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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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von Friedland kennen und die Beziehungen wurden so freund-
schaftlicher Natur, daß im Jahre 1803, als Hannover von den
Franzosen besetzt wurde, Thaer seine Frau und Töchter zu grö-
ßerer Sicherheit nach Cunersdorf schicken konnte, wo sie von dem
Itzenplitz'schen Ehepaar (Frau von Friedland war im Februar
desselben Jahres gestorben) auf das fürsorglichste aufgenommen
wurden. An anderer Stelle habe ich ausführlicher erzählt, wie es
vorzugsweise die freundschaftliche Vermittelung Itzenplitz's war,
die im Jahre darauf (1804) zur Uebersiedelung Thaers von Celle
nach Möglin führte. Itzenplitz befürwortete jene günstigen Be-
dingungen, ohne welche Thaer seine alte sichere Stellung nicht
hätte aufgeben können, um eine neue, immerhin unsichere, an-
zutreten.

1804 legte von Itzenplitz sein Landrathsamt nieder, um
sich ausschließlicher der Verwaltung seiner Güter, zu denen eben
jetzt nach dem Tode der Frau von Friedland die Herrschaft
Friedland hinzugekommen war, widmen zu können.

1810 indeß zum Geheimen Staatsrath und General-Inten-
danten der Domainen und Forsten ernannt, gab er sich ganz die-
ser schwierigen Verwaltungsthätigkeit hin, doppelt schwierig und
verantwortungsvoll eben damals, wo die Kriegsdrangsale die Ver-
äußerung der Königlichen Domänen nöthig machten. Er blieb in
dieser verantwortungsvollen, das höchste Vertrauen bekundenden
Stellung bis 1814, wo er ausschied, nachdem Herr von Bülow
zum Finanzminister ernannt worden war. Das Jahr darauf indeß
(1815) wurde er wegen seiner in den Kriegsjahren bethätigten,
aufopfernden Vaterlandsliebe in den Grafenstand erhoben und auf
seinen und seiner Gemahlin Wunsch das Wappen des inzwischen
ausgestorbenen Lestwitz'schen Geschlechts mit dem Itzenplitz'schen
Wappen vereinigt.

Seit 1815 lebte Graf Itzenplitz auf seinen Gütern, nament-
lich auf Cunersdorf. Das Beispiel, das seine und seiner Gemah-
lin Art der Güterbewirthschaftung, sowohl in der Mark wie in
Pommern gab, hat in beiden Provinzen höchst segensreich gewirkt

von Friedland kennen und die Beziehungen wurden ſo freund-
ſchaftlicher Natur, daß im Jahre 1803, als Hannover von den
Franzoſen beſetzt wurde, Thaer ſeine Frau und Töchter zu grö-
ßerer Sicherheit nach Cunersdorf ſchicken konnte, wo ſie von dem
Itzenplitz’ſchen Ehepaar (Frau von Friedland war im Februar
deſſelben Jahres geſtorben) auf das fürſorglichſte aufgenommen
wurden. An anderer Stelle habe ich ausführlicher erzählt, wie es
vorzugsweiſe die freundſchaftliche Vermittelung Itzenplitz’s war,
die im Jahre darauf (1804) zur Ueberſiedelung Thaers von Celle
nach Möglin führte. Itzenplitz befürwortete jene günſtigen Be-
dingungen, ohne welche Thaer ſeine alte ſichere Stellung nicht
hätte aufgeben können, um eine neue, immerhin unſichere, an-
zutreten.

1804 legte von Itzenplitz ſein Landrathsamt nieder, um
ſich ausſchließlicher der Verwaltung ſeiner Güter, zu denen eben
jetzt nach dem Tode der Frau von Friedland die Herrſchaft
Friedland hinzugekommen war, widmen zu können.

