Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.Schloß Buckow, wie alles was es enthält, ist aus verhält- Dieser Georg Adam von Pfuel, der in der noch zugängli- *) Gegenüber dem Wandpfeiler, der diese Trophäe trägt, befindet sich,
in gleicher Höhe mit den Emporen der Kirche, der ehemalig Pfuelsche Chorstuhl oder Kirchensitz. An seiner Vorderwandung bemerken wir drei oder vier in einander verschlungene Goldbuchstaben, die aller Entzifferung spotten, höchst wahrscheinlich aber einen Pfuelschen Namenszug darstellen. Der Kirchenstuhl selbst -- der sich geräumig, nach Art eines Zimmers -- hinter diesem Namenszug befindet, hat etwas unheimlich Geheimnißvolles. Die Fenster sind ausgenommen und wenn man auf die Brüstung einer der Neben-Emporen steigt, um von der Seite her hineinzulugen, so er- blickt man nichts als einen rostigen Kamin, Spinneweb und verstaubte Gewölbekappen, die unter den aufgerissnen Dielen sichtbar werden. Der Aufgang zu diesem Chorstuhl ist vermauert (man erkennt noch die Stelle, wo die Treppe mündete) und wie die Jahre wachsen, so wächst der Reiz der Frage: Wer hat diese Dielen aufgerissen? Wer bangte vor diesem Platz? Wer hat ihn vermauert? Schloß Buckow, wie alles was es enthält, iſt aus verhält- Dieſer Georg Adam von Pfuel, der in der noch zugängli- *) Gegenüber dem Wandpfeiler, der dieſe Trophäe trägt, befindet ſich,
in gleicher Höhe mit den Emporen der Kirche, der ehemalig Pfuelſche Chorſtuhl oder Kirchenſitz. An ſeiner Vorderwandung bemerken wir drei oder vier in einander verſchlungene Goldbuchſtaben, die aller Entzifferung ſpotten, höchſt wahrſcheinlich aber einen Pfuelſchen Namenszug darſtellen. Der Kirchenſtuhl ſelbſt — der ſich geräumig, nach Art eines Zimmers — hinter dieſem Namenszug befindet, hat etwas unheimlich Geheimnißvolles. Die Fenſter ſind ausgenommen und wenn man auf die Brüſtung einer der Neben-Emporen ſteigt, um von der Seite her hineinzulugen, ſo er- blickt man nichts als einen roſtigen Kamin, Spinneweb und verſtaubte Gewölbekappen, die unter den aufgeriſſnen Dielen ſichtbar werden. Der Aufgang zu dieſem Chorſtuhl iſt vermauert (man erkennt noch die Stelle, wo die Treppe mündete) und wie die Jahre wachſen, ſo wächſt der Reiz der Frage: Wer hat dieſe Dielen aufgeriſſen? Wer bangte vor dieſem Platz? Wer hat ihn vermauert? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0496" n="484"/> <p>Schloß Buckow, wie alles was es enthält, iſt aus verhält-<lb/> nißmäßig ſpäter (Flemming’ſcher) Zeit und nur die Buckower<lb/> Kirche, die ſich maleriſch auf einem der Hügel am Ausgang der<lb/> Stadt erhebt, weiſt noch einzelne Pfuel’ſche Reminiscenzen auf.<lb/> Links neben dem Altar, an einem der hohen Wandpfeiler <note place="foot" n="*)">Gegenüber dem Wandpfeiler, der dieſe Trophäe trägt, befindet ſich,<lb/> in gleicher Höhe mit den Emporen der Kirche, der ehemalig Pfuelſche<lb/> Chorſtuhl oder Kirchenſitz. An ſeiner Vorderwandung bemerken wir drei<lb/> oder vier in einander verſchlungene Goldbuchſtaben, die aller Entzifferung<lb/> ſpotten, höchſt wahrſcheinlich aber einen Pfuelſchen Namenszug darſtellen.<lb/> Der Kirchenſtuhl ſelbſt — der ſich geräumig, nach Art eines Zimmers —<lb/> hinter dieſem Namenszug befindet, hat etwas unheimlich Geheimnißvolles.<lb/> Die Fenſter ſind ausgenommen und wenn man auf die Brüſtung einer<lb/> der Neben-Emporen ſteigt, um von der Seite her hineinzulugen, ſo er-<lb/> blickt man nichts als einen roſtigen Kamin, Spinneweb und verſtaubte<lb/> Gewölbekappen, die unter den aufgeriſſnen Dielen ſichtbar werden. Der<lb/> Aufgang zu dieſem Chorſtuhl iſt vermauert (man erkennt noch die Stelle,<lb/> wo die Treppe mündete) und wie die Jahre wachſen, ſo wächſt der Reiz<lb/> der Frage: Wer hat dieſe Dielen aufgeriſſen? Wer bangte vor dieſem<lb/> Platz? Wer hat ihn vermauert?