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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Noch weiter abwärts erhebt sich das Denkmal, das ebenfalls Graf
Ludwig Wreich dem Andenken seines Lehrers Fahndorff errichtete, des-
selben, der am 24. August 1758 von den plündernden Russen ermordet
und unter die Bäume des Parks geworfen wurde.

Noch vieles andere ist an Tafeln und Inschriften da, aber wir ver-
weilen dabei nicht länger und wenden uns vielmehr der Stelle zu, wo im
Mittelpunkt des Parks, en vue des Schlosses, vom Grafen Hermann
Schwerin der große Denkstein errichtet wurde, dessen ich schon S. 59
flüchtig erwähnte. Mir bleibt hier nur noch übrig, das Denkmal selber
ausführlicher zu beschreiben. Es ist ein Stein-Obelisk von etwa 30 Fuß
Höhe, der sich auf einem gegliederten Postamente erhebt und seinerseits
wieder eine vergoldete Victoria trägt. An den Seiten und der Rückfront
des Postamentes befinden sich drei, auf den Küstriner Aufenthalt des
Kronprinzen Bezug nehmende Basreliefs: ein Studirzimmer mit Büchern,
Noten und Karten; ein strahlender Jüngling, der den Wagen zur Sonne
lenkt; Küstrin mit der alten Oderbrücke; während die Vorderfront fol-
gende Inschrift trägt:

Eh die Sonne (mit des Schöpfers Macht im Bunde)
Sendet ihren Glühstrahl über Welt und Ocean,
Geht des Frühlingsmorgens Nebelstunde
Thränenschwer, doch Segen bergend, ihr voran.

Weitere Inschriften, am Obelisken selbst befindlich, knüpfen ebenfalls
an den Aufenthalt des Kronprinzen in Küstrin und Tamsel an.

Vorderfront: Hier fand Friedrich II. als Kronprinz von Preußen
in seinem Duldungsjahre 1731 erwünschte Aufheiterung in länd-
licher Stille.
Rückfront: Es ist ein göttlich Ding einem Manne, daß er das Joch
in seiner Jugend trage. Klagelieder Jeremiä 3, 27.

An einer der Seitenfronten befinden sich die Worte, die auf die Er-
richtung des Denkmals Bezug nehmen: "Dem erhabenen Verklärten Anno
1840, nach 100 Jahren seiner Thronbesteigung, geweiht vom Grafen Herr-
mann von Schwerin." Ein Gitter und Rosenbüsche fassen das Denkmal
ein. Es ist an derselben Stelle errichtet worden, an der (laut Aussage
alter Fischersleute) der Kronprinz, wenn er im Tamsler Park spatzieren
ging, vorzugsweise gern zu verweilen und unterm Laubdach der Bäume
zu lesen pflegte. Die Enthüllung des Denkmals war ein Fest für die
ganze Gegend. Friedrich Wilhelm III. (der 7 Tage später starb) hatte noch
den größten Antheil daran genommen und acht Invaliden, aus der
friedricianischen Zeit, zur Erhöhung des festlichen Eindrucks, nach Tamsel
geschickt. Die Uniformirung war eigens nach Angaben des Königs erfolgt.*)


*) Dies Denkmal, das vom Warthebruch und zugleich auch von dem hohen Eisen-
bahn-Damm aus gesehn werden kann, der dicht bei Tamsel das Bruch durchschneidet,

Noch weiter abwärts erhebt ſich das Denkmal, das ebenfalls Graf
Ludwig Wreich dem Andenken ſeines Lehrers Fahndorff errichtete, deſ-
ſelben, der am 24. Auguſt 1758 von den plündernden Ruſſen ermordet
und unter die Bäume des Parks geworfen wurde.

Noch vieles andere iſt an Tafeln und Inſchriften da, aber wir ver-
weilen dabei nicht länger und wenden uns vielmehr der Stelle zu, wo im
Mittelpunkt des Parks, en vue des Schloſſes, vom Grafen Hermann
Schwerin der große Denkſtein errichtet wurde, deſſen ich ſchon S. 59
flüchtig erwähnte. Mir bleibt hier nur noch übrig, das Denkmal ſelber
ausführlicher zu beſchreiben. Es iſt ein Stein-Obelisk von etwa 30 Fuß
Höhe, der ſich auf einem gegliederten Poſtamente erhebt und ſeinerſeits
wieder eine vergoldete Victoria trägt. An den Seiten und der Rückfront
des Poſtamentes befinden ſich drei, auf den Küſtriner Aufenthalt des
Kronprinzen Bezug nehmende Basreliefs: ein Studirzimmer mit Büchern,
Noten und Karten; ein ſtrahlender Jüngling, der den Wagen zur Sonne
lenkt; Küſtrin mit der alten Oderbrücke; während die Vorderfront fol-
gende Inſchrift trägt:

Eh die Sonne (mit des Schöpfers Macht im Bunde)
Sendet ihren Glühſtrahl über Welt und Ocean,
Geht des Frühlingsmorgens Nebelſtunde
Thränenſchwer, doch Segen bergend, ihr voran.

Weitere Inſchriften, am Obelisken ſelbſt befindlich, knüpfen ebenfalls
an den Aufenthalt des Kronprinzen in Küſtrin und Tamſel an.

