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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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genen befindet, trägt eine Marmor-Urne. Diese Urne zeigt am
oberen Rande, auch reliefartig, die Attribute der Landwirthschaft:
Pflug, Egge, Sense, Sichel, Harke. Darunter ein Genius, mit
dem Schmetterling in der Hand; im Hintergrund zwei weibliche
Figuren, von denen die eine einen Blüthenzweig, vielleicht eine
Lotosblume, oder doch eine Blume von ähnlicher allegorischer Be-
deutung, in der Hand hält, während die andere sich, durch eine
Scheere in ihrer Rechten, als eine der Parzen kennzeichnet. Dies
Denkmal, von Enrigo Keller in Rom herrührend, gilt für ein
ausgezeichnetes Kunstwerk. Die Basreliefs an der Urne sind nach
antiken Vorbildern ausgeführt *). Ich bekenne indeß, daß ich die
hohe Schönheit speciell dieses antiken Reliefbildes (der Genius mit
dem Schmetterlinge gleicht einem Amor, den eine Biene gestochen
hat) nicht habe empfinden können. Der unten in der Anmerkung
abgedruckte Brief Wilhelm von Humboldt's widerlegt mich,
-- ohne mich zu überzeugen.

4) "Peter Alexander Graf von Itzenplitz. Zu Groß-
Bähnitz geboren den 24. August 1769, gestorben den 18. Sep-
tember 1834. Sein Herz, reich an umfassender Liebe, sein Geist
voll Durst nach Wissen, wirkte mit lebendiger Einsicht und be-
harrlicher Kraft, was in dauernder Frucht uns trostvoll umgiebt.
Denkmal: Ein zugeschrägter griechischer Altar, trägt zuoberst das
Reliefporträt des Grafen. Darunter ein anderes Reliefbild, das
alte und das neue Oderbruch (d. h. den Zustand wie er war,
und den Zustand wie er ist) allegorisch darstellend. Wasser ent-
strömt der Urne der Najade, und Eiche, Storch und Reiher, die
im Sumpf ihre Heimath haben, bezeichnen das alte Oderbruch.

*) Wilhelm von Humboldt wurde durch die befreundete Itzen-
plitz
'sche Familie aufgefordert, die Anfertigung eines Grabdenkmals, am
besten durch einen italienischen Künstler, zu vermitteln. Humboldt un-
terzog sich gern dieser Aufgabe und schrieb an Enrigo Keller: "Auf
der Urne wünscht man ein allegorisches Basrelief, wozu das bekannte Bas-
relief von dem Genius und dem Schmetterlinge und zwei andern
allegorischen Figuren, das sich auf der Vase im Palast Chigi befindet,
das beste und schicklichste wäre."

genen befindet, trägt eine Marmor-Urne. Dieſe Urne zeigt am
oberen Rande, auch reliefartig, die Attribute der Landwirthſchaft:
Pflug, Egge, Senſe, Sichel, Harke. Darunter ein Genius, mit
dem Schmetterling in der Hand; im Hintergrund zwei weibliche
Figuren, von denen die eine einen Blüthenzweig, vielleicht eine
Lotosblume, oder doch eine Blume von ähnlicher allegoriſcher Be-
deutung, in der Hand hält, während die andere ſich, durch eine
Scheere in ihrer Rechten, als eine der Parzen kennzeichnet. Dies
Denkmal, von Enrigo Keller in Rom herrührend, gilt für ein
ausgezeichnetes Kunſtwerk. Die Basreliefs an der Urne ſind nach
antiken Vorbildern ausgeführt *). Ich bekenne indeß, daß ich die
hohe Schönheit ſpeciell dieſes antiken Reliefbildes (der Genius mit
dem Schmetterlinge gleicht einem Amor, den eine Biene geſtochen
hat) nicht habe empfinden können. Der unten in der Anmerkung
abgedruckte Brief Wilhelm von Humboldt’s widerlegt mich,
— ohne mich zu überzeugen.

