Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.Havelland. Grüß Gott Dich, Heimath! ... Nach langem Säumen In Deinem Schatten wieder zu träumen, Erfüllt in dieser Maienlust Eine tiefe Sehnsucht mir die Brust. Ade nun Bilder der letzten Jahre, Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire, Nach Krieges- und fremder Wässer Lauf Nimm, heimische Havel, mich wieder auf. Es spiegeln sich in Deinem Strome Wahrzeichen, Burgen, Schlösser, Dome: Der Julius-Thurm, den Märchen und Sagen Bis Römerzeiten rückwärts tragen, Das Schildhorn, wo, bezwungen im Streite, Fürst Jazko dem Christengott sich weihte, Der Harlunger Berg, deß oberste Stelle Weitschauend trug unsre erste Kapelle, Das Plauer Schloß, wo fröstelnd am Morgen Hans Quitzow steckte, im Röhricht verborgen, Die Pfaueninsel, in deren Dunkel Rubinglas glühte Johannes Kunkel, Schloß Babelsberg und "Schlößchen Tegel," Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, -- Ob rothe Ziegel, ob steinernes Grau, Du verklärst es, Havel, in Deinem Blau. Havelland. Grüß Gott Dich, Heimath! … Nach langem Säumen In Deinem Schatten wieder zu träumen, Erfüllt in dieſer Maienluſt Eine tiefe Sehnſucht mir die Bruſt. Ade nun Bilder der letzten Jahre, Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire, Nach Krieges- und fremder Wäſſer Lauf Nimm, heimiſche Havel, mich wieder auf. Es ſpiegeln ſich in Deinem Strome Wahrzeichen, Burgen, Schlöſſer, Dome: Der Julius-Thurm, den Märchen und Sagen Bis Römerzeiten rückwärts tragen, Das Schildhorn, wo, bezwungen im Streite, Fürſt Jazko dem Chriſtengott ſich weihte, Der Harlunger Berg, deß oberſte Stelle Weitſchauend trug unſre erſte Kapelle, Das Plauer Schloß, wo fröſtelnd am Morgen Hans Quitzow ſteckte, im Röhricht verborgen, Die Pfaueninſel, in deren Dunkel Rubinglas glühte Johannes Kunkel, Schloß Babelsberg und „Schlößchen Tegel,“ Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, — Ob rothe Ziegel, ob ſteinernes Grau, Du verklärſt es, Havel, in Deinem Blau. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0011" n="[I]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Havelland.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Grüß Gott Dich, Heimath! … Nach langem Säumen</l><lb/> <l>In Deinem Schatten wieder zu träumen,</l><lb/> <l>Erfüllt in dieſer Maienluſt</l><lb/> <l>Eine tiefe Sehnſucht mir die Bruſt.</l><lb/> <l>Ade nun Bilder der letzten Jahre,</l><lb/> <l>Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire,</l><lb/> <l>Nach Krieges- und fremder Wäſſer Lauf</l><lb/> <l>Nimm, heimiſche Havel, mich wieder auf.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es ſpiegeln ſich in Deinem Strome</l><lb/> <l>Wahrzeichen, Burgen, Schlöſſer, Dome:</l><lb/> <l>Der <hi rendition="#g">Julius-Thurm</hi>, den Märchen und Sagen</l><lb/> <l>Bis Römerzeiten rückwärts tragen,</l><lb/> <l>Das <hi rendition="#g">Schildhorn</hi>, wo, bezwungen im Streite,</l><lb/> <l>Fürſt Jazko dem Chriſtengott ſich weihte,</l><lb/> <l>Der <hi rendition="#g">Harlunger Berg</hi>, deß oberſte Stelle</l><lb/> <l>Weitſchauend trug unſre erſte Kapelle,</l><lb/> <l>Das <hi rendition="#g">Plauer Schloß</hi>, wo fröſtelnd am Morgen</l><lb/> <l>Hans Quitzow ſteckte, im Röhricht verborgen,</l><lb/> <l>Die <hi rendition="#g">Pfaueninſel</hi>, in deren Dunkel</l><lb/> <l>Rubinglas glühte Johannes Kunkel,</l><lb/> <l>Schloß <hi rendition="#g">Babelsberg</hi> und „<hi rendition="#g">Schlößchen Tegel</hi>,“</l><lb/> <l>Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, —</l><lb/> <l>Ob rothe Ziegel, ob ſteinernes Grau,</l><lb/> <l>Du verklärſt es, Havel, in Deinem Blau.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [[I]/0011]
Havelland.
Grüß Gott Dich, Heimath! … Nach langem Säumen
In Deinem Schatten wieder zu träumen,
Erfüllt in dieſer Maienluſt
Eine tiefe Sehnſucht mir die Bruſt.
Ade nun Bilder der letzten Jahre,
Ihr Ufer der Somme, der Seine, Loire,
Nach Krieges- und fremder Wäſſer Lauf
Nimm, heimiſche Havel, mich wieder auf.
Es ſpiegeln ſich in Deinem Strome
Wahrzeichen, Burgen, Schlöſſer, Dome:
Der Julius-Thurm, den Märchen und Sagen
Bis Römerzeiten rückwärts tragen,
Das Schildhorn, wo, bezwungen im Streite,
Fürſt Jazko dem Chriſtengott ſich weihte,
Der Harlunger Berg, deß oberſte Stelle
Weitſchauend trug unſre erſte Kapelle,
Das Plauer Schloß, wo fröſtelnd am Morgen
Hans Quitzow ſteckte, im Röhricht verborgen,
Die Pfaueninſel, in deren Dunkel
Rubinglas glühte Johannes Kunkel,
Schloß Babelsberg und „Schlößchen Tegel,“
Nymphäen, Schwäne, blinkende Segel, —
Ob rothe Ziegel, ob ſteinernes Grau,
Du verklärſt es, Havel, in Deinem Blau.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeFontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |