Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.als ein Kunstwerk ersten Ranges erhalten (im Brandenburger Ueber 25 Jahre waren die Wirren der Zeit an Abt in der Schönheit der Malereien, die sich auf beiden Flügeln und zwar
auf der Vorder- wie auf der Rückseite derselben befinden. Sind diese Flügel (wie gewöhnlich) geöffnet, so erblicken wir die beiden besonderen Schutzheiligen der Cistercienser, den heiligen Benedikt, aus dessen Orden sie hervorgingen, und den heiligen Bernhard, der den Orden zu höchstem Glanz und Ansehen führte. (Die Cistercienser werden des- halb auch oft Bernhardiner genannt.) Neben den beiden Heiligen stehen die Gestalten der Maria Magdalena und der heiligen Ursula. Auf der Rückseite befinden sich: der heilige Gregorius, St. Ambro- sius, St. Augustinus und der heilige Hieronymus, lauter Kir- chenväter, die zu dem Klosterleben der katholischen Kirche in besonderer Beziehung stehn. Die Köpfe aller dieser Gestalten, besonders der des St. Benedikt und des heiligen Bernhard (die Frauenköpfe sind weniger vollendet) haben immer für Meisterwerke gegolten und man hat sie ebenso um ihrer Ausführung wie um ihrer Charakteristik willen, abwechselnd dem Albrecht Dürer, dem Lucas Kranach und endlich dem Grunewaldt, einem der besten Schüler Dürers, zugeschrieben. Der letzteren Ansicht ist Ernst Förster in München. Grunewaldt war allerdings speziell durch seine Charakterisirung der Köpfe ausge- zeichnet. als ein Kunſtwerk erſten Ranges erhalten (im Brandenburger Ueber 25 Jahre waren die Wirren der Zeit an Abt in der Schönheit der Malereien, die ſich auf beiden Flügeln und zwar
auf der Vorder- wie auf der Rückſeite derſelben befinden. Sind dieſe Flügel (wie gewöhnlich) geöffnet, ſo erblicken wir die beiden beſonderen Schutzheiligen der Ciſtercienſer, den heiligen Benedikt, aus deſſen Orden ſie hervorgingen, und den heiligen Bernhard, der den Orden zu höchſtem Glanz und Anſehen führte. (Die Ciſtercienſer werden des- halb auch oft Bernhardiner genannt.) Neben den beiden Heiligen ſtehen die Geſtalten der Maria Magdalena und der heiligen Urſula. Auf der Rückſeite befinden ſich: der heilige Gregorius, St. Ambro- ſius, St. Auguſtinus und der heilige Hieronymus, lauter Kir- chenväter, die zu dem Kloſterleben der katholiſchen Kirche in beſonderer Beziehung ſtehn. Die Köpfe aller dieſer Geſtalten, beſonders der des St. Benedikt und des heiligen Bernhard (die Frauenköpfe ſind weniger vollendet) haben immer für Meiſterwerke gegolten und man hat ſie ebenſo um ihrer Ausführung wie um ihrer Charakteriſtik willen, abwechſelnd dem Albrecht Dürer, dem Lucas Kranach und endlich dem Grunewaldt, einem der beſten Schüler Dürers, zugeſchrieben. Der letzteren Anſicht iſt Ernſt Förſter in München. Grunewaldt war allerdings ſpeziell durch ſeine Charakteriſirung der Köpfe ausge- zeichnet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0119" n="101"/> als ein Kunſtwerk erſten Ranges erhalten (im Brandenburger<lb/> Dom), damals der Stolz des Kloſters, die Bewundrung der<lb/> Fremden war. Die wohl erhaltene Unterſchrift: <hi rendition="#aq">„anno dom.<lb/> 1518 sub d. Valentino Abbate“</hi> hat in aller Sichtlichkeit den<lb/> Namen Abt <hi rendition="#g">Valentin’s</hi> bewahrt.</p><lb/> <p>Ueber 25 Jahre waren die Wirren der Zeit an Abt<lb/><hi rendition="#g">Valentin</hi> vorübergegangen, das Ausharren ſeines kurfürſt-<lb/> lichen Herrn hatte ihn vor den ſchwerſten Kümmerniſſen bewahrt,<lb/> da kam, faſt unmittelbar nach dem Regierungsantritt <hi rendition="#g">Joa-<lb/> chims</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi>, die ſogenannte „Kirchenviſitation,“ und auch Lehnin<lb/> wurde ihr unterworfen. Man verfuhr nicht ohne Milde, nicht<lb/> ohne Rückſichten der Form, aber in Wahrheit erſchienen die<lb/> Viſitatoren zu keinem andern Behuf, als um dem Kloſter<lb/> den Todtenſchein zu ſchreiben. <hi rendition="#g">Draußenſtehende</hi> fingen<lb/> an es in ihre „Obhut“ zu nehmen, man ſtellte es unter<lb/> Curatel. Es ward dieſe „Obhut“ von Abt und Kloſter auch<lb/> durchaus als das empfunden, was ſie war, und ein ſchwacher<lb/><note