Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.Schöning aber erschien überall der Unfriede und die Gekränkten So weit nehmen wir nicht Anstand, in die Angriffe seiner *) Zum Theil freilich waren die schiefen Stellungen, in die er be-
ständig gerieth, unverschuldet. General von Promnitz wollte sich mit ihm schießen, weil Schöning statt seiner das Commando zur Verfolgung Horns erhalten hatte, und General Beauvais d'Espagne nahm 1687 den Ab- schied, "weil er es nicht ertragen konnte, daß man dem General Schöning, der nach dem ungarischen Feldzug ein Liebling des großen Kurfürsten ge- worden war, den Vorzug einräumte." Schöning aber erſchien überall der Unfriede und die Gekränkten So weit nehmen wir nicht Anſtand, in die Angriffe ſeiner *) Zum Theil freilich waren die ſchiefen Stellungen, in die er be-
ſtändig gerieth, unverſchuldet. General von Promnitz wollte ſich mit ihm ſchießen, weil Schöning ſtatt ſeiner das Commando zur Verfolgung Horns erhalten hatte, und General Beauvais d’Espagne nahm 1687 den Ab- ſchied, „weil er es nicht ertragen konnte, daß man dem General Schöning, der nach dem ungariſchen Feldzug ein Liebling des großen Kurfürſten ge- worden war, den Vorzug einräumte.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="41"/> Schöning aber erſchien überall der Unfriede und die Gekränkten<lb/> und Beeinträchtigten wichen ihm entweder aus, d. h. quittirten<lb/> den Dienſt, oder forderten ihn zum Duell. <note place="foot" n="*)">Zum Theil freilich waren die ſchiefen Stellungen, in die er be-<lb/> ſtändig gerieth, unverſchuldet. General von Promnitz wollte ſich mit ihm<lb/> ſchießen, weil Schöning ſtatt ſeiner das Commando zur Verfolgung Horns<lb/> erhalten hatte, und General Beauvais d’Espagne nahm 1687 den Ab-<lb/> ſchied, „weil er es nicht ertragen konnte, daß man dem General Schöning,<lb/> der nach dem ungariſchen Feldzug ein Liebling des großen Kurfürſten ge-<lb/> worden war, den Vorzug einräumte.“</note> Auch dem Kurfürſten<lb/> (Friedrich <hi rendition="#aq">III.</hi>) gegenüber verdarb er es, während der Barfusſtreit<lb/> noch ſchwebte, durch ſeinen anmaßenden Ton. Er <hi rendition="#g">mußte</hi> Recht<lb/> haben, er war ja <hi rendition="#g">Schöning</hi>; in dieſem Sinne ſtellte er ſeine An-<lb/> träge, und dies war es, was ihn endlich ſtürzte, nachdem er ſich<lb/> längſt um alle Sympathien gebracht hatte.</p><lb/> <p>So weit nehmen wir nicht Anſtand, in die Angriffe ſeiner<lb/> Feinde (auch den Vorwurf der Habſucht abzuweiſen, möchte ſchwer<lb/> ſein) mit einzuſtimmen; aber wenn wir auch die Schatten, die<lb/> ſein Charakter aufweiſt, weder leugnen noch ſie verringern wollen,<lb/> ſo können wir ihm doch dadurch gerecht werden, daß wir ſeine<lb/> Lichtſeiten mehr hervortreten laſſen, als ſeine befangenen Zeitge-<lb/> noſſen es konnten oder wollten. Schöning hatte keine Freunde<lb/> unter denen, die ihm gleich ſtanden, aber diejenigen, die <hi rendition="#g">über</hi> ihm<lb/> ſtanden, und zwar je höher je mehr, dieſe zeichneten ihn aus und<lb/> gaben ihm die Beweiſe eines beſonderen Vertrauens. Kurfürſt<lb/> Friedrich <hi rendition="#aq">III.</hi> war zu unſelbſtſtändig, zu unkriegeriſch, trotz ſeiner<lb/> Kriege, und perſönlich zu leicht verletzbar, um über die Vorzüge<lb/> Schönings die Schwächen deſſelben vergeſſen zu können; der große<lb/> Kurfürſt aber und Friedrich Auguſt der Starke bewieſen ihm<lb/> dauernd ihre Werthſchätzung und ihre Huld. Seine Stellung, zu-<lb/> mal zum großen Kurfürſten, erinnert an das Verhältniß, das Win-<lb/> terfeldt, ſiebzig Jahre ſpäter, zum großen König einnahm. Auch<lb/> Winterfeldt erkaufte die <hi rendition="#g">Liebe</hi> Eines durch den <hi rendition="#g">Haß</hi> Vieler. Die<lb/> Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, waren zum Theil die-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0053]
Schöning aber erſchien überall der Unfriede und die Gekränkten
und Beeinträchtigten wichen ihm entweder aus, d. h. quittirten
den Dienſt, oder forderten ihn zum Duell. *) Auch dem Kurfürſten
(Friedrich III.) gegenüber verdarb er es, während der Barfusſtreit
noch ſchwebte, durch ſeinen anmaßenden Ton. Er mußte Recht
haben, er war ja Schöning; in dieſem Sinne ſtellte er ſeine An-
träge, und dies war es, was ihn endlich ſtürzte, nachdem er ſich
längſt um alle Sympathien gebracht hatte.
So weit nehmen wir nicht Anſtand, in die Angriffe ſeiner
Feinde (auch den Vorwurf der Habſucht abzuweiſen, möchte ſchwer
ſein) mit einzuſtimmen; aber wenn wir auch die Schatten, die
ſein Charakter aufweiſt, weder leugnen noch ſie verringern wollen,
ſo können wir ihm doch dadurch gerecht werden, daß wir ſeine
Lichtſeiten mehr hervortreten laſſen, als ſeine befangenen Zeitge-
noſſen es konnten oder wollten. Schöning hatte keine Freunde
unter denen, die ihm gleich ſtanden, aber diejenigen, die über ihm
ſtanden, und zwar je höher je mehr, dieſe zeichneten ihn aus und
gaben ihm die Beweiſe eines beſonderen Vertrauens. Kurfürſt
Friedrich III. war zu unſelbſtſtändig, zu unkriegeriſch, trotz ſeiner
Kriege, und perſönlich zu leicht verletzbar, um über die Vorzüge
Schönings die Schwächen deſſelben vergeſſen zu können; der große
Kurfürſt aber und Friedrich Auguſt der Starke bewieſen ihm
dauernd ihre Werthſchätzung und ihre Huld. Seine Stellung, zu-
mal zum großen Kurfürſten, erinnert an das Verhältniß, das Win-
terfeldt, ſiebzig Jahre ſpäter, zum großen König einnahm. Auch
Winterfeldt erkaufte die Liebe Eines durch den Haß Vieler. Die
Vorwürfe, die gegen ihn erhoben wurden, waren zum Theil die-
*) Zum Theil freilich waren die ſchiefen Stellungen, in die er be-
ſtändig gerieth, unverſchuldet. General von Promnitz wollte ſich mit ihm
ſchießen, weil Schöning ſtatt ſeiner das Commando zur Verfolgung Horns
erhalten hatte, und General Beauvais d’Espagne nahm 1687 den Ab-
ſchied, „weil er es nicht ertragen konnte, daß man dem General Schöning,
der nach dem ungariſchen Feldzug ein Liebling des großen Kurfürſten ge-
worden war, den Vorzug einräumte.“
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