Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.seiner Aufgabe mit Gewissenhaftigkeit. Das von ihm herrührende Einige Stellen aus Briefen, die er damals an Varnhagen Er schreibt an Varnhagen (Cunersdorf, den 27. Mai "Lieber Varnhagen, thun und lassen war für mich An Hitzig (Cunersdorf, Juni 1813): "Ich arbeite immer an meinen Pflanzen, gehe mit meinem *) Er fühlte sich, trotz der natürlichen Bande, die ihn an Frankreich
knüpften, so ganz als Deutscher, daß er im Jahre 1818 bei seiner Rück- kehr von der "Reise um die Welt," die er unter Otto von Kotzebue an Bord des "Rurik" gemacht hatte, auf der Rhede von Swinemünde schreiben konnte: Heimkehret fernher, aus den fremden Landen, In seiner Seele tief bewegt der Wanderer; Er legt von sich den Stab und knieet nieder, Und feuchtet deinen Schooß mit stillen Thränen, O deutsche Heimath! -- Woll' ihm nicht versagen Für viele Liebe nur die eine Bitte: Wann müd' am Abend seine Augen sinken, Auf Deinem Grunde laß den Stein ihn finden, Darunter er zum Schlaf sein Haupt verberge. ſeiner Aufgabe mit Gewiſſenhaftigkeit. Das von ihm herrührende Einige Stellen aus Briefen, die er damals an Varnhagen Er ſchreibt an Varnhagen (Cunersdorf, den 27. Mai „Lieber Varnhagen, thun und laſſen war für mich An Hitzig (Cunersdorf, Juni 1813): „Ich arbeite immer an meinen Pflanzen, gehe mit meinem *) Er fühlte ſich, trotz der natürlichen Bande, die ihn an Frankreich
knüpften, ſo ganz als Deutſcher, daß er im Jahre 1818 bei ſeiner Rück- kehr von der „Reiſe um die Welt,“ die er unter Otto von Kotzebue an Bord des „Rurik“ gemacht hatte, auf der Rhede von Swinemünde ſchreiben konnte: Heimkehret fernher, aus den fremden Landen, In ſeiner Seele tief bewegt der Wanderer; Er legt von ſich den Stab und knieet nieder, Und feuchtet deinen Schooß mit ſtillen Thränen, O deutſche Heimath! — Woll’ ihm nicht verſagen Für viele Liebe nur die eine Bitte: Wann müd’ am Abend ſeine Augen ſinken, Auf Deinem Grunde laß den Stein ihn finden, Darunter er zum Schlaf ſein Haupt verberge. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0482" n="470"/> ſeiner Aufgabe mit Gewiſſenhaftigkeit. Das von ihm herrührende<lb/> Herbarium exiſtirt noch. Die Mußeſtunden gehörten aber der Dicht-<lb/> kunſt, und im Cunersdorfer Bibliothekzimmer war es, wo unſer<lb/><hi rendition="#g">Chamiſſo</hi>, am offenen Fenſter und den Blick auf den ſchönen<lb/> Park gerichtet, den „Peter Schlemihl“, ſeine vielleicht bedeutendſte<lb/> und originellſte Arbeit niederſchrieb.</p><lb/> <p>Einige Stellen aus Briefen, die er damals an <hi rendition="#g">Varnhagen</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Itzig</hi> richtete, mögen hier auszugsweiſe einen Platz finden.</p><lb/> <p>Er ſchreibt an <hi rendition="#g">Varnhagen</hi> (Cunersdorf, den 27. Mai<lb/> 1813):</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Lieber <hi rendition="#g">Varnhagen</hi>, thun und laſſen war für mich<lb/> gleich ſchmerzhaft; durch den Machtſpruch von Ehrenmännern<lb/> in Unthätigkeit gebannt, bring’ ich den Sommer bei dem Herrn<lb/><hi rendition="#g">von Itzenplitz</hi> auf ſeinen Gütern zu (in Cunersdorf bei<lb/> Wriezen) und beſchäftige mich allein mit Botanik, wozu ich die<lb/> herrlichſten Hülfen habe. Ich helfe hier übrigens auch <hi rendition="#g">den<lb/> Landſturm exerciren</hi> und kommt es zu einem Bauernkrieg,<lb/> ſo kann ich mich wohl darein miſchen — <hi rendition="#aq">pro aris et focis.