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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Aus diesem Rescript (das wir dem nur als Manuscript exi-
stirenden Werke: "Geschichtliche Nachrichten über die Familie von
Schöning verdanken) geht unverkennbar hervor, daß, abgesehen
vom Streite selbst und von der schwebenden Frage: wer hat
Recht? General Barfus in allem, was folgte, klug genug war,
sich nachgiebig gegen die kurfürstliche Autorität zu zeigen, während
der bedeutendere, aber rechthaberische, überall anstoßende Schöning,
den Kurfürsten und seine Umgebung durch die Art seiner Rechts-
forderung verletzte. Während der Streit schwebte, hatte er, muth-
maßlich bedeutet, die Residenz unter allen Umständen zu meiden,
abwechselnd in Tamsel und Weißensee gelebt; jetzt, nachdem das
oben mitgetheilte Rescript die Streitfrage praktisch zum Abschluß
gebracht, verließ er die Heimath, die seinem Wirken und seinem
Ehrgeiz keinen Schauplatz mehr bot, und am 9. April 1691 trat
er als Feldmarschall in kursächsischen Dienst.



Wir begleiten Hans Adam, der vom 2. September 1689
an bis zu seinem Eintritt in sächsischen Dienst, fast ausschließlich
in Tamsel lebte, nun durch seine letzten Lebensschicksale. Mit
äußeren Ehren gingen wachsende Kränkungen Hand in Hand.
Schöning war nicht allein in sächsischen Dienst getreten; dreißig
brandenburgische Offiziere waren ihm gefolgt und innerhalb der
sächsischen Armee wurden nun ähnliche Empfindungen rege, wie
vier Jahre zuvor im Brandenburgischen, als Feldmarschall Schom-
berg, gefolgt von seinen Söhnen und andern französischen Re-
fugies, über die Köpfe der alten brandenburgischen Generale hin-
weg (z. B. Derfflingers, der es auch sehr übel nahm) in die
brandenburgische Armee eintrat. Hier wie dort glaubte man Ein-
dringlinge vor sich zu haben und bittere Empfindungen griffen
Platz. Neuerungen, die Schöning einzuführen Miene machte, mach-
ten ihn vollends nicht beliebt, und er mochte von Glück sagen,
daß ein Feldzug am Rhein, zu dem auch sächsische Truppen be-

Aus dieſem Reſcript (das wir dem nur als Manuſcript exi-
ſtirenden Werke: „Geſchichtliche Nachrichten über die Familie von
Schöning verdanken) geht unverkennbar hervor, daß, abgeſehen
vom Streite ſelbſt und von der ſchwebenden Frage: wer hat
Recht? General Barfus in allem, was folgte, klug genug war,
ſich nachgiebig gegen die kurfürſtliche Autorität zu zeigen, während
der bedeutendere, aber rechthaberiſche, überall anſtoßende Schöning,
den Kurfürſten und ſeine Umgebung durch die Art ſeiner Rechts-
forderung verletzte. Während der Streit ſchwebte, hatte er, muth-
maßlich bedeutet, die Reſidenz unter allen Umſtänden zu meiden,
abwechſelnd in Tamſel und Weißenſee gelebt; jetzt, nachdem das
oben mitgetheilte Reſcript die Streitfrage praktiſch zum Abſchluß
gebracht, verließ er die Heimath, die ſeinem Wirken und ſeinem
Ehrgeiz keinen Schauplatz mehr bot, und am 9. April 1691 trat
er als Feldmarſchall in kurſächſiſchen Dienſt.



Wir begleiten Hans Adam, der vom 2. September 1689
an bis zu ſeinem Eintritt in ſächſiſchen Dienſt, faſt ausſchließlich
in Tamſel lebte, nun durch ſeine letzten Lebensſchickſale. Mit
äußeren Ehren gingen wachſende Kränkungen Hand in Hand.
Schöning war nicht allein in ſächſiſchen Dienſt getreten; dreißig
brandenburgiſche Offiziere waren ihm gefolgt und innerhalb der
ſächſiſchen Armee wurden nun ähnliche Empfindungen rege, wie
vier Jahre zuvor im Brandenburgiſchen, als Feldmarſchall Schom-
berg, gefolgt von ſeinen Söhnen und andern franzöſiſchen Re-
fugiés, über die Köpfe der alten brandenburgiſchen Generale hin-
weg (z. B. Derfflingers, der es auch ſehr übel nahm) in die
brandenburgiſche Armee eintrat. Hier wie dort glaubte man Ein-
dringlinge vor ſich zu haben und bittere Empfindungen griffen
Platz. Neuerungen, die Schöning einzuführen Miene machte, mach-
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daß ein Feldzug am Rhein, zu dem auch ſächſiſche Truppen be-

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[36/0048] Aus dieſem Reſcript (das wir dem nur als Manuſcript exi- ſtirenden Werke: „Geſchichtliche Nachrichten über die Familie von Schöning verdanken) geht unverkennbar hervor, daß, abgeſehen vom Streite ſelbſt und von der ſchwebenden Frage: wer hat Recht? General Barfus in allem, was folgte, klug genug war, ſich nachgiebig gegen die kurfürſtliche Autorität zu zeigen, während der bedeutendere, aber rechthaberiſche, überall anſtoßende Schöning, den Kurfürſten und ſeine Umgebung durch die Art ſeiner Rechts- forderung verletzte. Während der Streit ſchwebte, hatte er, muth- maßlich bedeutet, die Reſidenz unter allen Umſtänden zu meiden, abwechſelnd in Tamſel und Weißenſee gelebt; jetzt, nachdem das oben mitgetheilte Reſcript die Streitfrage praktiſch zum Abſchluß gebracht, verließ er die Heimath, die ſeinem Wirken und ſeinem Ehrgeiz keinen Schauplatz mehr bot, und am 9. April 1691 trat er als Feldmarſchall in kurſächſiſchen Dienſt. Wir begleiten Hans Adam, der vom 2. September 1689 an bis zu ſeinem Eintritt in ſächſiſchen Dienſt, faſt ausſchließlich in Tamſel lebte, nun durch ſeine letzten Lebensſchickſale. Mit äußeren Ehren gingen wachſende Kränkungen Hand in Hand. Schöning war nicht allein in ſächſiſchen Dienſt getreten; dreißig brandenburgiſche Offiziere waren ihm gefolgt und innerhalb der ſächſiſchen Armee wurden nun ähnliche Empfindungen rege, wie vier Jahre zuvor im Brandenburgiſchen, als Feldmarſchall Schom- berg, gefolgt von ſeinen Söhnen und andern franzöſiſchen Re- fugiés, über die Köpfe der alten brandenburgiſchen Generale hin- weg (z. B. Derfflingers, der es auch ſehr übel nahm) in die brandenburgiſche Armee eintrat. Hier wie dort glaubte man Ein- dringlinge vor ſich zu haben und bittere Empfindungen griffen Platz. Neuerungen, die Schöning einzuführen Miene machte, mach- ten ihn vollends nicht beliebt, und er mochte von Glück ſagen, daß ein Feldzug am Rhein, zu dem auch ſächſiſche Truppen be-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/48>, abgerufen am 24.11.2024.