le merite. 1757 wurde er Major im Regiment Alt-Braunschweig. Er war noch Major in eben diesem Regiment, als die blutige Schlacht bei Torgau (am 3. November 1760) ihm Gelegenheit gab, sich in besonderem Grade auszuzeichnen. Eine vortreffliche Schilderung der "Schlacht bei Torgau" (von Graf Waldersee) sagt darüber im Wesentlichen Folgendes:
"Der Flügel des Königs war geschlagen; nur vier Ba- taillone vom Regiment Schenkendorf standen noch in Reserve; unter ihrem Schutze sollte sich die Armee wieder sammeln. Der König fühlte sich durch den Einfluß seiner Kontusion (eine Kar- tätschenkugel hatte ihn besinnungslos vom Pferde geworfen), so ermattet, daß er sich nicht mehr fähig hielt, das Commando der Armee fortzuführen. Er trat es also (auch Markgraf Karl war blessirt) an den General-Lieutenant von Hülsen ab. Er selbst zog sich aus dem Getümmel zurück.
Um diese Zeit war es, daß einzelne Offiziere die Mannschaf- ten wieder zu sammeln suchten. Besonders zeichnete sich der Major von Lestwitz vom Regiment Alt-Braunschweig dabei aus. Es war ihm bereits gelungen, einige hundert Infanteristen von ver- schiedenen Regimentern und eine Anzahl Tambours in eine Masse zu formiren, als der König, in der Absicht das Schlachtfeld zu verlassen, vorüber ritt.
"Wer ist Er und was will Er hier machen?" fragte der König.
"Ew. Majestät, ich bin der Major Lestwitz von Alt-Braun- schweig und sammle Offiziere und Leute, um mit ihnen die Höhen zu stürmen."
"Na, Herr, das ist brav, sehr brav, da mache Er nur ge- schwind und formire Er einige Bataillone."
Beim Fortreiten wandte der König sein Pferd noch einmal um und sagte: "Höre Er, mein lieber Lestwitz, sei Er versichert, daß ich Ihm dies nie vergessen werde."
Der König mochte sich erinnern, daß der Major von Lest-
le mérite. 1757 wurde er Major im Regiment Alt-Braunſchweig. Er war noch Major in eben dieſem Regiment, als die blutige Schlacht bei Torgau (am 3. November 1760) ihm Gelegenheit gab, ſich in beſonderem Grade auszuzeichnen. Eine vortreffliche Schilderung der „Schlacht bei Torgau“ (von Graf Walderſee) ſagt darüber im Weſentlichen Folgendes:
„Der Flügel des Königs war geſchlagen; nur vier Ba- taillone vom Regiment Schenkendorf ſtanden noch in Reſerve; unter ihrem Schutze ſollte ſich die Armee wieder ſammeln. Der König fühlte ſich durch den Einfluß ſeiner Kontuſion (eine Kar- tätſchenkugel hatte ihn beſinnungslos vom Pferde geworfen), ſo ermattet, daß er ſich nicht mehr fähig hielt, das Commando der Armee fortzuführen. Er trat es alſo (auch Markgraf Karl war bleſſirt) an den General-Lieutenant von Hülſen ab. Er ſelbſt zog ſich aus dem Getümmel zurück.
Um dieſe Zeit war es, daß einzelne Offiziere die Mannſchaf- ten wieder zu ſammeln ſuchten. Beſonders zeichnete ſich der Major von Leſtwitz vom Regiment Alt-Braunſchweig dabei aus. Es war ihm bereits gelungen, einige hundert Infanteriſten von ver- ſchiedenen Regimentern und eine Anzahl Tambours in eine Maſſe zu formiren, als der König, in der Abſicht das Schlachtfeld zu verlaſſen, vorüber ritt.
„Wer iſt Er und was will Er hier machen?“ fragte der König.
„Ew. Majeſtät, ich bin der Major Leſtwitz von Alt-Braun- ſchweig und ſammle Offiziere und Leute, um mit ihnen die Höhen zu ſtürmen.“
„Na, Herr, das iſt brav, ſehr brav, da mache Er nur ge- ſchwind und formire Er einige Bataillone.“
Beim Fortreiten wandte der König ſein Pferd noch einmal um und ſagte: „Höre Er, mein lieber Leſtwitz, ſei Er verſichert, daß ich Ihm dies nie vergeſſen werde.“
Der König mochte ſich erinnern, daß der Major von Leſt-
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le mérite. 1757 wurde er Major im Regiment Alt-Braunſchweig.
Er war noch Major in eben dieſem Regiment, als die blutige
Schlacht bei Torgau (am 3. November 1760) ihm Gelegenheit
gab, ſich in beſonderem Grade auszuzeichnen. Eine vortreffliche
Schilderung der „Schlacht bei Torgau“ (von Graf Walderſee)
ſagt darüber im Weſentlichen Folgendes:
„Der Flügel des Königs war geſchlagen; nur vier Ba-
taillone vom Regiment Schenkendorf ſtanden noch in Reſerve;
unter ihrem Schutze ſollte ſich die Armee wieder ſammeln. Der
König fühlte ſich durch den Einfluß ſeiner Kontuſion (eine Kar-
tätſchenkugel hatte ihn beſinnungslos vom Pferde geworfen), ſo
ermattet, daß er ſich nicht mehr fähig hielt, das Commando der
Armee fortzuführen. Er trat es alſo (auch Markgraf Karl war
bleſſirt) an den General-Lieutenant von Hülſen ab. Er ſelbſt zog
ſich aus dem Getümmel zurück.
Um dieſe Zeit war es, daß einzelne Offiziere die Mannſchaf-
ten wieder zu ſammeln ſuchten. Beſonders zeichnete ſich der Major
von Leſtwitz vom Regiment Alt-Braunſchweig dabei aus. Es
war ihm bereits gelungen, einige hundert Infanteriſten von ver-
ſchiedenen Regimentern und eine Anzahl Tambours in eine Maſſe
zu formiren, als der König, in der Abſicht das Schlachtfeld zu
verlaſſen, vorüber ritt.
„Wer iſt Er und was will Er hier machen?“ fragte der
König.
„Ew. Majeſtät, ich bin der Major Leſtwitz von Alt-Braun-
ſchweig und ſammle Offiziere und Leute, um mit ihnen die Höhen
zu ſtürmen.“
„Na, Herr, das iſt brav, ſehr brav, da mache Er nur ge-
ſchwind und formire Er einige Bataillone.“
Beim Fortreiten wandte der König ſein Pferd noch einmal
um und ſagte: „Höre Er, mein lieber Leſtwitz, ſei Er verſichert,
daß ich Ihm dies nie vergeſſen werde.“
Der König mochte ſich erinnern, daß der Major von Leſt-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/466>, abgerufen am 28.11.2024.
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