Albrecht an dieser Belagerung genommen, habe ich unter Tamsel, in dem Kapitel "Hans Adam von Schöning" bereits ausführ- licher erzählt. Schöning wird der Ruhm nicht genommen werden können, Brandenburg damals, sowohl durch sein persönliches Auf- treten, wie auch durch den Aplomb, mit dem er seine Truppen in den Vordergrund schob, glänzend repräsentirt zu haben, glänzender muthmaßlich, als es unser Hans Albrecht vermocht hätte; dem letzteren aber bleibt seinerseits das Verdienst, in der Nähe des "Ofens, der sehr heiß war," wie damals das Sprüchwort ging, am andauerndsten ausgehalten und zweimal allerpersönlichst die Kastanien aus dem Feuer geholt zu haben. Seine Sturmkolonne war es, neben der kaiserlichen des Herzogs von Croy, die über das Schicksal "Budas" entschied.
Zwei ruhmreiche Türkenzüge lagen hinter ihm; aber ein dritter, ruhmreicherer stand ihm bevor; ruhmreicher vielleicht für die christlichen Waffen überhaupt, jedenfalls ruhmreicher für unsern Hans Albrecht selbst. Im Jahr 1691 stieß abermals ein Corps Brandenburger als Auxiliartruppe zu den Kaiserlichen, und am 19. August erfolgte Angesichts von Peterwardein, die große Tür- kenschlacht bei Szalankament. Markgraf Ludwig von Baden führte das christliche Heer. Da Barfus diesen wichtigen Tag zu "Ehren der Christenheit" entschied, so ziemt es sich wohl, bei den Details dieses Tages, so sehr wir sonst geneigt sind, von Schlachtenschil- derungen Abstand zu nehmen, etwas ausführlicher zu verweilen.
Die Türken, etwa 100,000 Mann stark, hatten eine sehr feste, aber zugleich sehr gefährliche Position eingenommen, eine Position, in der sie siegen oder nothwendig zu Grunde gehen mußten. Sie standen nämlich mit ihrem Fußvolk (50,000 Mann, meist Janitscharen) auf den Hügeln an der Donau, den Fluß im Rücken, die Ebene vor sich. Auf dieser Ebene, am Fuß des Hügels, standen andere 50,000 Mann, lauter Reiterei (Spahis). Die Janitscharen führte der Großvezier Köprili, die Reiterei der Seraskier-Pascha. Die kaiser- liche Armee war viel schwächer und betrug im Ganzen kaum 50,000 Mann. Den rechten Flügel führte Feldzeugmeister Graf
Albrecht an dieſer Belagerung genommen, habe ich unter Tamſel, in dem Kapitel „Hans Adam von Schöning“ bereits ausführ- licher erzählt. Schöning wird der Ruhm nicht genommen werden können, Brandenburg damals, ſowohl durch ſein perſönliches Auf- treten, wie auch durch den Aplomb, mit dem er ſeine Truppen in den Vordergrund ſchob, glänzend repräſentirt zu haben, glänzender muthmaßlich, als es unſer Hans Albrecht vermocht hätte; dem letzteren aber bleibt ſeinerſeits das Verdienſt, in der Nähe des „Ofens, der ſehr heiß war,“ wie damals das Sprüchwort ging, am andauerndſten ausgehalten und zweimal allerperſönlichſt die Kaſtanien aus dem Feuer geholt zu haben. Seine Sturmkolonne war es, neben der kaiſerlichen des Herzogs von Croy, die über das Schickſal „Budas“ entſchied.
Zwei ruhmreiche Türkenzüge lagen hinter ihm; aber ein dritter, ruhmreicherer ſtand ihm bevor; ruhmreicher vielleicht für die chriſtlichen Waffen überhaupt, jedenfalls ruhmreicher für unſern Hans Albrecht ſelbſt. Im Jahr 1691 ſtieß abermals ein Corps Brandenburger als Auxiliartruppe zu den Kaiſerlichen, und am 19. Auguſt erfolgte Angeſichts von Peterwardein, die große Tür- kenſchlacht bei Szalankament. Markgraf Ludwig von Baden führte das chriſtliche Heer. Da Barfus dieſen wichtigen Tag zu „Ehren der Chriſtenheit“ entſchied, ſo ziemt es ſich wohl, bei den Details dieſes Tages, ſo ſehr wir ſonſt geneigt ſind, von Schlachtenſchil- derungen Abſtand zu nehmen, etwas ausführlicher zu verweilen.