xml:id="note-0119" prev="#note-0118" place="foot" n="*)">in der Schönheit der Malereien, die ſich auf beiden Flügeln und zwar<lb/> auf der Vorder- wie auf der Rückſeite derſelben befinden. Sind dieſe<lb/> Flügel (wie gewöhnlich) geöffnet, ſo erblicken wir die beiden beſonderen<lb/> Schutzheiligen der Ciſtercienſer, den heiligen <hi rendition="#g">Benedikt,</hi> aus deſſen<lb/> Orden ſie hervorgingen, und den heiligen <hi rendition="#g">Bernhard,</hi> der den Orden<lb/> zu höchſtem Glanz und Anſehen führte. (Die Ciſtercienſer werden des-<lb/> halb auch oft <hi rendition="#g">Bernhardiner</hi> genannt.) Neben den beiden Heiligen<lb/> ſtehen die Geſtalten der <hi rendition="#g">Maria Magdalena</hi> und der heiligen <hi rendition="#g">Urſula</hi>.<lb/> Auf der Rückſeite befinden ſich: der heilige <hi rendition="#g">Gregorius, St. Ambro-<lb/> ſius, St. Auguſtinus</hi> und der heilige <hi rendition="#g">Hieronymus,</hi> lauter Kir-<lb/> chenväter, die zu dem Kloſterleben der katholiſchen Kirche in beſonderer<lb/> Beziehung ſtehn. Die Köpfe aller dieſer Geſtalten, beſonders der des<lb/><hi rendition="#g">St. Benedikt</hi> und des heiligen <hi rendition="#g">Bernhard</hi> (die Frauenköpfe ſind<lb/> weniger vollendet) haben immer für Meiſterwerke gegolten und man hat<lb/> ſie ebenſo um ihrer Ausführung wie um ihrer Charakteriſtik willen,<lb/> abwechſelnd dem <hi rendition="#g">Albrecht Dürer,</hi> dem <hi rendition="#g">Lucas Kranach</hi> und endlich<lb/> dem <hi rendition="#g">Grunewaldt,</hi> einem der beſten Schüler Dürers, zugeſchrieben.<lb/> Der letzteren Anſicht iſt <hi rendition="#g">Ernſt Förſter</hi> in München. <hi rendition="#g">Grunewaldt</hi><lb/> war allerdings ſpeziell durch ſeine Charakteriſirung der Köpfe ausge-<lb/> zeichnet.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0119]
als ein Kunſtwerk erſten Ranges erhalten (im Brandenburger
Dom), damals der Stolz des Kloſters, die Bewundrung der
Fremden war. Die wohl erhaltene Unterſchrift: „anno dom.
1518 sub d. Valentino Abbate“ hat in aller Sichtlichkeit den
Namen Abt Valentin’s bewahrt.
Ueber 25 Jahre waren die Wirren der Zeit an Abt
Valentin vorübergegangen, das Ausharren ſeines kurfürſt-
lichen Herrn hatte ihn vor den ſchwerſten Kümmerniſſen bewahrt,
da kam, faſt unmittelbar nach dem Regierungsantritt Joa-
chims II., die ſogenannte „Kirchenviſitation,“ und auch Lehnin
wurde ihr unterworfen. Man verfuhr nicht ohne Milde, nicht
ohne Rückſichten der Form, aber in Wahrheit erſchienen die
Viſitatoren zu keinem andern Behuf, als um dem Kloſter
den Todtenſchein zu ſchreiben. Draußenſtehende fingen
an es in ihre „Obhut“ zu nehmen, man ſtellte es unter
Curatel. Es ward dieſe „Obhut“ von Abt und Kloſter auch
durchaus als das empfunden, was ſie war, und ein ſchwacher
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*) in der Schönheit der Malereien, die ſich auf beiden Flügeln und zwar
auf der Vorder- wie auf der Rückſeite derſelben befinden. Sind dieſe
Flügel (wie gewöhnlich) geöffnet, ſo erblicken wir die beiden beſonderen
Schutzheiligen der Ciſtercienſer, den heiligen Benedikt, aus deſſen
Orden ſie hervorgingen, und den heiligen Bernhard, der den Orden
zu höchſtem Glanz und Anſehen führte. (Die Ciſtercienſer werden des-
halb auch oft Bernhardiner genannt.) Neben den beiden Heiligen
ſtehen die Geſtalten der Maria Magdalena und der heiligen Urſula.
Auf der Rückſeite befinden ſich: der heilige Gregorius, St. Ambro-
ſius, St. Auguſtinus und der heilige Hieronymus, lauter Kir-
chenväter, die zu dem Kloſterleben der katholiſchen Kirche in beſonderer
Beziehung ſtehn. Die Köpfe aller dieſer Geſtalten, beſonders der des
St. Benedikt und des heiligen Bernhard (die Frauenköpfe ſind
weniger vollendet) haben immer für Meiſterwerke gegolten und man hat
ſie ebenſo um ihrer Ausführung wie um ihrer Charakteriſtik willen,
abwechſelnd dem Albrecht Dürer, dem Lucas Kranach und endlich
dem Grunewaldt, einem der beſten Schüler Dürers, zugeſchrieben.
Der letzteren Anſicht iſt Ernſt Förſter in München. Grunewaldt
war allerdings ſpeziell durch ſeine Charakteriſirung der Köpfe ausge-
zeichnet.
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