"wüste Stadt- oder Dorfstelle" ist sogar nicht die einzige im "Blumen- thal"; -- auch Biesow, ein Dorf, das eine halbe Meile nördlicher gele- gen ist, wurde wüst. Der jetzt diesen Namen führende Ort liegt an andrer Stelle wie das alte Biesow. Als Regel kann man aufstellen, daß überall da, wo einem auf einem Ackerfelde eine Stelle gezeigt wird, die den Namen: wüste Heiners- oder Sievers- oder Dietrichsdorf führt, diese Bezeichnung soviel ausdrückt als wie: "an dieser Stelle hat einmal ein Dorf dieses oder jenes Namens gestanden". Oft haben sich die Dörfer (dann gemeinhin an andrer Stelle, eine Viertel- oder halbe Meile von der alten entfernt) wieder belebt; ebenso oft aber sind sie ganz verschwunden und es existirt eben nur noch der Name. "Der Pflug geht drüber hin".
Der Ober-Barnim, vielleicht weil er durch den Hussiten-Zug ganz be- sonders zu leiden hatte, ist reicher an solchen "wüsten Stellen" wie andre Landestheile. Es mögen wohl ein Dutzend vorhanden sein; vielleicht noch mehr. Drei Perioden waren diesem Landestheile besonders verderblich: der schwarze Tod (etwa 1350), die Hussiten (1430) und der dreißigjährige Krieg. Kaprow, Karutz, Richardsdorf, Kunkendorf, Sonnenburg und Stein- beck wurden wahrscheinlich um 1350, Biesow und Kensdorf um 1430, Tempelfelde zwischen 1630 und 48 zerstört; einzelne dieser Dörfer wurden an andrer Stelle wieder aufgebaut, andre blieben wüst.
Predikow.
Benutzt: v. Barfus-Falkenberg Biographie des Feldmarschalls Hans Albrecht v. Barfus. K. v. Schoenings Leben des Feldmarschalls Hans Adam v. Schoening. Graf Christoph Dohna's Memoiren. Poellnitz's Memoiren. Mündliche und briefliche Mittheilungen.
Cossenblatt.
Benutzt: v. Barfus-Falkenberg Biographie des Feldmarschalls Hans Albrecht v. Barfus. Berghaus Landbuch der Mark Brandenburg. Mündliche und briefliche Mittheilungen.
Friedrich Wilhelm I. in Cossenblatt.
"Vom Jahre 1736 an hat Friedrich WilhelmI. bis zu seinem Tode alljährlich sich einige Zeit in Cossenblatt aufgehalten, zum letzten Male im November 1739. Bei diesem Aufenthalt hier hat der König dann auch die Kirche besucht und dem Gottesdienst beigewohnt, hat auch mit kritischem Ohre die Predigt gehört, worüber einige Notizen vorliegen.
„wüſte Stadt- oder Dorfſtelle“ iſt ſogar nicht die einzige im „Blumen- thal“; — auch Bieſow, ein Dorf, das eine halbe Meile nördlicher gele- gen iſt, wurde wüſt. Der jetzt dieſen Namen führende Ort liegt an andrer Stelle wie das alte Bieſow. Als Regel kann man aufſtellen, daß überall da, wo einem auf einem Ackerfelde eine Stelle gezeigt wird, die den Namen: wüſte Heiners- oder Sievers- oder Dietrichsdorf führt, dieſe Bezeichnung ſoviel ausdrückt als wie: „an dieſer Stelle hat einmal ein Dorf dieſes oder jenes Namens geſtanden“. Oft haben ſich die Dörfer (dann gemeinhin an andrer Stelle, eine Viertel- oder halbe Meile von der alten entfernt) wieder belebt; ebenſo oft aber ſind ſie ganz verſchwunden und es exiſtirt eben nur noch der Name. „Der Pflug geht drüber hin“.
Der Ober-Barnim, vielleicht weil er durch den Huſſiten-Zug ganz be- ſonders zu leiden hatte, iſt reicher an ſolchen „wüſten Stellen“ wie andre Landestheile. Es mögen wohl ein Dutzend vorhanden ſein; vielleicht noch mehr. Drei Perioden waren dieſem Landestheile beſonders verderblich: der ſchwarze Tod (etwa 1350), die Huſſiten (1430) und der dreißigjährige Krieg. Kaprow, Karutz, Richardsdorf, Kunkendorf, Sonnenburg und Stein- beck wurden wahrſcheinlich um 1350, Bieſow und Kensdorf um 1430, Tempelfelde zwiſchen 1630 und 48 zerſtört; einzelne dieſer Dörfer wurden an andrer Stelle wieder aufgebaut, andre blieben wüſt.