4) „Peter Alexander Graf von Itzenplitz. Zu Groß-
Bähnitz geboren den 24. Auguſt 1769, geſtorben den 18. Sep-
tember 1834. Sein Herz, reich an umfaſſender Liebe, ſein Geiſt
voll Durſt nach Wiſſen, wirkte mit lebendiger Einſicht und be-
harrlicher Kraft, was in dauernder Frucht uns troſtvoll umgiebt.
Denkmal: Ein zugeſchrägter griechiſcher Altar, trägt zuoberſt das
Reliefporträt des Grafen. Darunter ein anderes Reliefbild, das
alte und das neue Oderbruch (d. h. den Zuſtand wie er war,
und den Zuſtand wie er iſt) allegoriſch darſtellend. Waſſer ent-
ſtrömt der Urne der Najade, und Eiche, Storch und Reiher, die
im Sumpf ihre Heimath haben, bezeichnen das alte Oderbruch.

*) Wilhelm von Humboldt wurde durch die befreundete Itzen-
plitz
’ſche Familie aufgefordert, die Anfertigung eines Grabdenkmals, am
beſten durch einen italieniſchen Künſtler, zu vermitteln. Humboldt un-
terzog ſich gern dieſer Aufgabe und ſchrieb an Enrigo Keller: „Auf
der Urne wünſcht man ein allegoriſches Basrelief, wozu das bekannte Bas-
relief von dem Genius und dem Schmetterlinge und zwei andern
allegoriſchen Figuren, das ſich auf der Vaſe im Palaſt Chigi befindet,
das beſte und ſchicklichſte wäre.“
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[476/0488] genen befindet, trägt eine Marmor-Urne. Dieſe Urne zeigt am oberen Rande, auch reliefartig, die Attribute der Landwirthſchaft: Pflug, Egge, Senſe, Sichel, Harke. Darunter ein Genius, mit dem Schmetterling in der Hand; im Hintergrund zwei weibliche Figuren, von denen die eine einen Blüthenzweig, vielleicht eine Lotosblume, oder doch eine Blume von ähnlicher allegoriſcher Be- deutung, in der Hand hält, während die andere ſich, durch eine Scheere in ihrer Rechten, als eine der Parzen kennzeichnet. Dies Denkmal, von Enrigo Keller in Rom herrührend, gilt für ein ausgezeichnetes Kunſtwerk. Die Basreliefs an der Urne ſind nach antiken Vorbildern ausgeführt *). Ich bekenne indeß, daß ich die hohe Schönheit ſpeciell dieſes antiken Reliefbildes (der Genius mit dem Schmetterlinge gleicht einem Amor, den eine Biene geſtochen hat) nicht habe empfinden können. Der unten in der Anmerkung abgedruckte Brief Wilhelm von Humboldt’s widerlegt mich, — ohne mich zu überzeugen. 4) „Peter Alexander Graf von Itzenplitz. Zu Groß- Bähnitz geboren den 24. Auguſt 1769, geſtorben den 18. Sep- tember 1834. Sein Herz, reich an umfaſſender Liebe, ſein Geiſt voll Durſt nach Wiſſen, wirkte mit lebendiger Einſicht und be- harrlicher Kraft, was in dauernder Frucht uns troſtvoll umgiebt. Denkmal: Ein zugeſchrägter griechiſcher Altar, trägt zuoberſt das Reliefporträt des Grafen. Darunter ein anderes Reliefbild, das alte und das neue Oderbruch (d. h. den Zuſtand wie er war, und den Zuſtand wie er iſt) allegoriſch darſtellend. Waſſer ent- ſtrömt der Urne der Najade, und Eiche, Storch und Reiher, die im Sumpf ihre Heimath haben, bezeichnen das alte Oderbruch. *) Wilhelm von Humboldt wurde durch die befreundete Itzen- plitz’ſche Familie aufgefordert, die Anfertigung eines Grabdenkmals, am beſten durch einen italieniſchen Künſtler, zu vermitteln. Humboldt un- terzog ſich gern dieſer Aufgabe und ſchrieb an Enrigo Keller: „Auf der Urne wünſcht man ein allegoriſches Basrelief, wozu das bekannte Bas- relief von dem Genius und dem Schmetterlinge und zwei andern allegoriſchen Figuren, das ſich auf der Vaſe im Palaſt Chigi befindet, das beſte und ſchicklichſte wäre.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/488>, abgerufen am 27.11.2024.