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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Friedland.

Der Nixen muntre Schaaren,
Sie schwimmen stracks herbei,
Nun einmal zu erfahren
Was in den Mauern sei.

Uhland.

Alt-Friedland, vormals Kloster-Friedland, bildet die zweite
Hälfte des Besitzes, den Markgraf Carl von Schwedt in diesen
Gegenden, d. h. am Rande des Oderbruchs inne hatte. Die an-
dere Hälfte war Quilitz (Neu-Hardenberg) von dem wir im vo-
rigen Kapitel gesprochen.

Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloster des Cister-
zienser-Ordens, desselben Ordens, der die ersten Anfänge der Cul-
tur in das Land zwischen Elbe und Oder trug, den Ackerbau
schuf und, wie das Land wirthbar machte, so auch das Volk be-
lehrte und unterwies. Was die Geschichte dem Cisterzienser-Orden
im Allgemeinen nachrühmt, das traf innerhalb der Marken (d'rin
alles "wüst und leer" war) in verdoppeltem Maße zu. "Die
Cisterzienser waren frei von jener geistigen Zerstreutheit,
welche damals die gewöhnliche Folge scholastischer Streitig-
keiten
war. Sie waren ausgezeichnete Landwirthe, immer voran
mit ihrer Hände Arbeit. Aber ihrer Hände Arbeit bestand nicht
blos außerhalb der Klostermauern im Ausroden des Waldes,
im Fällen der Bäume, im Umgraben der Erde, sondern auch in-
nerhalb des Klosters im Abschreiben der Bücher. Sie brach-

Friedland.

Der Nixen muntre Schaaren,
Sie ſchwimmen ſtracks herbei,
Nun einmal zu erfahren
Was in den Mauern ſei.

Uhland.

Alt-Friedland, vormals Kloſter-Friedland, bildet die zweite
Hälfte des Beſitzes, den Markgraf Carl von Schwedt in dieſen
Gegenden, d. h. am Rande des Oderbruchs inne hatte. Die an-
dere Hälfte war Quilitz (Neu-Hardenberg) von dem wir im vo-
rigen Kapitel geſprochen.

Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloſter des Ciſter-
zienſer-Ordens, deſſelben Ordens, der die erſten Anfänge der Cul-
tur in das Land zwiſchen Elbe und Oder trug, den Ackerbau
ſchuf und, wie das Land wirthbar machte, ſo auch das Volk be-
lehrte und unterwies. Was die Geſchichte dem Ciſterzienſer-Orden
im Allgemeinen nachrühmt, das traf innerhalb der Marken (d’rin
alles „wüſt und leer“ war) in verdoppeltem Maße zu. „Die
Ciſterzienſer waren frei von jener geiſtigen Zerſtreutheit,
welche damals die gewöhnliche Folge ſcholaſtiſcher Streitig-
keiten
war. Sie waren ausgezeichnete Landwirthe, immer voran
mit ihrer Hände Arbeit. Aber ihrer Hände Arbeit beſtand nicht
blos außerhalb der Kloſtermauern im Ausroden des Waldes,
im Fällen der Bäume, im Umgraben der Erde, ſondern auch in-
nerhalb des Kloſters im Abſchreiben der Bücher. Sie brach-

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[[437]/0449] Friedland. Der Nixen muntre Schaaren, Sie ſchwimmen ſtracks herbei, Nun einmal zu erfahren Was in den Mauern ſei. Uhland. Alt-Friedland, vormals Kloſter-Friedland, bildet die zweite Hälfte des Beſitzes, den Markgraf Carl von Schwedt in dieſen Gegenden, d. h. am Rande des Oderbruchs inne hatte. Die an- dere Hälfte war Quilitz (Neu-Hardenberg) von dem wir im vo- rigen Kapitel geſprochen. Friedland war in alten Zeiten ein Nonnenkloſter des Ciſter- zienſer-Ordens, deſſelben Ordens, der die erſten Anfänge der Cul- tur in das Land zwiſchen Elbe und Oder trug, den Ackerbau ſchuf und, wie das Land wirthbar machte, ſo auch das Volk be- lehrte und unterwies. Was die Geſchichte dem Ciſterzienſer-Orden im Allgemeinen nachrühmt, das traf innerhalb der Marken (d’rin alles „wüſt und leer“ war) in verdoppeltem Maße zu. „Die Ciſterzienſer waren frei von jener geiſtigen Zerſtreutheit, welche damals die gewöhnliche Folge ſcholaſtiſcher Streitig- keiten war. Sie waren ausgezeichnete Landwirthe, immer voran mit ihrer Hände Arbeit. Aber ihrer Hände Arbeit beſtand nicht blos außerhalb der Kloſtermauern im Ausroden des Waldes, im Fällen der Bäume, im Umgraben der Erde, ſondern auch in- nerhalb des Kloſters im Abſchreiben der Bücher. Sie brach-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [437]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/449>, abgerufen am 25.11.2024.