1787 in Berlin erschien und aus der wir Folgendes
entnehmen.

"Sie verschafften mir, so schreibt der Held und Har-
monika-Virtuose,*) durch Ihre Adresse an Herrn N. eine sehr

*) Der betr. Brief giebt sich das Ansehen, als sei er aus Wien
datirt und als habe die ganze Scene auf einem Landgut in der Nähe
Wiens gespielt. Wer aber je in Marquardt war, und den dortigen
Park, den See, die Grotte, das Schloß und seine tiefen Doppelkeller
kennen gelernt hat, dem wird sichs zunächst aufdrängen, daß hier durch-
aus Marquardt gemeint sein müsse. Es ist aber trotz alledem nicht
der Fall, kann nicht sein, da Marquardt erst 1795 in die Hände
Bischofswerders kam.

den Fünften hingegen empfängt er wiederum einen Dukaten
monatlich für ſich; ferner auch für den 7., 9., 11., 13. und
ſo fort für jede ungerade Zahl monatlich einen Dukaten. Wer
alſo die Gelegenheit hat, ein Halbhundert Mitglieder zu dieſer
Societät zu engagiren, der bekommt monatlich eine Revenue
von 24 Dukaten.“ Dies leuchtete vielen ſofort ein. Vor Ab-
lauf eines Jahres hatte der Orden bereits 416 Mitglieder,
darunter 1 Protector, 7 Seniores, 1 Kaſſirer, 1 Secretär,
1 Archivar. Die erſten Mitglieder waren faſt lauter Offiziere
der Garniſon Weſel, daran ſchloſſen ſich Civilperſonen aus
Neuwied. In kürzeſter Friſt hatte ſich der Orden über ganz
Deutſchland ausgebreitet. Er beſtand aber nicht lange. Die
Regierungen ſchritten ein, warnten vor dieſer „gefährlichen
Societät“ und verboten dieſelbe. In Betreff von Vergeſell-
ſchaftungen, die auf Geld und Geldeswerth ausgingen, waren
die Regierungen immer am wachſamſten.

Ein anderer Orden, bei deſſen Ceremonien die „Harmo-
nika“ eine große Rolle ſpielte und den wir deshalb den „Har-
monika-Orden“ nennen wollen, hatte im Gegenſatz zur
„Dukaten-Societät“ etwas ſinnbeſtrickend Theatraliſches und
operirte mit dem ganzen Apparat einer romantiſchen Oper.
Dieſen ſeltſamen Orden lernt man, in ſeinem Ritual (im
Gegenſatz zu den Statuten) aus einer kleinen Broſchüre ken-
nen, die 1787 in Berlin erſchien und aus der wir Folgendes
entnehmen.

„Sie verſchafften mir, ſo ſchreibt der Held und Har-
monika-Virtuoſe,*) durch Ihre Adreſſe an Herrn N. eine ſehr

*) Der betr. Brief giebt ſich das Anſehen, als ſei er aus Wien
datirt und als habe die ganze Scene auf einem Landgut in der Nähe
Wiens geſpielt. Wer aber je in Marquardt war, und den dortigen
Park, den See, die Grotte, das Schloß und ſeine tiefen Doppelkeller
kennen gelernt hat, dem wird ſichs zunächſt aufdrängen, daß hier durch-
aus Marquardt gemeint ſein müſſe. Es iſt aber trotz alledem nicht
der Fall, kann nicht ſein, da Marquardt erſt 1795 in die Hände
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[295/0313] den Fünften hingegen empfängt er wiederum einen Dukaten monatlich für ſich; ferner auch für den 7., 9., 11., 13. und ſo fort für jede ungerade Zahl monatlich einen Dukaten. Wer alſo die Gelegenheit hat, ein Halbhundert Mitglieder zu dieſer Societät zu engagiren, der bekommt monatlich eine Revenue von 24 Dukaten.“ Dies leuchtete vielen ſofort ein. Vor Ab- lauf eines Jahres hatte der Orden bereits 416 Mitglieder, darunter 1 Protector, 7 Seniores, 1 Kaſſirer, 1 Secretär, 1 Archivar. Die erſten Mitglieder waren faſt lauter Offiziere der Garniſon Weſel, daran ſchloſſen ſich Civilperſonen aus Neuwied. In kürzeſter Friſt hatte ſich der Orden über ganz Deutſchland ausgebreitet. Er beſtand aber nicht lange. Die Regierungen ſchritten ein, warnten vor dieſer „gefährlichen Societät“ und verboten dieſelbe. In Betreff von Vergeſell- ſchaftungen, die auf Geld und Geldeswerth ausgingen, waren die Regierungen immer am wachſamſten. Ein anderer Orden, bei deſſen Ceremonien die „Harmo- nika“ eine große Rolle ſpielte und den wir deshalb den „Har- monika-Orden“ nennen wollen, hatte im Gegenſatz zur „Dukaten-Societät“ etwas ſinnbeſtrickend Theatraliſches und operirte mit dem ganzen Apparat einer romantiſchen Oper. Dieſen ſeltſamen Orden lernt man, in ſeinem Ritual (im Gegenſatz zu den Statuten) aus einer kleinen Broſchüre ken- nen, die 1787 in Berlin erſchien und aus der wir Folgendes entnehmen. „Sie verſchafften mir, ſo ſchreibt der Held und Har- monika-Virtuoſe, *) durch Ihre Adreſſe an Herrn N. eine ſehr *) Der betr. Brief giebt ſich das Anſehen, als ſei er aus Wien datirt und als habe die ganze Scene auf einem Landgut in der Nähe Wiens geſpielt. Wer aber je in Marquardt war, und den dortigen Park, den See, die Grotte, das Schloß und ſeine tiefen Doppelkeller kennen gelernt hat, dem wird ſichs zunächſt aufdrängen, daß hier durch- aus Marquardt gemeint ſein müſſe. Es iſt aber trotz alledem nicht der Fall, kann nicht ſein, da Marquardt erſt 1795 in die Hände Biſchofswerders kam.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/313>, abgerufen am 24.11.2024.