1810 indeß zum Geheimen Staatsrath und General-Inten-
danten der Domainen und Forſten ernannt, gab er ſich ganz die-
ſer ſchwierigen Verwaltungsthätigkeit hin, doppelt ſchwierig und
verantwortungsvoll eben damals, wo die Kriegsdrangſale die Ver-
äußerung der Königlichen Domänen nöthig machten. Er blieb in
dieſer verantwortungsvollen, das höchſte Vertrauen bekundenden
Stellung bis 1814, wo er ausſchied, nachdem Herr von Bülow
zum Finanzminiſter ernannt worden war. Das Jahr darauf indeß
(1815) wurde er wegen ſeiner in den Kriegsjahren bethätigten,
aufopfernden Vaterlandsliebe in den Grafenſtand erhoben und auf
ſeinen und ſeiner Gemahlin Wunſch das Wappen des inzwiſchen
ausgeſtorbenen Leſtwitz’ſchen Geſchlechts mit dem Itzenplitz’ſchen
Wappen vereinigt.

Seit 1815 lebte Graf Itzenplitz auf ſeinen Gütern, nament-
lich auf Cunersdorf. Das Beiſpiel, das ſeine und ſeiner Gemah-
lin Art der Güterbewirthſchaftung, ſowohl in der Mark wie in
Pommern gab, hat in beiden Provinzen höchſt ſegensreich gewirkt

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[462/0474] von Friedland kennen und die Beziehungen wurden ſo freund- ſchaftlicher Natur, daß im Jahre 1803, als Hannover von den Franzoſen beſetzt wurde, Thaer ſeine Frau und Töchter zu grö- ßerer Sicherheit nach Cunersdorf ſchicken konnte, wo ſie von dem Itzenplitz’ſchen Ehepaar (Frau von Friedland war im Februar deſſelben Jahres geſtorben) auf das fürſorglichſte aufgenommen wurden. An anderer Stelle habe ich ausführlicher erzählt, wie es vorzugsweiſe die freundſchaftliche Vermittelung Itzenplitz’s war, die im Jahre darauf (1804) zur Ueberſiedelung Thaers von Celle nach Möglin führte. Itzenplitz befürwortete jene günſtigen Be- dingungen, ohne welche Thaer ſeine alte ſichere Stellung nicht hätte aufgeben können, um eine neue, immerhin unſichere, an- zutreten. 1804 legte von Itzenplitz ſein Landrathsamt nieder, um ſich ausſchließlicher der Verwaltung ſeiner Güter, zu denen eben jetzt nach dem Tode der Frau von Friedland die Herrſchaft Friedland hinzugekommen war, widmen zu können. 1810 indeß zum Geheimen Staatsrath und General-Inten- danten der Domainen und Forſten ernannt, gab er ſich ganz die- ſer ſchwierigen Verwaltungsthätigkeit hin, doppelt ſchwierig und verantwortungsvoll eben damals, wo die Kriegsdrangſale die Ver- äußerung der Königlichen Domänen nöthig machten. Er blieb in dieſer verantwortungsvollen, das höchſte Vertrauen bekundenden Stellung bis 1814, wo er ausſchied, nachdem Herr von Bülow zum Finanzminiſter ernannt worden war. Das Jahr darauf indeß (1815) wurde er wegen ſeiner in den Kriegsjahren bethätigten, aufopfernden Vaterlandsliebe in den Grafenſtand erhoben und auf ſeinen und ſeiner Gemahlin Wunſch das Wappen des inzwiſchen ausgeſtorbenen Leſtwitz’ſchen Geſchlechts mit dem Itzenplitz’ſchen Wappen vereinigt. Seit 1815 lebte Graf Itzenplitz auf ſeinen Gütern, nament- lich auf Cunersdorf. Das Beiſpiel, das ſeine und ſeiner Gemah- lin Art der Güterbewirthſchaftung, ſowohl in der Mark wie in Pommern gab, hat in beiden Provinzen höchſt ſegensreich gewirkt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/474>, abgerufen am 25.11.2024.