</note>, be-<lb/> findet ſich eine große, 7 bis 8 Fuß hohe, ſogenannte „Trophäe“,<lb/> die ſich aus in <hi rendition="#g">Holz geſchnitzten</hi> Kanonen, Trommeln, Fahnen,<lb/> Standarten ꝛc. zuſammenſetzt und in ſeiner Mitte das Pfuelſche<lb/> Wappen trägt. Das Ganze eine ziemlich rohe, bunt bemalte Ar-<lb/> beit mit folgender Inſchrift: „Der Hochedelgeborne Herr, Herr<lb/><hi rendition="#g">George Adam von Pfuel</hi>, Sr. Churf. Durchlaucht zu Bran-<lb/> denburg, hochwohlbeſtallter General-Major, Gouverneur und Ober-<lb/> hauptmann der Veſte Spandau, auch Obriſter zu Roß und Fuß,<lb/> auf Groß- und Klein-Buckow, Obersdorf, Möschen, Garzin, Sie-<lb/> versdorff, Haſenholz, Damsdorf und Münchehofe, geb. den 15. No-<lb/> vember 1618, geſtorben im Juli Anno 1672, ſeines Alters<lb/> 54 Jahr weniger 5 Monat.“</p><lb/> <p>Dieſer Georg Adam von Pfuel, der in der noch zugängli-<lb/> chen Gruft der Buckower Kirche ruht, machte während des 30jäh-<lb/> rigen Krieges, unter ſeinem berühmteren Oheim <hi rendition="#g">Adam</hi> von Pfuel<lb/> die erſte Kriegsſchule durch. Er kommandirte ſpäter ſelbſtſtändig,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0496]
Schloß Buckow, wie alles was es enthält, iſt aus verhält-
nißmäßig ſpäter (Flemming’ſcher) Zeit und nur die Buckower
Kirche, die ſich maleriſch auf einem der Hügel am Ausgang der
Stadt erhebt, weiſt noch einzelne Pfuel’ſche Reminiscenzen auf.
Links neben dem Altar, an einem der hohen Wandpfeiler *), be-
findet ſich eine große, 7 bis 8 Fuß hohe, ſogenannte „Trophäe“,
die ſich aus in Holz geſchnitzten Kanonen, Trommeln, Fahnen,
Standarten ꝛc. zuſammenſetzt und in ſeiner Mitte das Pfuelſche
Wappen trägt. Das Ganze eine ziemlich rohe, bunt bemalte Ar-
beit mit folgender Inſchrift: „Der Hochedelgeborne Herr, Herr
George Adam von Pfuel, Sr. Churf. Durchlaucht zu Bran-
denburg, hochwohlbeſtallter General-Major, Gouverneur und Ober-
hauptmann der Veſte Spandau, auch Obriſter zu Roß und Fuß,
auf Groß- und Klein-Buckow, Obersdorf, Möschen, Garzin, Sie-
versdorff, Haſenholz, Damsdorf und Münchehofe, geb. den 15. No-
vember 1618, geſtorben im Juli Anno 1672, ſeines Alters
54 Jahr weniger 5 Monat.“
Dieſer Georg Adam von Pfuel, der in der noch zugängli-
chen Gruft der Buckower Kirche ruht, machte während des 30jäh-
rigen Krieges, unter ſeinem berühmteren Oheim Adam von Pfuel
die erſte Kriegsſchule durch. Er kommandirte ſpäter ſelbſtſtändig,
*) Gegenüber dem Wandpfeiler, der dieſe Trophäe trägt, befindet ſich,
in gleicher Höhe mit den Emporen der Kirche, der ehemalig Pfuelſche
Chorſtuhl oder Kirchenſitz. An ſeiner Vorderwandung bemerken wir drei
oder vier in einander verſchlungene Goldbuchſtaben, die aller Entzifferung
ſpotten, höchſt wahrſcheinlich aber einen Pfuelſchen Namenszug darſtellen.
Der Kirchenſtuhl ſelbſt — der ſich geräumig, nach Art eines Zimmers —
hinter dieſem Namenszug befindet, hat etwas unheimlich Geheimnißvolles.
Die Fenſter ſind ausgenommen und wenn man auf die Brüſtung einer
der Neben-Emporen ſteigt, um von der Seite her hineinzulugen, ſo er-
blickt man nichts als einen roſtigen Kamin, Spinneweb und verſtaubte
Gewölbekappen, die unter den aufgeriſſnen Dielen ſichtbar werden. Der
Aufgang zu dieſem Chorſtuhl iſt vermauert (man erkennt noch die Stelle,
wo die Treppe mündete) und wie die Jahre wachſen, ſo wächſt der Reiz
der Frage: Wer hat dieſe Dielen aufgeriſſen? Wer bangte vor dieſem
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