Des Wappens auf dem Leichensteine wird nur in aller Kürze Erwähnung gethan, und doch ist dasselbe von besonderem Interesse. Es zeigt, daß des Königs Geneigtheit, an Gundling seinen Spott zu üben, auch über den Tod des Letztern fortdauerte. Hatte er schon früher durch Ertheilung eines freiherrlichen Wappens, auf dem die angebrachten drei Pfauenfedern die Eitelkeit des Freiherrn geißeln sollten, seinem Humor die Zügel schießen lassen, so ging er jetzt, wo es sich um die Ausmeißelung eines Grabsteins für Gundling handelte, noch über den früheren Sarkasmus hinaus, und das Grabstein-Wappen (im Gegensatz zu dem früher ertheilten Wappen) erhielt zwei neue Schildhalter: eine Minerva und einen aufrecht stehenden Hasen. Die Hieroglyphensprache des Grabsteins sollte ausdrücken: er war klug, eitel, feige.
Dieser interessante Stein lag ursprünglich im Kirchenschiff; jetzt ist er senkrecht in die Frontwand eingemauert und wirkt völlig wie ein errichtetes Denkmal. Er zählt über 130 Jahre.
Wenn der weiße Marmor so vieler Gräber draußen längst zerfallen sein und kein roth-dunkles Verbenen-Beet den Veranda- Begräbnißplatz der Sellos mehr schmücken wird, wird dieß wunderliche Wappen-Denkmal, mit den Pfauenfedern und dem aufrechtstehenden Hasen, noch immer zu unsern Enkeln sprechen, und das Märchen von "Gundling und dem Weinfaß-Sarge" wird dann wundersam klingen wie ein grotesk-heiteres Gegen- stück zu den Geschichten vom Oger.
Des Wappens auf dem Leichenſteine wird nur in aller Kürze Erwähnung gethan, und doch iſt daſſelbe von beſonderem Intereſſe. Es zeigt, daß des Königs Geneigtheit, an Gundling ſeinen Spott zu üben, auch über den Tod des Letztern fortdauerte. Hatte er ſchon früher durch Ertheilung eines freiherrlichen Wappens, auf dem die angebrachten drei Pfauenfedern die Eitelkeit des Freiherrn geißeln ſollten, ſeinem Humor die Zügel ſchießen laſſen, ſo ging er jetzt, wo es ſich um die Ausmeißelung eines Grabſteins für Gundling handelte, noch über den früheren Sarkasmus hinaus, und das Grabſtein-Wappen (im Gegenſatz zu dem früher ertheilten Wappen) erhielt zwei neue Schildhalter: eine Minerva und einen aufrecht ſtehenden Haſen. Die Hieroglyphenſprache des Grabſteins ſollte ausdrücken: er war klug, eitel, feige.
Dieſer intereſſante Stein lag urſprünglich im Kirchenſchiff; jetzt iſt er ſenkrecht in die Frontwand eingemauert und wirkt völlig wie ein errichtetes Denkmal. Er zählt über 130 Jahre.
Wenn der weiße Marmor ſo vieler Gräber draußen längſt zerfallen ſein und kein roth-dunkles Verbenen-Beet den Veranda- Begräbnißplatz der Sellos mehr ſchmücken wird, wird dieß wunderliche Wappen-Denkmal, mit den Pfauenfedern und dem aufrechtſtehenden Haſen, noch immer zu unſern Enkeln ſprechen, und das Märchen von „Gundling und dem Weinfaß-Sarge“ wird dann wunderſam klingen wie ein grotesk-heiteres Gegen- ſtück zu den Geſchichten vom Oger.
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Des Wappens auf dem Leichenſteine wird nur in aller
Kürze Erwähnung gethan, und doch iſt daſſelbe von beſonderem
Intereſſe. Es zeigt, daß des Königs Geneigtheit, an Gundling
ſeinen Spott zu üben, auch über den Tod des Letztern fortdauerte.
Hatte er ſchon früher durch Ertheilung eines freiherrlichen
Wappens, auf dem die angebrachten drei Pfauenfedern die
Eitelkeit des Freiherrn geißeln ſollten, ſeinem Humor die Zügel
ſchießen laſſen, ſo ging er jetzt, wo es ſich um die Ausmeißelung
eines Grabſteins für Gundling handelte, noch über den früheren
Sarkasmus hinaus, und das Grabſtein-Wappen (im Gegenſatz
zu dem früher ertheilten Wappen) erhielt zwei neue Schildhalter:
eine Minerva und einen aufrecht ſtehenden Haſen. Die
Hieroglyphenſprache des Grabſteins ſollte ausdrücken: er war
klug, eitel, feige.
Dieſer intereſſante Stein lag urſprünglich im Kirchenſchiff;
jetzt iſt er ſenkrecht in die Frontwand eingemauert und wirkt
völlig wie ein errichtetes Denkmal. Er zählt über 130 Jahre.
Wenn der weiße Marmor ſo vieler Gräber draußen längſt
zerfallen ſein und kein roth-dunkles Verbenen-Beet den Veranda-
Begräbnißplatz der Sellos mehr ſchmücken wird, wird dieß
wunderliche Wappen-Denkmal, mit den Pfauenfedern und dem
aufrechtſtehenden Haſen, noch immer zu unſern Enkeln ſprechen,
und das Märchen von „Gundling und dem Weinfaß-Sarge“
wird dann wunderſam klingen wie ein grotesk-heiteres Gegen-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/273>, abgerufen am 21.11.2024.
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