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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Es huldigt mir Dein Wort; ich habe deß nicht Leid,
Ist doch huldvolles Wort der Hoheit schönstes Kleid,
Und Du, Du botest mehr, der Grazien schöne Hand
Gestaltete zum Lied, was Deine Huld empfand,
Du gabst mehr Ehre mir, als je mein Herz erfuhr,
Und all' mein Sein ist Dank und stille Huldgung nur.

Dies sei genug. Auffallend ist es, daß sich in diesen Versen,
die spätere Ruhmesbezeichnung gleichsam anticipirend, bereits der
Ausdruck le grand Frederic vorfindet. Das bewundernde Hin-
aufblicken aber zu diesem grand Frederic, das -- wenn auch
vieles auf Rechnung bloßer gesellschaftlicher Phrase zu setzen ist --
dennoch ziemlich unverkennbar aus diesen gereimten Zeilen der
Frau von Wreech sich kundgiebt, erklärt sich wohl überwiegend dar-
aus, daß die Küstriner Tragödie, der Tod Kattes, mit Allem, was
vorausging und folgte, den Kronprinzen mit einem poetischen
Zauber umkleidet hatte, der bei erster Begegnung noch nachwirkte.
Dieser Zauber, diese Glorie, diese Bewunderung, wie immer sonst
auch die Herzensbeziehungen zwischen beiden sich in jenen Herbst-
und Wintermonaten gestalten mochten, waren jedenfalls nicht von
Dauer. Ich deutete das schon an und wir kommen noch einmal
kurz darauf zurück.

Ich sagte, die Sechsfüßler, die der Kronprinz seinen Briefen
beilegte, waren doppelter Art; die einen wandten sich huldigend
an das Herz der schönen Frau, die andern -- und ihre Anzahl
ist ungleich größer -- waren kleine literarische Beilagen, die ein
Geplauder, einen Meinungsaustausch, eine espritvolle Controverse
wachrufen sollten und auf die ich hier begreiflicherweise ein beson-
deres Gewicht lege, weil sie die angedeutete Art des Verhältnisses,
das ästhetisch-literarische Fundament desselben, ungleich besser cha-
rakterisiren, als jene Huldigungsstrophen.

Diese literarischen Beilagen bestanden zunächst aus Saty-
ren
, ebenfalls in den unvermeidlichen Alexandrinern geschrieben.
Er rächt sich in ihnen für alle Unbill seiner Gefangenschaft, und
Jeder, der ihn gepeinigt oder auch nur vorübergehend gelangweilt

Es huldigt mir Dein Wort; ich habe deß nicht Leid,
Iſt doch huldvolles Wort der Hoheit ſchönſtes Kleid,
Und Du, Du boteſt mehr, der Grazien ſchöne Hand
Geſtaltete zum Lied, was Deine Huld empfand,
Du gabſt mehr Ehre mir, als je mein Herz erfuhr,
Und all’ mein Sein iſt Dank und ſtille Huldgung nur.

Dies ſei genug. Auffallend iſt es, daß ſich in dieſen Verſen,
die ſpätere Ruhmesbezeichnung gleichſam anticipirend, bereits der
Ausdruck le grand Fréderic vorfindet. Das bewundernde Hin-
aufblicken aber zu dieſem grand Fréderic, das — wenn auch
vieles auf Rechnung bloßer geſellſchaftlicher Phraſe zu ſetzen iſt —
dennoch ziemlich unverkennbar aus dieſen gereimten Zeilen der
Frau von Wreech ſich kundgiebt, erklärt ſich wohl überwiegend dar-
aus, daß die Küſtriner Tragödie, der Tod Kattes, mit Allem, was
vorausging und folgte, den Kronprinzen mit einem poetiſchen
Zauber umkleidet hatte, der bei erſter Begegnung noch nachwirkte.
Dieſer Zauber, dieſe Glorie, dieſe Bewunderung, wie immer ſonſt
auch die Herzensbeziehungen zwiſchen beiden ſich in jenen Herbſt-
und Wintermonaten geſtalten mochten, waren jedenfalls nicht von
Dauer. Ich deutete das ſchon an und wir kommen noch einmal
kurz darauf zurück.

