dem Horizont, die andere dicht über dem Wasser, und nur der schwarze Streifen des Brückengebälks zwischen beiden!
Nun unter. Die Nebel fingen an leise zu brauen. Ein Schleier über Wasser und Wald; Ferch dämmerte immer unbe- stimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell.
Welch Bild jetzt! Da wo das "Gemünde," das tiefgehende eigentliche Fahrwasser, das aus der Havel in den Schwilow führt, sich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des "Gemün- des" aber, an den einfassenden seichten Stellen Spalier bildend, blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichrosen aus dem Wasser auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter- scheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim- men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt einen leisen Schimmer der scheidenden Abendröthe trug, schob sich unser Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr- mann, am Ufer unser harrend, hieß uns willkommen und beglückwünschte uns als "wieder zurück vom Schwilow."
dem Horizont, die andere dicht über dem Waſſer, und nur der ſchwarze Streifen des Brückengebälks zwiſchen beiden!
Nun unter. Die Nebel fingen an leiſe zu brauen. Ein Schleier über Waſſer und Wald; Ferch dämmerte immer unbe- ſtimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell.
Welch Bild jetzt! Da wo das „Gemünde,“ das tiefgehende eigentliche Fahrwaſſer, das aus der Havel in den Schwilow führt, ſich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des „Gemün- des“ aber, an den einfaſſenden ſeichten Stellen Spalier bildend, blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichroſen aus dem Waſſer auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter- ſcheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim- men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt einen leiſen Schimmer der ſcheidenden Abendröthe trug, ſchob ſich unſer Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr- mann, am Ufer unſer harrend, hieß uns willkommen und beglückwünſchte uns als „wieder zurück vom Schwilow.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0186"n="168"/>
dem Horizont, die <hirendition="#g">andere</hi> dicht über dem Waſſer, und nur<lb/>
der ſchwarze Streifen des Brückengebälks zwiſchen beiden!</p><lb/><p>Nun unter. Die Nebel fingen an leiſe zu brauen. Ein<lb/>
Schleier über Waſſer und Wald; Ferch dämmerte immer unbe-<lb/>ſtimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell.</p><lb/><p>Welch Bild jetzt! Da wo das „Gemünde,“ das tiefgehende<lb/>
eigentliche Fahrwaſſer, das aus der Havel in den Schwilow<lb/>
führt, ſich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen<lb/>
Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des „Gemün-<lb/>
des“ aber, an den einfaſſenden ſeichten Stellen Spalier bildend,<lb/>
blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichroſen aus dem<lb/>
Waſſer auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter-<lb/>ſcheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim-<lb/>
men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt<lb/>
einen leiſen Schimmer der ſcheidenden Abendröthe trug, ſchob<lb/>ſich unſer Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr-<lb/>
mann, am Ufer unſer harrend, hieß uns willkommen und<lb/>
beglückwünſchte uns als „wieder zurück vom <hirendition="#g">Schwilow</hi>.“</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[168/0186]
dem Horizont, die andere dicht über dem Waſſer, und nur
der ſchwarze Streifen des Brückengebälks zwiſchen beiden!
Nun unter. Die Nebel fingen an leiſe zu brauen. Ein
Schleier über Waſſer und Wald; Ferch dämmerte immer unbe-
ſtimmter herauf; nur am Caputer Ufer war es noch hell.
Welch Bild jetzt! Da wo das „Gemünde,“ das tiefgehende
eigentliche Fahrwaſſer, das aus der Havel in den Schwilow
führt, ſich als ein blauer Streifen markirt, zogen in langen
Rudeln die Havel-Schwäne; zu beiden Seiten des „Gemün-
des“ aber, an den einfaſſenden ſeichten Stellen Spalier bildend,
blühten in dichten Guirlanden die weißen Teichroſen aus dem
Waſſer auf. In einiger Entfernung war es nicht zu unter-
ſcheiden, wo das Blühen aufhörte und das Ziehen und Schwim-
men begann. Und durch all das Weiß hin, das eben jetzt
einen leiſen Schimmer der ſcheidenden Abendröthe trug, ſchob
ſich unſer Kahn an die Caputer Fähre heran und der Fähr-
mann, am Ufer unſer harrend, hieß uns willkommen und
beglückwünſchte uns als „wieder zurück vom Schwilow.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/186>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.