Predikow.
Benutzt: v. Barfus-Falkenberg Biographie des Feldmarſchalls Hans Albrecht v. Barfus. K. v. Schoenings Leben des Feldmarſchalls Hans Adam v. Schoening. Graf Chriſtoph Dohna’s Memoiren. Poellnitz’s Memoiren. Mündliche und briefliche Mittheilungen.
Coſſenblatt.
Benutzt: v. Barfus-Falkenberg Biographie des Feldmarſchalls Hans Albrecht v. Barfus. Berghaus Landbuch der Mark Brandenburg. Mündliche und briefliche Mittheilungen.
Friedrich Wilhelm I. in Coſſenblatt.
„Vom Jahre 1736 an hat Friedrich WilhelmI. bis zu ſeinem Tode alljährlich ſich einige Zeit in Coſſenblatt aufgehalten, zum letzten Male im November 1739. Bei dieſem Aufenthalt hier hat der König dann auch die Kirche beſucht und dem Gottesdienſt beigewohnt, hat auch mit kritiſchem Ohre die Predigt gehört, worüber einige Notizen vorliegen.
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gen iſt, wurde wüſt. Der jetzt dieſen Namen führende Ort liegt an andrer
Stelle wie das alte Bieſow. Als Regel kann man aufſtellen, daß überall
da, wo einem auf einem Ackerfelde eine Stelle gezeigt wird, die den Namen:
wüſte Heiners- oder Sievers- oder Dietrichsdorf führt, dieſe Bezeichnung
ſoviel ausdrückt als wie: „an dieſer Stelle hat einmal ein Dorf dieſes oder
jenes Namens geſtanden“. Oft haben ſich die Dörfer (dann gemeinhin an
andrer Stelle, eine Viertel- oder halbe Meile von der alten entfernt)
wieder belebt; ebenſo oft aber ſind ſie ganz verſchwunden und es
exiſtirt eben nur noch der Name. „Der Pflug geht drüber hin“.
Der Ober-Barnim, vielleicht weil er durch den Huſſiten-Zug ganz be-
ſonders zu leiden hatte, iſt reicher an ſolchen „wüſten Stellen“ wie andre
Landestheile. Es mögen wohl ein Dutzend vorhanden ſein; vielleicht noch
mehr. Drei Perioden waren dieſem Landestheile beſonders verderblich: der
ſchwarze Tod (etwa 1350), die Huſſiten (1430) und der dreißigjährige
Krieg. Kaprow, Karutz, Richardsdorf, Kunkendorf, Sonnenburg und Stein-
beck wurden wahrſcheinlich um 1350, Bieſow und Kensdorf um 1430,
Tempelfelde zwiſchen 1630 und 48 zerſtört; einzelne dieſer Dörfer wurden
an andrer Stelle wieder aufgebaut, andre blieben wüſt.
Predikow.
Benutzt: v. Barfus-Falkenberg Biographie des Feldmarſchalls
Hans Albrecht v. Barfus. K. v. Schoenings Leben des
Feldmarſchalls Hans Adam v. Schoening. Graf Chriſtoph
Dohna’s Memoiren. Poellnitz’s Memoiren. Mündliche
und briefliche Mittheilungen.
Coſſenblatt.
Benutzt: v. Barfus-Falkenberg Biographie des Feldmarſchalls
Hans Albrecht v. Barfus. Berghaus Landbuch der Mark
Brandenburg. Mündliche und briefliche Mittheilungen.
Friedrich Wilhelm I. in Coſſenblatt.
„Vom Jahre 1736 an hat Friedrich Wilhelm I. bis zu ſeinem
Tode alljährlich ſich einige Zeit in Coſſenblatt aufgehalten, zum
letzten Male im November 1739. Bei dieſem Aufenthalt hier hat der König
dann auch die Kirche beſucht und dem Gottesdienſt beigewohnt, hat auch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/535>, abgerufen am 16.02.2025.
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