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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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"Quitzow-Zeit," und wir werden in Nachstehendem zu berich-
ten haben, wie vielfach gefährdet Kloster Lehnin damals war und
wie glücklich es, großentheils durch die umsichtige Leitung seines
Abtes, aus allen diesen Gefahren hervorging. Die Geschichte
jener Epoche, soweit sie das Kloster berührt, entnehmen wir den
Aufzeichnungen Heinrich Stich's selber, der im Jahre 1419
ein Gedenkbuch anzulegen begann, in welchem er, zurückgehend
bis auf das Jahr 1401, über die Streitigkeiten des Klosters
mit seinen Nachbarn berichtet. Einiges ergänzen wir aus einer
andern, ziemlich gleichzeitigen Chronik.

Das Kloster hielt es all die Zeit über, seinen Traditionen
getreu, mit der Landesobrigkeit, d. h. also, Abt und
Mönche waren im Allgemeinen gegen die Quitzow's. Da
indessen die Landesobrigkeit damals sehr schwankend und eine
Zeit lang (halb angemaßt, halb zugestanden) bei den Quitzow's
selber war, so entstanden daraus sehr verwickelte, zum Theil
widerspruchsvolle Verhältnisse, deren Gefahren und Schwierigkei-
ten nur durch große Klugheit zu überwinden waren. Die
schwankenden Verhältnisse nöthigten auch zu einer schwankenden
Politik. Die Grundstimmung des Klosters blieb gegen die
Quitzow's
gerichtet, wiewohl wir einer, indeß jedenfalls nur
kurzen Epoche zu erwähnen haben werden, wo das Kloster mit
den Quitzow's ging.

Zwischen 1401 und 1403, so scheint es, sammelten die
Quitzow's Material gegen das Kloster. In wie weit sie dabei
bona fide handelten, ist schwer zu sagen; doch macht ihr Vor-
gehen allerdings den Eindruck, als hätten sie, voll übermüthigen
Machtbewußtseins, die Dinge nur einfach darauf hin angesehen,
wie sie ihnen paßten, unbekümmert um den Wortlaut entgegen-
stehender Urkunden und Verträge. Sie stellten sich zunächst,
als machten sie einen Unterschied zwischen dem Abt des
Klosters
und dem Kloster selbst, und sich das Ansehen
gebend, als sei die Persönlichkeit oder der Eigensinn des Abtes
an Allem Schuld, verklagten sie ihn beim Convent seines eige-
nen Klosters. Als diese Klage, wie sich denken läßt, ohne

Quitzow-Zeit,“ und wir werden in Nachſtehendem zu berich-
ten haben, wie vielfach gefährdet Kloſter Lehnin damals war und
wie glücklich es, großentheils durch die umſichtige Leitung ſeines
Abtes, aus allen dieſen Gefahren hervorging. Die Geſchichte
jener Epoche, ſoweit ſie das Kloſter berührt, entnehmen wir den
Aufzeichnungen Heinrich Stich’s ſelber, der im Jahre 1419
ein Gedenkbuch anzulegen begann, in welchem er, zurückgehend
bis auf das Jahr 1401, über die Streitigkeiten des Kloſters
mit ſeinen Nachbarn berichtet. Einiges ergänzen wir aus einer
andern, ziemlich gleichzeitigen Chronik.

Das Kloſter hielt es all die Zeit über, ſeinen Traditionen
getreu, mit der Landesobrigkeit, d. h. alſo, Abt und
Mönche waren im Allgemeinen gegen die Quitzow’s. Da
indeſſen die Landesobrigkeit damals ſehr ſchwankend und eine
Zeit lang (halb angemaßt, halb zugeſtanden) bei den Quitzow’s
ſelber war, ſo entſtanden daraus ſehr verwickelte, zum Theil
widerſpruchsvolle Verhältniſſe, deren Gefahren und Schwierigkei-
ten nur durch große Klugheit zu überwinden waren. Die
ſchwankenden Verhältniſſe nöthigten auch zu einer ſchwankenden
Politik. Die Grundſtimmung des Kloſters blieb gegen die
Quitzow’s
gerichtet, wiewohl wir einer, indeß jedenfalls nur
kurzen Epoche zu erwähnen haben werden, wo das Kloſter mit
den Quitzow’s ging.