Ich ſagte, die Sechsfüßler, die der Kronprinz ſeinen Briefen
beilegte, waren doppelter Art; die einen wandten ſich huldigend
an das Herz der ſchönen Frau, die andern — und ihre Anzahl
iſt ungleich größer — waren kleine literariſche Beilagen, die ein
Geplauder, einen Meinungsaustauſch, eine eſpritvolle Controverſe
wachrufen ſollten und auf die ich hier begreiflicherweiſe ein beſon-
deres Gewicht lege, weil ſie die angedeutete Art des Verhältniſſes,
das äſthetiſch-literariſche Fundament deſſelben, ungleich beſſer cha-
rakteriſiren, als jene Huldigungsſtrophen.

Dieſe literariſchen Beilagen beſtanden zunächſt aus Saty-
ren
, ebenfalls in den unvermeidlichen Alexandrinern geſchrieben.
Er rächt ſich in ihnen für alle Unbill ſeiner Gefangenſchaft, und
Jeder, der ihn gepeinigt oder auch nur vorübergehend gelangweilt

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[52/0064] Es huldigt mir Dein Wort; ich habe deß nicht Leid, Iſt doch huldvolles Wort der Hoheit ſchönſtes Kleid, Und Du, Du boteſt mehr, der Grazien ſchöne Hand Geſtaltete zum Lied, was Deine Huld empfand, Du gabſt mehr Ehre mir, als je mein Herz erfuhr, Und all’ mein Sein iſt Dank und ſtille Huldgung nur. Dies ſei genug. Auffallend iſt es, daß ſich in dieſen Verſen, die ſpätere Ruhmesbezeichnung gleichſam anticipirend, bereits der Ausdruck le grand Fréderic vorfindet. Das bewundernde Hin- aufblicken aber zu dieſem grand Fréderic, das — wenn auch vieles auf Rechnung bloßer geſellſchaftlicher Phraſe zu ſetzen iſt — dennoch ziemlich unverkennbar aus dieſen gereimten Zeilen der Frau von Wreech ſich kundgiebt, erklärt ſich wohl überwiegend dar- aus, daß die Küſtriner Tragödie, der Tod Kattes, mit Allem, was vorausging und folgte, den Kronprinzen mit einem poetiſchen Zauber umkleidet hatte, der bei erſter Begegnung noch nachwirkte. Dieſer Zauber, dieſe Glorie, dieſe Bewunderung, wie immer ſonſt auch die Herzensbeziehungen zwiſchen beiden ſich in jenen Herbſt- und Wintermonaten geſtalten mochten, waren jedenfalls nicht von Dauer. Ich deutete das ſchon an und wir kommen noch einmal kurz darauf zurück. Ich ſagte, die Sechsfüßler, die der Kronprinz ſeinen Briefen beilegte, waren doppelter Art; die einen wandten ſich huldigend an das Herz der ſchönen Frau, die andern — und ihre Anzahl iſt ungleich größer — waren kleine literariſche Beilagen, die ein Geplauder, einen Meinungsaustauſch, eine eſpritvolle Controverſe wachrufen ſollten und auf die ich hier begreiflicherweiſe ein beſon- deres Gewicht lege, weil ſie die angedeutete Art des Verhältniſſes, das äſthetiſch-literariſche Fundament deſſelben, ungleich beſſer cha- rakteriſiren, als jene Huldigungsſtrophen. Dieſe literariſchen Beilagen beſtanden zunächſt aus Saty- ren, ebenfalls in den unvermeidlichen Alexandrinern geſchrieben. Er rächt ſich in ihnen für alle Unbill ſeiner Gefangenſchaft, und Jeder, der ihn gepeinigt oder auch nur vorübergehend gelangweilt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/64>, abgerufen am 23.11.2024.