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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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sich noch deutlich als eine Art Lehm-Cylinder, in dem die Steine
kreisförmig übereinander steckten.

So vor 20 Jahren, also zur selben Zeit, als der Prötzler
Geistliche schrieb. Aber was da ist, genügt auch jetzt noch völlig
zur Beweisführung. Wir schreiten nunmehr von der "Brunnen-
stelle" zu der benachbarten "Backofenstelle." Sie liegt mitten im
Roggenland und giebt sich zunächst durch nichts Besonderes zu
erkennen. Die Roggenhalme stehen hier ebenso wie rundum. Erst
bei genauerer Einsicht gewahren wir, daß sich mitten in dem
schwarzbraunen Boden eine kreisrunde, etwa 6 Fuß im Durchmesser
habende Lehmstelle scharf markirt. "Hier stand ein Backofen; Sie
werden unten (in dem tiefer gelegenen Stadttheil) bessere sehn."

Von der Backofenstelle geht es zum "Marktstein", der an
höchster Stelle der Stadtstelle gelegen, bis diesen Tag von einer
alten Eiche überschattet wird. Aber diese Eiche, alt wie sie ist, ist
keine von den ältesten. Sie ist eine von dem Nachwuchs, der,
als die Stadt zerstört war, durch die offenen Thore hier einrückte.
Die wirklich alte Eichengeneration, die, zu Lebzeiten der Stadt,
den Marktplatz hier einfaßte und beschattete, ist hin und zeigt nur
noch an einzelnen Wurzelstubben (von 7 Fuß Durchmesser), weß
Schlages und Umfangs sie war.

Weit mehr aber als diese Eichenstubben ist der Markstein
selbst eine Sehenswürdigkeit. Es ist derselbe, über den wir schon
den Prötzler Geistlichen berichten hörten. Er mißt etwa 8 Fuß im
Quadrat, ragt nur wenig aus dem Erdreich hervor und gleicht
einer großen, granitnen Tischplatte. Seine Wurzeln gehn sehr tief,
so daß man bei Nachgrabungen, die vor einiger Zeit angestellt
wurden, noch auf 14 Fuß Tiefe nicht das Ende des Steins er-
reicht hatte. Natürlich hat nicht Menschenhand diesen Stein hierher
gelegt, und die Annahme hat nichts Gezwungenes, daß er ein
Opferstein der Ureinwohner war. Auf diesem Stein zu schlafen,
müßte mindestens eben so unheimlich wie unbequemlich sein.

Von dem Markstein aus, -- nach den Detail-Studien, die
man auf dem Wege dahin an Fundamenten, Brunnen- und

ſich noch deutlich als eine Art Lehm-Cylinder, in dem die Steine
kreisförmig übereinander ſteckten.

So vor 20 Jahren, alſo zur ſelben Zeit, als der Prötzler
Geiſtliche ſchrieb. Aber was da iſt, genügt auch jetzt noch völlig
zur Beweisführung. Wir ſchreiten nunmehr von der „Brunnen-
ſtelle“ zu der benachbarten „Backofenſtelle.“ Sie liegt mitten im
Roggenland und giebt ſich zunächſt durch nichts Beſonderes zu
erkennen. Die Roggenhalme ſtehen hier ebenſo wie rundum. Erſt
bei genauerer Einſicht gewahren wir, daß ſich mitten in dem
ſchwarzbraunen Boden eine kreisrunde, etwa 6 Fuß im Durchmeſſer
habende Lehmſtelle ſcharf markirt. „Hier ſtand ein Backofen; Sie
werden unten (in dem tiefer gelegenen Stadttheil) beſſere ſehn.“

Von der Backofenſtelle geht es zum „Marktſtein“, der an
höchſter Stelle der Stadtſtelle gelegen, bis dieſen Tag von einer
alten Eiche überſchattet wird. Aber dieſe Eiche, alt wie ſie iſt, iſt
keine von den älteſten. Sie iſt eine von dem Nachwuchs, der,
als die Stadt zerſtört war, durch die offenen Thore hier einrückte.
Die wirklich alte Eichengeneration, die, zu Lebzeiten der Stadt,
den Marktplatz hier einfaßte und beſchattete, iſt hin und zeigt nur
noch an einzelnen Wurzelſtubben (von 7 Fuß Durchmeſſer), weß
Schlages und Umfangs ſie war.