</hi> —<lb/><hi rendition="#g">Mit euch unterzugehen, will ich nicht verneinen</hi>.“ <note place="foot" n="*)">Er fühlte ſich, trotz der natürlichen Bande, die ihn an Frankreich<lb/> knüpften, ſo ganz als Deutſcher, daß er im Jahre 1818 bei ſeiner Rück-<lb/> kehr von der „Reiſe um die Welt,“ die er unter <hi rendition="#g">Otto von Kotzebue</hi><lb/> an Bord des „Rurik“ gemacht hatte, auf der Rhede von Swinemünde<lb/> ſchreiben konnte:<lb/><lg type="poem"><l>Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,</l><lb/><l>In ſeiner Seele tief bewegt der Wanderer;</l><lb/><l>Er legt von ſich den Stab und knieet nieder,</l><lb/><l>Und feuchtet deinen Schooß mit ſtillen Thränen,</l><lb/><l>O deutſche Heimath! — Woll’ ihm nicht verſagen</l><lb/><l>Für viele Liebe nur die eine Bitte:</l><lb/><l>Wann müd’ am Abend ſeine Augen ſinken,</l><lb/><l>Auf <hi rendition="#g">Deinem</hi> Grunde laß den Stein ihn finden,</l><lb/><l>Darunter er zum Schlaf ſein Haupt verberge.</l></lg></note></hi> </p><lb/> <p>An <hi rendition="#g">Hitzig</hi> (Cunersdorf, Juni 1813):</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Ich arbeite immer an meinen Pflanzen, gehe mit meinem<lb/> Gärtner botaniſiren, vergleiche meine Kataloge, corrigire die fran-<lb/></hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [470/0482]
ſeiner Aufgabe mit Gewiſſenhaftigkeit. Das von ihm herrührende
Herbarium exiſtirt noch. Die Mußeſtunden gehörten aber der Dicht-
kunſt, und im Cunersdorfer Bibliothekzimmer war es, wo unſer
Chamiſſo, am offenen Fenſter und den Blick auf den ſchönen
Park gerichtet, den „Peter Schlemihl“, ſeine vielleicht bedeutendſte
und originellſte Arbeit niederſchrieb.
Einige Stellen aus Briefen, die er damals an Varnhagen
und Itzig richtete, mögen hier auszugsweiſe einen Platz finden.
Er ſchreibt an Varnhagen (Cunersdorf, den 27. Mai
1813):
„Lieber Varnhagen, thun und laſſen war für mich
gleich ſchmerzhaft; durch den Machtſpruch von Ehrenmännern
in Unthätigkeit gebannt, bring’ ich den Sommer bei dem Herrn
von Itzenplitz auf ſeinen Gütern zu (in Cunersdorf bei
Wriezen) und beſchäftige mich allein mit Botanik, wozu ich die
herrlichſten Hülfen habe. Ich helfe hier übrigens auch den
Landſturm exerciren und kommt es zu einem Bauernkrieg,
ſo kann ich mich wohl darein miſchen — pro aris et focis. —
Mit euch unterzugehen, will ich nicht verneinen.“ *)
An Hitzig (Cunersdorf, Juni 1813):
„Ich arbeite immer an meinen Pflanzen, gehe mit meinem
Gärtner botaniſiren, vergleiche meine Kataloge, corrigire die fran-
*) Er fühlte ſich, trotz der natürlichen Bande, die ihn an Frankreich
knüpften, ſo ganz als Deutſcher, daß er im Jahre 1818 bei ſeiner Rück-
kehr von der „Reiſe um die Welt,“ die er unter Otto von Kotzebue
an Bord des „Rurik“ gemacht hatte, auf der Rhede von Swinemünde
ſchreiben konnte:
Heimkehret fernher, aus den fremden Landen,
In ſeiner Seele tief bewegt der Wanderer;
Er legt von ſich den Stab und knieet nieder,
Und feuchtet deinen Schooß mit ſtillen Thränen,
O deutſche Heimath! — Woll’ ihm nicht verſagen
Für viele Liebe nur die eine Bitte:
Wann müd’ am Abend ſeine Augen ſinken,
Auf Deinem Grunde laß den Stein ihn finden,
Darunter er zum Schlaf ſein Haupt verberge.
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Zitationshilfe: | Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/482>, abgerufen am 23.07.2024. |