Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite
Friedland.
Benutzt: Riedels Codex diplomaticus Brandenburgensis. Fidicin
Ober-Barnim. Geschichte des Cistercienser-Ordens. Mündliche
und briefliche Mittheilungen.


Cunersdorff.
Benutzt: Pauli's Leben großer Helden. Graf Waldersee's Schlacht
bei Torgau. Adami's "vor fünfzig Jahren". Hitzig's Leben
Chamisso's. Mündliche und briefliche Mittheilungen.

(Johann George v. Lestwitz), der Vater unseres Johann
Sigismund v. Lestwitz auf Friedland und Cunersdorff, wurde 1688 in
Schlesien geboren, machte unter den beiden ersten Königen den spanischen
Erbfolgekrieg und den Krieg in Pommern mit. Beim Sturm auf die Con-
trescarpe von Stralsund (1715) wurde er schwer verwundet. Während der
beiden schlesischen Kriege zeichnete er sich aus, besonders bei Kesselsdorf
1745 ward er Generalmajor; 1746 Chef des Schwartz-Schwerinschen Re-
giments; 1754 Generallieutenant und Ritter des schwarzen Adlerordens.
Der König, der ihm besonders gnädig war, hatte ihm schon vorher eine
Präbende im Jülichschen und die Amtshauptmannschaft zu Lyck in Ost-
preußen verliehn. Bei Ausbruch des 7jährigen Krieges rückte er mit in
Sachsen ein und focht im nächsten Jahre (1757) bei Prag, Collin und Rei-
chenberg. Besonders in letzterer Schlacht zeichnete er sich aus und entschied sie. (?)
Der König ernannte ihn darauf zum Kommandanten von Breslau,
dessen Belagerung durch die Oesterreicher unmittelbar folgte. Lestwitz konnte
jedoch die weitläuftige Stadt mit seiner schwachen Garnison nicht halten
und übergab sie daher den Oestreichern nach einer den 24. November ge-
schlossenen Kapitulation, vermöge welcher er nebst seiner Besatzung freien
Abzug erhielt, sich aber verbinden mußte, im damaligen Kriege wider die
Kaiserin-Königin nicht weiter zu dienen. Der König war mit dieser Ueber-
gabe sehr unzufrieden und Lestwitz (ähnlich wie General Fink nach der
Kapitulation von Maxen) fiel in Ungnade. Nur Fink's Loos war freilich
härter und unverdienter, er hatte dem Könige viel näher gestanden und
die Zeichen der Mißachtung trafen ihn viel entschiedener. Lestwitz (wie
S. 455 erzählt) kam noch erträglich davon. Er starb 80 Jahre alt, nach
63jähriger Dienstzeit, am 27. Juli 1767.

Portraits in Schloß Cunersdorff.
1) Portrait des Generallieutenants Johann George v. Lestwitz;
(dessen, der nach der Kapitulation von Breslau in Ungnade fiel).
2) Seiner Gemahlin, einer geb. v. Kottwitz.

Friedland.
Benutzt: Riedels Codex diplomaticus Brandenburgensis. Fidicin
Ober-Barnim. Geſchichte des Ciſtercienſer-Ordens. Mündliche
und briefliche Mittheilungen.


Cunersdorff.
Benutzt: Pauli’s Leben großer Helden. Graf Walderſee’s Schlacht
bei Torgau. Adami’s „vor fünfzig Jahren“. Hitzig’s Leben
Chamiſſo’s. Mündliche und briefliche Mittheilungen.