Zwiſchen 1401 und 1403, ſo ſcheint es, ſammelten die
Quitzow’s Material gegen das Kloſter. In wie weit ſie dabei
bona fide handelten, iſt ſchwer zu ſagen; doch macht ihr Vor-
gehen allerdings den Eindruck, als hätten ſie, voll übermüthigen
Machtbewußtſeins, die Dinge nur einfach darauf hin angeſehen,
wie ſie ihnen paßten, unbekümmert um den Wortlaut entgegen-
ſtehender Urkunden und Verträge. Sie ſtellten ſich zunächſt,
als machten ſie einen Unterſchied zwiſchen dem Abt des
Kloſters
und dem Kloſter ſelbſt, und ſich das Anſehen
gebend, als ſei die Perſönlichkeit oder der Eigenſinn des Abtes
an Allem Schuld, verklagten ſie ihn beim Convent ſeines eige-
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[92/0110] „Quitzow-Zeit,“ und wir werden in Nachſtehendem zu berich- ten haben, wie vielfach gefährdet Kloſter Lehnin damals war und wie glücklich es, großentheils durch die umſichtige Leitung ſeines Abtes, aus allen dieſen Gefahren hervorging. Die Geſchichte jener Epoche, ſoweit ſie das Kloſter berührt, entnehmen wir den Aufzeichnungen Heinrich Stich’s ſelber, der im Jahre 1419 ein Gedenkbuch anzulegen begann, in welchem er, zurückgehend bis auf das Jahr 1401, über die Streitigkeiten des Kloſters mit ſeinen Nachbarn berichtet. Einiges ergänzen wir aus einer andern, ziemlich gleichzeitigen Chronik. Das Kloſter hielt es all die Zeit über, ſeinen Traditionen getreu, mit der Landesobrigkeit, d. h. alſo, Abt und Mönche waren im Allgemeinen gegen die Quitzow’s. Da indeſſen die Landesobrigkeit damals ſehr ſchwankend und eine Zeit lang (halb angemaßt, halb zugeſtanden) bei den Quitzow’s ſelber war, ſo entſtanden daraus ſehr verwickelte, zum Theil widerſpruchsvolle Verhältniſſe, deren Gefahren und Schwierigkei- ten nur durch große Klugheit zu überwinden waren. Die ſchwankenden Verhältniſſe nöthigten auch zu einer ſchwankenden Politik. Die Grundſtimmung des Kloſters blieb gegen die Quitzow’s gerichtet, wiewohl wir einer, indeß jedenfalls nur kurzen Epoche zu erwähnen haben werden, wo das Kloſter mit den Quitzow’s ging. Zwiſchen 1401 und 1403, ſo ſcheint es, ſammelten die Quitzow’s Material gegen das Kloſter. In wie weit ſie dabei bona fide handelten, iſt ſchwer zu ſagen; doch macht ihr Vor- gehen allerdings den Eindruck, als hätten ſie, voll übermüthigen Machtbewußtſeins, die Dinge nur einfach darauf hin angeſehen, wie ſie ihnen paßten, unbekümmert um den Wortlaut entgegen- ſtehender Urkunden und Verträge. Sie ſtellten ſich zunächſt, als machten ſie einen Unterſchied zwiſchen dem Abt des Kloſters und dem Kloſter ſelbſt, und ſich das Anſehen gebend, als ſei die Perſönlichkeit oder der Eigenſinn des Abtes an Allem Schuld, verklagten ſie ihn beim Convent ſeines eige- nen Kloſters. Als dieſe Klage, wie ſich denken läßt, ohne

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/110>, abgerufen am 27.11.2024.