Weit mehr aber als dieſe Eichenſtubben iſt der Markſtein
ſelbſt eine Sehenswürdigkeit. Es iſt derſelbe, über den wir ſchon
den Prötzler Geiſtlichen berichten hörten. Er mißt etwa 8 Fuß im
Quadrat, ragt nur wenig aus dem Erdreich hervor und gleicht
einer großen, granitnen Tiſchplatte. Seine Wurzeln gehn ſehr tief,
ſo daß man bei Nachgrabungen, die vor einiger Zeit angeſtellt
wurden, noch auf 14 Fuß Tiefe nicht das Ende des Steins er-
reicht hatte. Natürlich hat nicht Menſchenhand dieſen Stein hierher
gelegt, und die Annahme hat nichts Gezwungenes, daß er ein
Opferſtein der Ureinwohner war. Auf dieſem Stein zu ſchlafen,
müßte mindeſtens eben ſo unheimlich wie unbequemlich ſein.

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[77/0089] ſich noch deutlich als eine Art Lehm-Cylinder, in dem die Steine kreisförmig übereinander ſteckten. So vor 20 Jahren, alſo zur ſelben Zeit, als der Prötzler Geiſtliche ſchrieb. Aber was da iſt, genügt auch jetzt noch völlig zur Beweisführung. Wir ſchreiten nunmehr von der „Brunnen- ſtelle“ zu der benachbarten „Backofenſtelle.“ Sie liegt mitten im Roggenland und giebt ſich zunächſt durch nichts Beſonderes zu erkennen. Die Roggenhalme ſtehen hier ebenſo wie rundum. Erſt bei genauerer Einſicht gewahren wir, daß ſich mitten in dem ſchwarzbraunen Boden eine kreisrunde, etwa 6 Fuß im Durchmeſſer habende Lehmſtelle ſcharf markirt. „Hier ſtand ein Backofen; Sie werden unten (in dem tiefer gelegenen Stadttheil) beſſere ſehn.“ Von der Backofenſtelle geht es zum „Marktſtein“, der an höchſter Stelle der Stadtſtelle gelegen, bis dieſen Tag von einer alten Eiche überſchattet wird. Aber dieſe Eiche, alt wie ſie iſt, iſt keine von den älteſten. Sie iſt eine von dem Nachwuchs, der, als die Stadt zerſtört war, durch die offenen Thore hier einrückte. Die wirklich alte Eichengeneration, die, zu Lebzeiten der Stadt, den Marktplatz hier einfaßte und beſchattete, iſt hin und zeigt nur noch an einzelnen Wurzelſtubben (von 7 Fuß Durchmeſſer), weß Schlages und Umfangs ſie war. Weit mehr aber als dieſe Eichenſtubben iſt der Markſtein ſelbſt eine Sehenswürdigkeit. Es iſt derſelbe, über den wir ſchon den Prötzler Geiſtlichen berichten hörten. Er mißt etwa 8 Fuß im Quadrat, ragt nur wenig aus dem Erdreich hervor und gleicht einer großen, granitnen Tiſchplatte. Seine Wurzeln gehn ſehr tief, ſo daß man bei Nachgrabungen, die vor einiger Zeit angeſtellt wurden, noch auf 14 Fuß Tiefe nicht das Ende des Steins er- reicht hatte. Natürlich hat nicht Menſchenhand dieſen Stein hierher gelegt, und die Annahme hat nichts Gezwungenes, daß er ein Opferſtein der Ureinwohner war. Auf dieſem Stein zu ſchlafen, müßte mindeſtens eben ſo unheimlich wie unbequemlich ſein. Von dem Markſtein aus, — nach den Detail-Studien, die man auf dem Wege dahin an Fundamenten, Brunnen- und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/89>, abgerufen am 23.11.2024.