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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Sie kommen zuerst 1280 in den Marken vor, wo Hans
Barfus, als einer der angesehensten Vasallen des Landes Ober-
barnim, genannt wird. In ihre sagenhafte Vorgeschichte steigen wir
übrigens nicht zurück und leisten namentlich auch Verzicht darauf,
den alten Streit wegen "Barfus" mit einem s und "Barfuß"
mit einem ß entscheiden zu wollen. Die Genealogen schreiben "Bar-
fuß", einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un-
verkennbare Barfüße zeigt; die Familie selbst aber verwirft die
Ableitung von einem niedersächsischen Geschlecht der Baarfoote,
Barfuße oder Nudipes (wie sie in alten Urkunden häufig genannt
werden), und schreibt sich Barfus, ihren Ursprung auf das alt-
kölnische (ursprünglich römische) Patriziergeschlecht der Parvus zu-
rückführend. Der jetzige Senior der Familie besitzt unter seinen
vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten,
noch existirenden Parvusenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er
als auf den alten Ursitz seiner Familie zurückblickt.

Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unsere Zwecke genügt
es, daß die Barfuse (wie wir in Huldigung gegen die Familie,
aber ohne direkte Parteiergreifung schreiben wollen) schon in der
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim säßig
waren und bald darauf bereits dieselben Güter inne hatten, die
später den Kern ihres ausgebreiteten Besitzes bildeten: Kunersdorf
(nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin.

Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel-
bar am Rande des "Blumenthal"*) gelegen war es besonders werth-
voll durch seine Forstbestände, die sich, nach Westen hin, bis weit
in den Blumenthalwald hinein erstreckten. Diesen reichen Forstbe-
ständen verdanken wir es auch, daß wir die Barfuse, etwa um
1590 herum, bereits in der Specialgeschichte unseres Landes auf-
treten sehen, indem es eben dieser Predikowsche Antheil am Blu-
menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich

*) Dieser schöne Forst wird nie der Blumenthalwald, sondern immer
nur kurz "der Blumenthal" genannt.

Sie kommen zuerſt 1280 in den Marken vor, wo Hans
Barfus, als einer der angeſehenſten Vaſallen des Landes Ober-
barnim, genannt wird. In ihre ſagenhafte Vorgeſchichte ſteigen wir
übrigens nicht zurück und leiſten namentlich auch Verzicht darauf,
den alten Streit wegen „Barfus“ mit einem s und „Barfuß“
mit einem ß entſcheiden zu wollen. Die Genealogen ſchreiben „Bar-
fuß“, einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un-
verkennbare Barfüße zeigt; die Familie ſelbſt aber verwirft die
Ableitung von einem niederſächſiſchen Geſchlecht der Baarfoote,
Barfuße oder Nudipes (wie ſie in alten Urkunden häufig genannt
werden), und ſchreibt ſich Barfus, ihren Urſprung auf das alt-
kölniſche (urſprünglich römiſche) Patriziergeſchlecht der Parvus zu-
rückführend. Der jetzige Senior der Familie beſitzt unter ſeinen
vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten,
noch exiſtirenden Parvuſenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er
als auf den alten Urſitz ſeiner Familie zurückblickt.

Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unſere Zwecke genügt
es, daß die Barfuſe (wie wir in Huldigung gegen die Familie,
aber ohne direkte Parteiergreifung ſchreiben wollen) ſchon in der
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim ſäßig
waren und bald darauf bereits dieſelben Güter inne hatten, die
ſpäter den Kern ihres ausgebreiteten Beſitzes bildeten: Kunersdorf
(nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin.

Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel-
bar am Rande des „Blumenthal“*) gelegen war es beſonders werth-
voll durch ſeine Forſtbeſtände, die ſich, nach Weſten hin, bis weit
in den Blumenthalwald hinein erſtreckten. Dieſen reichen Forſtbe-
ſtänden verdanken wir es auch, daß wir die Barfuſe, etwa um
1590 herum, bereits in der Specialgeſchichte unſeres Landes auf-
treten ſehen, indem es eben dieſer Predikowſche Antheil am Blu-
menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich

*) Dieſer ſchöne Forſt wird nie der Blumenthalwald, ſondern immer
nur kurz „der Blumenthal“ genannt.
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[80/0092] Sie kommen zuerſt 1280 in den Marken vor, wo Hans Barfus, als einer der angeſehenſten Vaſallen des Landes Ober- barnim, genannt wird. In ihre ſagenhafte Vorgeſchichte ſteigen wir übrigens nicht zurück und leiſten namentlich auch Verzicht darauf, den alten Streit wegen „Barfus“ mit einem s und „Barfuß“ mit einem ß entſcheiden zu wollen. Die Genealogen ſchreiben „Bar- fuß“, einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un- verkennbare Barfüße zeigt; die Familie ſelbſt aber verwirft die Ableitung von einem niederſächſiſchen Geſchlecht der Baarfoote, Barfuße oder Nudipes (wie ſie in alten Urkunden häufig genannt werden), und ſchreibt ſich Barfus, ihren Urſprung auf das alt- kölniſche (urſprünglich römiſche) Patriziergeſchlecht der Parvus zu- rückführend. Der jetzige Senior der Familie beſitzt unter ſeinen vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten, noch exiſtirenden Parvuſenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er als auf den alten Urſitz ſeiner Familie zurückblickt. Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unſere Zwecke genügt es, daß die Barfuſe (wie wir in Huldigung gegen die Familie, aber ohne direkte Parteiergreifung ſchreiben wollen) ſchon in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim ſäßig waren und bald darauf bereits dieſelben Güter inne hatten, die ſpäter den Kern ihres ausgebreiteten Beſitzes bildeten: Kunersdorf (nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin. Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel- bar am Rande des „Blumenthal“ *) gelegen war es beſonders werth- voll durch ſeine Forſtbeſtände, die ſich, nach Weſten hin, bis weit in den Blumenthalwald hinein erſtreckten. Dieſen reichen Forſtbe- ſtänden verdanken wir es auch, daß wir die Barfuſe, etwa um 1590 herum, bereits in der Specialgeſchichte unſeres Landes auf- treten ſehen, indem es eben dieſer Predikowſche Antheil am Blu- menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich *) Dieſer ſchöne Forſt wird nie der Blumenthalwald, ſondern immer nur kurz „der Blumenthal“ genannt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/92>, abgerufen am 27.11.2024.