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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Seydlitz und die Gardes du Corps. Rittmeister von Wakenitz, mit
gezücktem Pallasch allen andern vorauf, fliegt über die Ebene hin.
-- Da klappert (sehr zur Unzeit) ein Wagen aus Quartschen die
Chaussee entlang; er fährt mitten durch die blanken Schwadronen
hindurch, und -- Vision und Waffenglanz sind hin.

Noch einmal, ein schlichtes Monument ist es, das an dieser
Stelle das Gedächtniß an den Tag von Zorndorf zu wahren
unternimmt, aber es ist gut, daß es schlicht ist; prächtige Monu-
mente gehören in die Stadt, in das Bereich der Kunst. In Wald
und Feld gehören Denkmäler (mit einzelnen Ausnahmen), deren
Schlichtheit sie in den Hausrath der Natur wie einzureihen scheint.
Verschmelzung, Uebergang, nicht Gegensatz. Würfel und Obelisk
werden auf Schlachtfeldern noch lange das beste bleiben.

Mein Reisegefährte, zu dem ich Aehnliches gesprochen haben
mochte, legte bei diesen Worten seine Hand auf meine Schulter
und sagte dann lächelnd: "Dieser Stein weiß davon zu erzählen.
Wir haben hier dergleichen erlebt. In das Leben dieses Steins
schleicht sich nämlich eine Episode höherer Kunstexistenz ein; aber
es war kein glückliches Dasein."

Auf meine Bitte um Aufschluß, fuhr der Sprecher fort: "Gern,
nichts soll Ihnen vorenthalten bleiben. Aber ändern wir zuvor
unsere Front und nehmen wir hier auf den Stufen der Rückseite
Platz, damit wir nach Bauer Mertens und seinem Gehöft hinüber
sehen können. Das Gehöft und seine Insassen spielen mit."

Ich that, wie geboten. "Sie kommen von Tamsel", nahm
der Erzähler das Wort, "und haben im dortigen Park sicherlich
das Monument gesehen, das auf seiner Spitze die Rauchsche Vic-
toria trägt. Das Monument hat Graf Hermann Schwerin errichtet
(der Vater des gegenwärtigen Besitzers), ein sehr liebenswürdiger
und kunstsinniger Herr. Sie werden gleich sehen, warum ich mit
ihm beginne."

"Es war etwa 1846 oder 1847, als ein befreundeter Herr

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Seydlitz und die Gardes du Corps. Rittmeiſter von Wakenitz, mit
gezücktem Pallaſch allen andern vorauf, fliegt über die Ebene hin.
— Da klappert (ſehr zur Unzeit) ein Wagen aus Quartſchen die
Chauſſee entlang; er fährt mitten durch die blanken Schwadronen
hindurch, und — Viſion und Waffenglanz ſind hin.

Noch einmal, ein ſchlichtes Monument iſt es, das an dieſer
Stelle das Gedächtniß an den Tag von Zorndorf zu wahren
unternimmt, aber es iſt gut, daß es ſchlicht iſt; prächtige Monu-
mente gehören in die Stadt, in das Bereich der Kunſt. In Wald
und Feld gehören Denkmäler (mit einzelnen Ausnahmen), deren
Schlichtheit ſie in den Hausrath der Natur wie einzureihen ſcheint.
Verſchmelzung, Uebergang, nicht Gegenſatz. Würfel und Obelisk
werden auf Schlachtfeldern noch lange das beſte bleiben.

Mein Reiſegefährte, zu dem ich Aehnliches geſprochen haben
mochte, legte bei dieſen Worten ſeine Hand auf meine Schulter
und ſagte dann lächelnd: „Dieſer Stein weiß davon zu erzählen.
Wir haben hier dergleichen erlebt. In das Leben dieſes Steins
ſchleicht ſich nämlich eine Epiſode höherer Kunſtexiſtenz ein; aber
es war kein glückliches Daſein.“

Auf meine Bitte um Aufſchluß, fuhr der Sprecher fort: „Gern,
nichts ſoll Ihnen vorenthalten bleiben. Aber ändern wir zuvor
unſere Front und nehmen wir hier auf den Stufen der Rückſeite
Platz, damit wir nach Bauer Mertens und ſeinem Gehöft hinüber
ſehen können. Das Gehöft und ſeine Inſaſſen ſpielen mit.“

Ich that, wie geboten. „Sie kommen von Tamſel“, nahm
der Erzähler das Wort, „und haben im dortigen Park ſicherlich
das Monument geſehen, das auf ſeiner Spitze die Rauchſche Vic-
toria trägt. Das Monument hat Graf Hermann Schwerin errichtet
(der Vater des gegenwärtigen Beſitzers), ein ſehr liebenswürdiger
und kunſtſinniger Herr. Sie werden gleich ſehen, warum ich mit
ihm beginne.“

„Es war etwa 1846 oder 1847, als ein befreundeter Herr

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[65/0077] Seydlitz und die Gardes du Corps. Rittmeiſter von Wakenitz, mit gezücktem Pallaſch allen andern vorauf, fliegt über die Ebene hin. — Da klappert (ſehr zur Unzeit) ein Wagen aus Quartſchen die Chauſſee entlang; er fährt mitten durch die blanken Schwadronen hindurch, und — Viſion und Waffenglanz ſind hin. Noch einmal, ein ſchlichtes Monument iſt es, das an dieſer Stelle das Gedächtniß an den Tag von Zorndorf zu wahren unternimmt, aber es iſt gut, daß es ſchlicht iſt; prächtige Monu- mente gehören in die Stadt, in das Bereich der Kunſt. In Wald und Feld gehören Denkmäler (mit einzelnen Ausnahmen), deren Schlichtheit ſie in den Hausrath der Natur wie einzureihen ſcheint. Verſchmelzung, Uebergang, nicht Gegenſatz. Würfel und Obelisk werden auf Schlachtfeldern noch lange das beſte bleiben. Mein Reiſegefährte, zu dem ich Aehnliches geſprochen haben mochte, legte bei dieſen Worten ſeine Hand auf meine Schulter und ſagte dann lächelnd: „Dieſer Stein weiß davon zu erzählen. Wir haben hier dergleichen erlebt. In das Leben dieſes Steins ſchleicht ſich nämlich eine Epiſode höherer Kunſtexiſtenz ein; aber es war kein glückliches Daſein.“ Auf meine Bitte um Aufſchluß, fuhr der Sprecher fort: „Gern, nichts ſoll Ihnen vorenthalten bleiben. Aber ändern wir zuvor unſere Front und nehmen wir hier auf den Stufen der Rückſeite Platz, damit wir nach Bauer Mertens und ſeinem Gehöft hinüber ſehen können. Das Gehöft und ſeine Inſaſſen ſpielen mit.“ Ich that, wie geboten. „Sie kommen von Tamſel“, nahm der Erzähler das Wort, „und haben im dortigen Park ſicherlich das Monument geſehen, das auf ſeiner Spitze die Rauchſche Vic- toria trägt. Das Monument hat Graf Hermann Schwerin errichtet (der Vater des gegenwärtigen Beſitzers), ein ſehr liebenswürdiger und kunſtſinniger Herr. Sie werden gleich ſehen, warum ich mit ihm beginne.“ „Es war etwa 1846 oder 1847, als ein befreundeter Herr 5

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/77>, abgerufen am 23.11.2024.