Sie kommen zuerst 1280 in den Marken vor, wo Hans Barfus, als einer der angesehensten Vasallen des Landes Ober- barnim, genannt wird. In ihre sagenhafte Vorgeschichte steigen wir übrigens nicht zurück und leisten namentlich auch Verzicht darauf, den alten Streit wegen "Barfus" mit einem s und "Barfuß" mit einem ß entscheiden zu wollen. Die Genealogen schreiben "Bar- fuß", einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un- verkennbare Barfüße zeigt; die Familie selbst aber verwirft die Ableitung von einem niedersächsischen Geschlecht der Baarfoote, Barfuße oder Nudipes (wie sie in alten Urkunden häufig genannt werden), und schreibt sich Barfus, ihren Ursprung auf das alt- kölnische (ursprünglich römische) Patriziergeschlecht der Parvus zu- rückführend. Der jetzige Senior der Familie besitzt unter seinen vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten, noch existirenden Parvusenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er als auf den alten Ursitz seiner Familie zurückblickt.
Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unsere Zwecke genügt es, daß die Barfuse (wie wir in Huldigung gegen die Familie, aber ohne direkte Parteiergreifung schreiben wollen) schon in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim säßig waren und bald darauf bereits dieselben Güter inne hatten, die später den Kern ihres ausgebreiteten Besitzes bildeten: Kunersdorf (nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin.
Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel- bar am Rande des "Blumenthal"*) gelegen war es besonders werth- voll durch seine Forstbestände, die sich, nach Westen hin, bis weit in den Blumenthalwald hinein erstreckten. Diesen reichen Forstbe- ständen verdanken wir es auch, daß wir die Barfuse, etwa um 1590 herum, bereits in der Specialgeschichte unseres Landes auf- treten sehen, indem es eben dieser Predikowsche Antheil am Blu- menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich
*) Dieser schöne Forst wird nie der Blumenthalwald, sondern immer nur kurz "der Blumenthal" genannt.
Sie kommen zuerſt 1280 in den Marken vor, wo Hans Barfus, als einer der angeſehenſten Vaſallen des Landes Ober- barnim, genannt wird. In ihre ſagenhafte Vorgeſchichte ſteigen wir übrigens nicht zurück und leiſten namentlich auch Verzicht darauf, den alten Streit wegen „Barfus“ mit einem s und „Barfuß“ mit einem ß entſcheiden zu wollen. Die Genealogen ſchreiben „Bar- fuß“, einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un- verkennbare Barfüße zeigt; die Familie ſelbſt aber verwirft die Ableitung von einem niederſächſiſchen Geſchlecht der Baarfoote, Barfuße oder Nudipes (wie ſie in alten Urkunden häufig genannt werden), und ſchreibt ſich Barfus, ihren Urſprung auf das alt- kölniſche (urſprünglich römiſche) Patriziergeſchlecht der Parvus zu- rückführend. Der jetzige Senior der Familie beſitzt unter ſeinen vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten, noch exiſtirenden Parvuſenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er als auf den alten Urſitz ſeiner Familie zurückblickt.
Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unſere Zwecke genügt es, daß die Barfuſe (wie wir in Huldigung gegen die Familie, aber ohne direkte Parteiergreifung ſchreiben wollen) ſchon in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim ſäßig waren und bald darauf bereits dieſelben Güter inne hatten, die ſpäter den Kern ihres ausgebreiteten Beſitzes bildeten: Kunersdorf (nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin.
Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel- bar am Rande des „Blumenthal“*) gelegen war es beſonders werth- voll durch ſeine Forſtbeſtände, die ſich, nach Weſten hin, bis weit in den Blumenthalwald hinein erſtreckten. Dieſen reichen Forſtbe- ſtänden verdanken wir es auch, daß wir die Barfuſe, etwa um 1590 herum, bereits in der Specialgeſchichte unſeres Landes auf- treten ſehen, indem es eben dieſer Predikowſche Antheil am Blu- menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich
*) Dieſer ſchöne Forſt wird nie der Blumenthalwald, ſondern immer nur kurz „der Blumenthal“ genannt.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0092"n="80"/><p>Sie kommen zuerſt 1280 in den Marken vor, wo Hans<lb/>
Barfus, als einer der angeſehenſten Vaſallen des Landes Ober-<lb/>
barnim, genannt wird. In ihre ſagenhafte Vorgeſchichte ſteigen wir<lb/>
übrigens nicht zurück und leiſten namentlich auch Verzicht darauf,<lb/>
den alten Streit wegen „Barfus“ mit einem s und „Barfuß“<lb/>
mit einem ß entſcheiden zu wollen. Die Genealogen ſchreiben „Bar-<lb/>
fuß“, einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un-<lb/>
verkennbare <hirendition="#g">Barfüße</hi> zeigt; die Familie ſelbſt aber verwirft die<lb/>
Ableitung von einem niederſächſiſchen Geſchlecht der Baarfoote,<lb/>
Barfuße oder Nudipes (wie ſie in alten Urkunden häufig genannt<lb/>
werden), und ſchreibt ſich Barfus, ihren Urſprung auf das alt-<lb/>
kölniſche (urſprünglich römiſche) Patriziergeſchlecht der Parvus zu-<lb/>
rückführend. Der jetzige Senior der Familie beſitzt unter ſeinen<lb/>
vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten,<lb/>
noch exiſtirenden Parvuſenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er<lb/>
als auf den alten Urſitz ſeiner Familie zurückblickt.</p><lb/><p>Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unſere Zwecke genügt<lb/>
es, daß die Barfuſe (wie wir in Huldigung gegen die Familie,<lb/>
aber ohne direkte Parteiergreifung ſchreiben wollen) ſchon in der<lb/>
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim ſäßig<lb/>
waren und bald darauf bereits dieſelben Güter inne hatten, die<lb/>ſpäter den Kern ihres ausgebreiteten Beſitzes bildeten: Kunersdorf<lb/>
(nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin.</p><lb/><p>Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel-<lb/>
bar am Rande des „Blumenthal“<noteplace="foot"n="*)">Dieſer ſchöne Forſt wird nie der Blumenthal<hirendition="#g">wald</hi>, ſondern immer<lb/>
nur kurz „der Blumenthal“ genannt.</note> gelegen war es beſonders werth-<lb/>
voll durch ſeine Forſtbeſtände, die ſich, nach Weſten hin, bis weit<lb/>
in den Blumenthalwald hinein erſtreckten. Dieſen reichen Forſtbe-<lb/>ſtänden verdanken wir es auch, daß wir die Barfuſe, etwa um<lb/>
1590 herum, bereits in der Specialgeſchichte unſeres Landes auf-<lb/>
treten ſehen, indem es eben dieſer Predikowſche Antheil am Blu-<lb/>
menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[80/0092]
Sie kommen zuerſt 1280 in den Marken vor, wo Hans
Barfus, als einer der angeſehenſten Vaſallen des Landes Ober-
barnim, genannt wird. In ihre ſagenhafte Vorgeſchichte ſteigen wir
übrigens nicht zurück und leiſten namentlich auch Verzicht darauf,
den alten Streit wegen „Barfus“ mit einem s und „Barfuß“
mit einem ß entſcheiden zu wollen. Die Genealogen ſchreiben „Bar-
fuß“, einfach auf das Wappen der Familie deutend, das drei un-
verkennbare Barfüße zeigt; die Familie ſelbſt aber verwirft die
Ableitung von einem niederſächſiſchen Geſchlecht der Baarfoote,
Barfuße oder Nudipes (wie ſie in alten Urkunden häufig genannt
werden), und ſchreibt ſich Barfus, ihren Urſprung auf das alt-
kölniſche (urſprünglich römiſche) Patriziergeſchlecht der Parvus zu-
rückführend. Der jetzige Senior der Familie beſitzt unter ſeinen
vielen Bildern und Schildereien auch eine Abbildung des alten,
noch exiſtirenden Parvuſenhofes in Köln, eine Stätte, auf die er
als auf den alten Urſitz ſeiner Familie zurückblickt.
Gleichviel ob Barfuß oder Barfus, für unſere Zwecke genügt
es, daß die Barfuſe (wie wir in Huldigung gegen die Familie,
aber ohne direkte Parteiergreifung ſchreiben wollen) ſchon in der
Mitte des dreizehnten Jahrhunderts auf dem Oberbarnim ſäßig
waren und bald darauf bereits dieſelben Güter inne hatten, die
ſpäter den Kern ihres ausgebreiteten Beſitzes bildeten: Kunersdorf
(nicht das Schlachten-Kunersdorf), Batzlow, Predikow und Möglin.
Predikow war das eigentliche Familiengut und damals unmittel-
bar am Rande des „Blumenthal“ *) gelegen war es beſonders werth-
voll durch ſeine Forſtbeſtände, die ſich, nach Weſten hin, bis weit
in den Blumenthalwald hinein erſtreckten. Dieſen reichen Forſtbe-
ſtänden verdanken wir es auch, daß wir die Barfuſe, etwa um
1590 herum, bereits in der Specialgeſchichte unſeres Landes auf-
treten ſehen, indem es eben dieſer Predikowſche Antheil am Blu-
menthalwalde war, der unter Johann Georg und Joachim Friedrich
*) Dieſer ſchöne Forſt wird nie der Blumenthalwald, ſondern immer
nur kurz „der Blumenthal“ genannt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/92>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.