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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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dem Horizont, die andere dicht über dem Wasser, und nur
der schwarze Streifen des Brückengebälks zwischen beiden!

Nun unter. Die Nebel fingen an leise zu brauen. Ein
Schleier über Wasser und Wald; Ferch dämmerte immer unbe-
stimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell.

Welch Bild jetzt! Da wo das "Gemünde," das tiefgehende
eigentliche Fahrwasser, das aus der Havel in den Schwilow
führt, sich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen
Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des "Gemün-
des" aber, an den einfassenden seichten Stellen Spalier bildend,
blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichrosen aus dem
Wasser auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter-
scheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim-
men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt
einen leisen Schimmer der scheidenden Abendröthe trug, schob
sich unser Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr-
mann, am Ufer unser harrend, hieß uns willkommen und
beglückwünschte uns als "wieder zurück vom Schwilow."


dem Horizont, die andere dicht über dem Waſſer, und nur
der ſchwarze Streifen des Brückengebälks zwiſchen beiden!

Nun unter. Die Nebel fingen an leiſe zu brauen. Ein
Schleier über Waſſer und Wald; Ferch dämmerte immer unbe-
ſtimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell.

Welch Bild jetzt! Da wo das „Gemünde,“ das tiefgehende
eigentliche Fahrwaſſer, das aus der Havel in den Schwilow
führt, ſich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen
Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des „Gemün-
des“ aber, an den einfaſſenden ſeichten Stellen Spalier bildend,
blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichroſen aus dem
Waſſer auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter-
ſcheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim-
men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt
einen leiſen Schimmer der ſcheidenden Abendröthe trug, ſchob
ſich unſer Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr-
mann, am Ufer unſer harrend, hieß uns willkommen und
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[168/0186] dem Horizont, die andere dicht über dem Waſſer, und nur der ſchwarze Streifen des Brückengebälks zwiſchen beiden! Nun unter. Die Nebel fingen an leiſe zu brauen. Ein Schleier über Waſſer und Wald; Ferch dämmerte immer unbe- ſtimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell. Welch Bild jetzt! Da wo das „Gemünde,“ das tiefgehende eigentliche Fahrwaſſer, das aus der Havel in den Schwilow führt, ſich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des „Gemün- des“ aber, an den einfaſſenden ſeichten Stellen Spalier bildend, blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichroſen aus dem Waſſer auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter- ſcheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim- men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt einen leiſen Schimmer der ſcheidenden Abendröthe trug, ſchob ſich unſer Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr- mann, am Ufer unſer harrend, hieß uns willkommen und beglückwünſchte uns als „wieder zurück vom Schwilow.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/186>, abgerufen am 24.11.2024.