Vorderfront: Hier fand Friedrich II. als Kronprinz von Preußen
in ſeinem Duldungsjahre 1731 erwünſchte Aufheiterung in länd-
licher Stille.
Rückfront: Es iſt ein göttlich Ding einem Manne, daß er das Joch
in ſeiner Jugend trage. Klagelieder Jeremiä 3, 27.

An einer der Seitenfronten befinden ſich die Worte, die auf die Er-
richtung des Denkmals Bezug nehmen: „Dem erhabenen Verklärten Anno
1840, nach 100 Jahren ſeiner Thronbeſteigung, geweiht vom Grafen Herr-
mann von Schwerin.“ Ein Gitter und Roſenbüſche faſſen das Denkmal
ein. Es iſt an derſelben Stelle errichtet worden, an der (laut Ausſage
alter Fiſchersleute) der Kronprinz, wenn er im Tamſler Park ſpatzieren
ging, vorzugsweiſe gern zu verweilen und unterm Laubdach der Bäume
zu leſen pflegte. Die Enthüllung des Denkmals war ein Feſt für die
ganze Gegend. Friedrich Wilhelm III. (der 7 Tage ſpäter ſtarb) hatte noch
den größten Antheil daran genommen und acht Invaliden, aus der
friedricianiſchen Zeit, zur Erhöhung des feſtlichen Eindrucks, nach Tamſel
geſchickt. Die Uniformirung war eigens nach Angaben des Königs erfolgt.*)


*) Dies Denkmal, das vom Warthebruch und zugleich auch von dem hohen Eiſen-
bahn-Damm aus geſehn werden kann, der dicht bei Tamſel das Bruch durchſchneidet,
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[505/0517] Noch weiter abwärts erhebt ſich das Denkmal, das ebenfalls Graf Ludwig Wreich dem Andenken ſeines Lehrers Fahndorff errichtete, deſ- ſelben, der am 24. Auguſt 1758 von den plündernden Ruſſen ermordet und unter die Bäume des Parks geworfen wurde. Noch vieles andere iſt an Tafeln und Inſchriften da, aber wir ver- weilen dabei nicht länger und wenden uns vielmehr der Stelle zu, wo im Mittelpunkt des Parks, en vue des Schloſſes, vom Grafen Hermann Schwerin der große Denkſtein errichtet wurde, deſſen ich ſchon S. 59 flüchtig erwähnte. Mir bleibt hier nur noch übrig, das Denkmal ſelber ausführlicher zu beſchreiben. Es iſt ein Stein-Obelisk von etwa 30 Fuß Höhe, der ſich auf einem gegliederten Poſtamente erhebt und ſeinerſeits wieder eine vergoldete Victoria trägt. An den Seiten und der Rückfront des Poſtamentes befinden ſich drei, auf den Küſtriner Aufenthalt des Kronprinzen Bezug nehmende Basreliefs: ein Studirzimmer mit Büchern, Noten und Karten; ein ſtrahlender Jüngling, der den Wagen zur Sonne lenkt; Küſtrin mit der alten Oderbrücke; während die Vorderfront fol- gende Inſchrift trägt: Eh die Sonne (mit des Schöpfers Macht im Bunde) Sendet ihren Glühſtrahl über Welt und Ocean, Geht des Frühlingsmorgens Nebelſtunde Thränenſchwer, doch Segen bergend, ihr voran. Weitere Inſchriften, am Obelisken ſelbſt befindlich, knüpfen ebenfalls an den Aufenthalt des Kronprinzen in Küſtrin und Tamſel an. Vorderfront: Hier fand Friedrich II. als Kronprinz von Preußen in ſeinem Duldungsjahre 1731 erwünſchte Aufheiterung in länd- licher Stille. Rückfront: Es iſt ein göttlich Ding einem Manne, daß er das Joch in ſeiner Jugend trage. Klagelieder Jeremiä 3, 27. An einer der Seitenfronten befinden ſich die Worte, die auf die Er- richtung des Denkmals Bezug nehmen: „Dem erhabenen Verklärten Anno 1840, nach 100 Jahren ſeiner Thronbeſteigung, geweiht vom Grafen Herr- mann von Schwerin.“ Ein Gitter und Roſenbüſche faſſen das Denkmal ein. Es iſt an derſelben Stelle errichtet worden, an der (laut Ausſage alter Fiſchersleute) der Kronprinz, wenn er im Tamſler Park ſpatzieren ging, vorzugsweiſe gern zu verweilen und unterm Laubdach der Bäume zu leſen pflegte. Die Enthüllung des Denkmals war ein Feſt für die ganze Gegend. Friedrich Wilhelm III. (der 7 Tage ſpäter ſtarb) hatte noch den größten Antheil daran genommen und acht Invaliden, aus der friedricianiſchen Zeit, zur Erhöhung des feſtlichen Eindrucks, nach Tamſel geſchickt. Die Uniformirung war eigens nach Angaben des Königs erfolgt. *) *) Dies Denkmal, das vom Warthebruch und zugleich auch von dem hohen Eiſen- bahn-Damm aus geſehn werden kann, der dicht bei Tamſel das Bruch durchſchneidet,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/517>, abgerufen am 25.11.2024.