(Johann George v. Leſtwitz), der Vater unſeres Johann
Sigismund v. Leſtwitz auf Friedland und Cunersdorff, wurde 1688 in
Schleſien geboren, machte unter den beiden erſten Königen den ſpaniſchen
Erbfolgekrieg und den Krieg in Pommern mit. Beim Sturm auf die Con-
treſcarpe von Stralſund (1715) wurde er ſchwer verwundet. Während der
beiden ſchleſiſchen Kriege zeichnete er ſich aus, beſonders bei Keſſelsdorf
1745 ward er Generalmajor; 1746 Chef des Schwartz-Schwerinſchen Re-
giments; 1754 Generallieutenant und Ritter des ſchwarzen Adlerordens.
Der König, der ihm beſonders gnädig war, hatte ihm ſchon vorher eine
Präbende im Jülichſchen und die Amtshauptmannſchaft zu Lyck in Oſt-
preußen verliehn. Bei Ausbruch des 7jährigen Krieges rückte er mit in
Sachſen ein und focht im nächſten Jahre (1757) bei Prag, Collin und Rei-
chenberg. Beſonders in letzterer Schlacht zeichnete er ſich aus und entſchied ſie. (?)
Der König ernannte ihn darauf zum Kommandanten von Breslau,
deſſen Belagerung durch die Oeſterreicher unmittelbar folgte. Leſtwitz konnte
jedoch die weitläuftige Stadt mit ſeiner ſchwachen Garniſon nicht halten
und übergab ſie daher den Oeſtreichern nach einer den 24. November ge-
ſchloſſenen Kapitulation, vermöge welcher er nebſt ſeiner Beſatzung freien
Abzug erhielt, ſich aber verbinden mußte, im damaligen Kriege wider die
Kaiſerin-Königin nicht weiter zu dienen. Der König war mit dieſer Ueber-
gabe ſehr unzufrieden und Leſtwitz (ähnlich wie General Fink nach der
Kapitulation von Maxen) fiel in Ungnade. Nur Fink’s Loos war freilich
härter und unverdienter, er hatte dem Könige viel näher geſtanden und
die Zeichen der Mißachtung trafen ihn viel entſchiedener. Leſtwitz (wie
S. 455 erzählt) kam noch erträglich davon. Er ſtarb 80 Jahre alt, nach
63jähriger Dienſtzeit, am 27. Juli 1767.