Die Türken, etwa 100,000 Mann ſtark, hatten eine ſehr feſte, aber zugleich ſehr gefährliche Poſition eingenommen, eine Poſition, in der ſie ſiegen oder nothwendig zu Grunde gehen mußten. Sie ſtanden nämlich mit ihrem Fußvolk (50,000 Mann, meiſt Janitſcharen) auf den Hügeln an der Donau, den Fluß im Rücken, die Ebene vor ſich. Auf dieſer Ebene, am Fuß des Hügels, ſtanden andere 50,000 Mann, lauter Reiterei (Spahis). Die Janitſcharen führte der Großvezier Köprili, die Reiterei der Seraskier-Paſcha. Die kaiſer- liche Armee war viel ſchwächer und betrug im Ganzen kaum 50,000 Mann. Den rechten Flügel führte Feldzeugmeiſter Graf
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Albrecht an dieſer Belagerung genommen, habe ich unter Tamſel,
in dem Kapitel „Hans Adam von Schöning“ bereits ausführ-
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können, Brandenburg damals, ſowohl durch ſein perſönliches Auf-
treten, wie auch durch den Aplomb, mit dem er ſeine Truppen in
den Vordergrund ſchob, glänzend repräſentirt zu haben, glänzender
muthmaßlich, als es unſer Hans Albrecht vermocht hätte; dem
letzteren aber bleibt ſeinerſeits das Verdienſt, in der Nähe des
„Ofens, der ſehr heiß war,“ wie damals das Sprüchwort ging,
am andauerndſten ausgehalten und zweimal allerperſönlichſt die
Kaſtanien aus dem Feuer geholt zu haben. Seine Sturmkolonne
war es, neben der kaiſerlichen des Herzogs von Croy, die über das
Schickſal „Budas“ entſchied.
Zwei ruhmreiche Türkenzüge lagen hinter ihm; aber ein
dritter, ruhmreicherer ſtand ihm bevor; ruhmreicher vielleicht für
die chriſtlichen Waffen überhaupt, jedenfalls ruhmreicher für unſern
Hans Albrecht ſelbſt. Im Jahr 1691 ſtieß abermals ein Corps
Brandenburger als Auxiliartruppe zu den Kaiſerlichen, und am
19. Auguſt erfolgte Angeſichts von Peterwardein, die große Tür-
kenſchlacht bei Szalankament. Markgraf Ludwig von Baden führte
das chriſtliche Heer. Da Barfus dieſen wichtigen Tag zu „Ehren
der Chriſtenheit“ entſchied, ſo ziemt es ſich wohl, bei den Details
dieſes Tages, ſo ſehr wir ſonſt geneigt ſind, von Schlachtenſchil-
derungen Abſtand zu nehmen, etwas ausführlicher zu verweilen.
Die Türken, etwa 100,000 Mann ſtark, hatten eine ſehr feſte,
aber zugleich ſehr gefährliche Poſition eingenommen, eine Poſition, in
der ſie ſiegen oder nothwendig zu Grunde gehen mußten. Sie ſtanden
nämlich mit ihrem Fußvolk (50,000 Mann, meiſt Janitſcharen) auf
den Hügeln an der Donau, den Fluß im Rücken, die Ebene vor ſich.
Auf dieſer Ebene, am Fuß des Hügels, ſtanden andere 50,000
Mann, lauter Reiterei (Spahis). Die Janitſcharen führte der
Großvezier Köprili, die Reiterei der Seraskier-Paſcha. Die kaiſer-
liche Armee war viel ſchwächer und betrug im Ganzen kaum
50,000 Mann. Den rechten Flügel führte Feldzeugmeiſter Graf
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/99>, abgerufen am 23.11.2024.
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