9) Ein großes Mosaikbild: Die Tempelruinen von Paestum. Ein Geschenk, das Papst Pius VI. etwa um 1820 an den Fürsten-Staatskanzler machte. Das Bild ist etwa 4 Fuß lang und 1 Fuß hoch. Ein breiter Rahmen umgiebt es, der oben, als beinah fußhohes Ornament, das päpstliche Wappen trägt. Die drei Tempelruinen nehmen die Mitte des Bildes ein; rechts Baum- gruppen in frischestem Grün, links Trümmerreste unter wucherndem Strauchwerk; im Hintergrund Bergzüge, vorn ein paar Gestalten. Das Bild wurde bei seinem Eintreffen in Berlin so schön gefun- den, daß König Friedrich Wilhelm III. ein gleiches oder ähnliches zu haben wünschte, und deshalb in Rom unter der Hand anfragen ließ: was der Preis eines solchen Mosaikbildes sei? Die Rückant- wort (wahrscheinlich Niebuhrs) lautete: 6000 [ - 1 Zeichen fehlt]. Als bei Hofe über diese Summe gesprochen wurde, soll der alte General von Rohr halb erschrocken, halb treuherzig bemerkt haben: "aber doch mit dem Rahmen."
Im Eßzimmer.
1) Eine Landschaft von Schinkel. Im Hintergrunde die Ruinen der Burg Hardenberg. Ein Festzug (Landvolk, geschmückte Stiere etc.) kommt den Hügel herab und bewegt sich, an einer al- ten Eiche vorbei, einem Ceres- oder Pomona-Bilde entgegen. (Eine Copie befindet sich in der Wagner-Gallerie zu Berlin.)
2) Eine Mondlandschaft von van der Neer. Ein vorzügliches Bild (braun im Ton), von Schinkel, bei seinen Besuchen in Neu- Hardenberg, immer sehr bewundert.
3) Luther; von Holbein.
4) Katharina von Bora; von Holbein. Auf der Rückseite dieses Bildes (auf Holz gemalt) befindet sich ein zweites Bild und zwar ein Todtenkopf. Unter demselben stehen, auf einem sauber gemalten Zettel, folgende Worte:
Entgen den tot is kein schilt Darum leebe als Du sterve wilt.
"Entgen" meint entgegen oder gegen; "schilt" ist Schild.
9) Ein großes Moſaikbild: Die Tempelruinen von Paeſtum. Ein Geſchenk, das Papſt Pius VI. etwa um 1820 an den Fürſten-Staatskanzler machte. Das Bild iſt etwa 4 Fuß lang und 1 Fuß hoch. Ein breiter Rahmen umgiebt es, der oben, als beinah fußhohes Ornament, das päpſtliche Wappen trägt. Die drei Tempelruinen nehmen die Mitte des Bildes ein; rechts Baum- gruppen in friſcheſtem Grün, links Trümmerreſte unter wucherndem Strauchwerk; im Hintergrund Bergzüge, vorn ein paar Geſtalten. Das Bild wurde bei ſeinem Eintreffen in Berlin ſo ſchön gefun- den, daß König Friedrich Wilhelm III. ein gleiches oder ähnliches zu haben wünſchte, und deshalb in Rom unter der Hand anfragen ließ: was der Preis eines ſolchen Moſaikbildes ſei? Die Rückant- wort (wahrſcheinlich Niebuhrs) lautete: 6000 [ – 1 Zeichen fehlt]. Als bei Hofe über dieſe Summe geſprochen wurde, ſoll der alte General von Rohr halb erſchrocken, halb treuherzig bemerkt haben: „aber doch mit dem Rahmen.“
Im Eßzimmer.
1) Eine Landſchaft von Schinkel. Im Hintergrunde die Ruinen der Burg Hardenberg. Ein Feſtzug (Landvolk, geſchmückte Stiere ꝛc.) kommt den Hügel herab und bewegt ſich, an einer al- ten Eiche vorbei, einem Ceres- oder Pomona-Bilde entgegen. (Eine Copie befindet ſich in der Wagner-Gallerie zu Berlin.)
2) Eine Mondlandſchaft von van der Neer. Ein vorzügliches Bild (braun im Ton), von Schinkel, bei ſeinen Beſuchen in Neu- Hardenberg, immer ſehr bewundert.
3) Luther; von Holbein.
4) Katharina von Bora; von Holbein. Auf der Rückſeite dieſes Bildes (auf Holz gemalt) befindet ſich ein zweites Bild und zwar ein Todtenkopf. Unter demſelben ſtehen, auf einem ſauber gemalten Zettel, folgende Worte:
Entgèn den tot is kein ſchilt Darum leebe als Du ſterve wilt.
„Entgen“ meint entgegen oder gegen; „ſchilt“ iſt Schild.
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9) Ein großes Moſaikbild: Die Tempelruinen von Paeſtum.
Ein Geſchenk, das Papſt Pius VI. etwa um 1820 an den
Fürſten-Staatskanzler machte. Das Bild iſt etwa 4 Fuß
lang und 1 Fuß hoch. Ein breiter Rahmen umgiebt es, der oben,
als beinah fußhohes Ornament, das päpſtliche Wappen trägt. Die
drei Tempelruinen nehmen die Mitte des Bildes ein; rechts Baum-
gruppen in friſcheſtem Grün, links Trümmerreſte unter wucherndem
Strauchwerk; im Hintergrund Bergzüge, vorn ein paar Geſtalten.
Das Bild wurde bei ſeinem Eintreffen in Berlin ſo ſchön gefun-
den, daß König Friedrich Wilhelm III. ein gleiches oder ähnliches
zu haben wünſchte, und deshalb in Rom unter der Hand anfragen
ließ: was der Preis eines ſolchen Moſaikbildes ſei? Die Rückant-
wort (wahrſcheinlich Niebuhrs) lautete: 6000 _. Als bei Hofe
über dieſe Summe geſprochen wurde, ſoll der alte General von
Rohr halb erſchrocken, halb treuherzig bemerkt haben: „aber doch
mit dem Rahmen.“
Im Eßzimmer.
1) Eine Landſchaft von Schinkel. Im Hintergrunde die
Ruinen der Burg Hardenberg. Ein Feſtzug (Landvolk, geſchmückte
Stiere ꝛc.) kommt den Hügel herab und bewegt ſich, an einer al-
ten Eiche vorbei, einem Ceres- oder Pomona-Bilde entgegen. (Eine
Copie befindet ſich in der Wagner-Gallerie zu Berlin.)
2) Eine Mondlandſchaft von van der Neer. Ein vorzügliches
Bild (braun im Ton), von Schinkel, bei ſeinen Beſuchen in Neu-
Hardenberg, immer ſehr bewundert.
3) Luther; von Holbein.
4) Katharina von Bora; von Holbein. Auf der Rückſeite
dieſes Bildes (auf Holz gemalt) befindet ſich ein zweites Bild und
zwar ein Todtenkopf. Unter demſelben ſtehen, auf einem ſauber
gemalten Zettel, folgende Worte:
Entgèn den tot is kein ſchilt
Darum leebe als Du ſterve wilt.
„Entgen“ meint entgegen oder gegen; „ſchilt“ iſt Schild.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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