Portraits in Schloß Cunersdorff.
1) Portrait des Generallieutenants Johann George v. Leſtwitz;
(deſſen, der nach der Kapitulation von Breslau in Ungnade fiel).
2) Seiner Gemahlin, einer geb. v. Kottwitz.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0558" n="546"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Friedland.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#g">Benutzt: Riedels</hi><hi rendition="#aq">Codex diplomaticus Brandenburgensis.</hi><hi rendition="#g">Fidicin</hi><lb/>
Ober-Barnim. Ge&#x017F;chichte des Ci&#x017F;tercien&#x017F;er-Ordens. Mündliche<lb/>
und briefliche Mittheilungen.</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Cunersdorff.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#g">Benutzt: Pauli</hi>&#x2019;s Leben großer Helden. Graf <hi rendition="#g">Walder&#x017F;ee</hi>&#x2019;s Schlacht<lb/>
bei Torgau. <hi rendition="#g">Adami</hi>&#x2019;s &#x201E;vor fünfzig Jahren&#x201C;. <hi rendition="#g">Hitzig</hi>&#x2019;s Leben<lb/>
Chami&#x017F;&#x017F;o&#x2019;s. Mündliche und briefliche Mittheilungen.</item>
          </list><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Johann George v. Le&#x017F;twitz</hi>), der Vater un&#x017F;eres Johann<lb/>
Sigismund v. Le&#x017F;twitz auf Friedland und Cunersdorff, wurde 1688 in<lb/>
Schle&#x017F;ien geboren, machte unter den beiden er&#x017F;ten Königen den &#x017F;pani&#x017F;chen<lb/>
Erbfolgekrieg und den Krieg in Pommern mit. Beim Sturm auf die Con-<lb/>
tre&#x017F;carpe von Stral&#x017F;und (1715) wurde er &#x017F;chwer verwundet. Während der<lb/>
beiden &#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;chen Kriege zeichnete er &#x017F;ich aus, be&#x017F;onders bei Ke&#x017F;&#x017F;elsdorf<lb/>
1745 ward er Generalmajor; 1746 Chef des Schwartz-Schwerin&#x017F;chen Re-<lb/>
giments; 1754 Generallieutenant und Ritter des &#x017F;chwarzen Adlerordens.<lb/>
Der König, der ihm be&#x017F;onders gnädig war, hatte ihm &#x017F;chon vorher eine<lb/>
Präbende im Jülich&#x017F;chen und die Amtshauptmann&#x017F;chaft zu Lyck in O&#x017F;t-<lb/>
preußen verliehn. Bei Ausbruch des 7jährigen Krieges rückte er mit in<lb/>
Sach&#x017F;en ein und focht im näch&#x017F;ten Jahre (1757) bei Prag, Collin und Rei-<lb/>
chenberg. Be&#x017F;onders in letzterer Schlacht zeichnete er &#x017F;ich aus und ent&#x017F;chied &#x017F;ie. (?)<lb/>
Der König ernannte ihn darauf zum Kommandanten von <hi rendition="#g">Breslau</hi>,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Belagerung durch die Oe&#x017F;terreicher unmittelbar folgte. Le&#x017F;twitz konnte<lb/>
jedoch die weitläuftige Stadt mit &#x017F;einer &#x017F;chwachen Garni&#x017F;on nicht halten<lb/>
und übergab &#x017F;ie daher den Oe&#x017F;treichern nach einer den 24. November ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Kapitulation, vermöge welcher er neb&#x017F;t &#x017F;einer Be&#x017F;atzung freien<lb/>
Abzug erhielt, &#x017F;ich aber verbinden mußte, im damaligen Kriege wider die<lb/>
Kai&#x017F;erin-Königin nicht weiter zu dienen. Der König war mit die&#x017F;er Ueber-<lb/>
gabe &#x017F;ehr unzufrieden und Le&#x017F;twitz (ähnlich wie General Fink nach der<lb/>
Kapitulation von Maxen) fiel in Ungnade. Nur Fink&#x2019;s Loos war freilich<lb/>
härter und unverdienter, er hatte dem Könige viel näher ge&#x017F;tanden und<lb/>
die Zeichen der Mißachtung trafen ihn viel ent&#x017F;chiedener. Le&#x017F;twitz (wie<lb/>
S. 455 erzählt) kam noch erträglich davon. Er &#x017F;tarb 80 Jahre alt, nach<lb/>
63jähriger Dien&#x017F;tzeit, am 27. Juli 1767.</p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Portraits in Schloß Cunersdorff.</hi> </head><lb/>
            <list>
              <item>1) Portrait des Generallieutenants <hi rendition="#g">Johann George</hi> v. Le&#x017F;twitz;<lb/>
(de&#x017F;&#x017F;en, der nach der Kapitulation von Breslau in Ungnade fiel).</item><lb/>
              <item>2) Seiner Gemahlin, einer geb. v. Kottwitz.</item>
            </list><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[546/0558] Friedland. Benutzt: Riedels Codex diplomaticus Brandenburgensis. Fidicin Ober-Barnim. Geſchichte des Ciſtercienſer-Ordens. Mündliche und briefliche Mittheilungen. Cunersdorff. Benutzt: Pauli’s Leben großer Helden. Graf Walderſee’s Schlacht bei Torgau. Adami’s „vor fünfzig Jahren“. Hitzig’s Leben Chamiſſo’s. Mündliche und briefliche Mittheilungen. (Johann George v. Leſtwitz), der Vater unſeres Johann Sigismund v. Leſtwitz auf Friedland und Cunersdorff, wurde 1688 in Schleſien geboren, machte unter den beiden erſten Königen den ſpaniſchen Erbfolgekrieg und den Krieg in Pommern mit. Beim Sturm auf die Con- treſcarpe von Stralſund (1715) wurde er ſchwer verwundet. Während der beiden ſchleſiſchen Kriege zeichnete er ſich aus, beſonders bei Keſſelsdorf 1745 ward er Generalmajor; 1746 Chef des Schwartz-Schwerinſchen Re- giments; 1754 Generallieutenant und Ritter des ſchwarzen Adlerordens. Der König, der ihm beſonders gnädig war, hatte ihm ſchon vorher eine Präbende im Jülichſchen und die Amtshauptmannſchaft zu Lyck in Oſt- preußen verliehn. Bei Ausbruch des 7jährigen Krieges rückte er mit in Sachſen ein und focht im nächſten Jahre (1757) bei Prag, Collin und Rei- chenberg. Beſonders in letzterer Schlacht zeichnete er ſich aus und entſchied ſie. (?) Der König ernannte ihn darauf zum Kommandanten von Breslau, deſſen Belagerung durch die Oeſterreicher unmittelbar folgte. Leſtwitz konnte jedoch die weitläuftige Stadt mit ſeiner ſchwachen Garniſon nicht halten und übergab ſie daher den Oeſtreichern nach einer den 24. November ge- ſchloſſenen Kapitulation, vermöge welcher er nebſt ſeiner Beſatzung freien Abzug erhielt, ſich aber verbinden mußte, im damaligen Kriege wider die Kaiſerin-Königin nicht weiter zu dienen. Der König war mit dieſer Ueber- gabe ſehr unzufrieden und Leſtwitz (ähnlich wie General Fink nach der Kapitulation von Maxen) fiel in Ungnade. Nur Fink’s Loos war freilich härter und unverdienter, er hatte dem Könige viel näher geſtanden und die Zeichen der Mißachtung trafen ihn viel entſchiedener. Leſtwitz (wie S. 455 erzählt) kam noch erträglich davon. Er ſtarb 80 Jahre alt, nach 63jähriger Dienſtzeit, am 27. Juli 1767. Portraits in Schloß Cunersdorff. 1) Portrait des Generallieutenants Johann George v. Leſtwitz; (deſſen, der nach der Kapitulation von Breslau in Ungnade fiel). 2) Seiner Gemahlin, einer geb. v. Kottwitz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/558
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/558>, abgerufen am 27.11.2024.