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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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begegnen, denen wir unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden haben.
Das Schloß erinnert, nach dieser Seite hin, zumeist an Schloß
Tegel, wiewohl das letztere sowohl der Zahl, als dem Werth der
Kunstschätze nach, vor Neu-Hardenberg den Vorrang behauptet. Viel-
leicht wäre dies anders, wenn das Schloß alle die Kunstschätze um-
schlösse, die dasselbe umschließen könnte und umschließen würde,
wenn nicht eine großmüthige Laune des Staatskanzlers, diesen um
einen derartigen Besitz gebracht hätte.

Es hat das folgenden Zusammenhang. Der Staatskanzler
hatte -- lange bevor ihm die Herrschaft Neu-Hardenberg zufiel --
bereits im Jahre 1804 das im Lebusischen Kreise gelegene Gut
Tempelberg käuflich an sich gebracht und daselbst ein Schloß auf-
geführt, das zu altem anererbten Hardenbergschen Familienbesitz
auch noch jene Fülle von Kunstschätzen umschloß, die der kunstlie-
bende Fürst auf seinen Wanderungen durch Europa an sich gebracht
hatte. *) Es war dies eine außerordentlich werthvolle Sammlung.
Das Beste derselben ging nach der Schlacht bei Jena verloren.
Davoust, auf seinem Raub- und Siegeszuge durch die Mark, ließ
vier Wagen voll dieser Kunstschätze nach Paris schaffen **) und als

*) Es war dies eine Fülle von Dingen. Vieles, namentlich Bilder
und Stiche, hatte er in früheren Jahren schon in England gekauft, an-
dres rührte aus der Zeit seiner Anspach-Baireuther Verwaltung her. Es
ist bekannt, mit welchem Eifer er die Archive jener Landestheile durchfor-
schen ließ; von allem nahm er Abschrift; eins der wichtigsten Resultate
dieser Untersuchungen war die Auffindung der "Memoiren der Markgräfin
von Baireuth." Ein feiner, literarisch-aesthetischer Sinn, ein Sinn für
das Sammeln historischer Erinnerungsstücke, oder auch bloßer Curiositäten,
begleitete ihn durchs Leben. In sehr charakteristischer Weise zeigte sich dies
im Jahre 1786, unmittelbar nach dem Tode Friedrichs des Großen, wo
er (damals in Diensten des Herzogs Ferdinand von Braunschweig) das
in Braunschweig deponirte Testament des Königs nach Berlin brachte und
sich als Belohnung lediglich eins der Windspiele des großen Königs
erbat.
**) Davoust war wohl kein Mann der Literatur. Dieser Umstand
mag es erklären, daß er sich mit der Wegführung glänzender, als werth-
voll in die Augen springender Kunstwerke begnügte und die 16,000 Bände
zählende Bibliothek in Tempelberg zurückließ. Ebenso entging seinem Auge

begegnen, denen wir unſere Aufmerkſamkeit zuzuwenden haben.
Das Schloß erinnert, nach dieſer Seite hin, zumeiſt an Schloß
Tegel, wiewohl das letztere ſowohl der Zahl, als dem Werth der
Kunſtſchätze nach, vor Neu-Hardenberg den Vorrang behauptet. Viel-
leicht wäre dies anders, wenn das Schloß alle die Kunſtſchätze um-
ſchlöſſe, die daſſelbe umſchließen könnte und umſchließen würde,
wenn nicht eine großmüthige Laune des Staatskanzlers, dieſen um
einen derartigen Beſitz gebracht hätte.

Es hat das folgenden Zuſammenhang. Der Staatskanzler
hatte — lange bevor ihm die Herrſchaft Neu-Hardenberg zufiel —
bereits im Jahre 1804 das im Lebuſiſchen Kreiſe gelegene Gut
Tempelberg käuflich an ſich gebracht und daſelbſt ein Schloß auf-
geführt, das zu altem anererbten Hardenbergſchen Familienbeſitz
auch noch jene Fülle von Kunſtſchätzen umſchloß, die der kunſtlie-
bende Fürſt auf ſeinen Wanderungen durch Europa an ſich gebracht
hatte. *) Es war dies eine außerordentlich werthvolle Sammlung.
Das Beſte derſelben ging nach der Schlacht bei Jena verloren.
Davouſt, auf ſeinem Raub- und Siegeszuge durch die Mark, ließ
vier Wagen voll dieſer Kunſtſchätze nach Paris ſchaffen **) und als

*) Es war dies eine Fülle von Dingen. Vieles, namentlich Bilder
und Stiche, hatte er in früheren Jahren ſchon in England gekauft, an-
dres rührte aus der Zeit ſeiner Anspach-Baireuther Verwaltung her. Es
iſt bekannt, mit welchem Eifer er die Archive jener Landestheile durchfor-
ſchen ließ; von allem nahm er Abſchrift; eins der wichtigſten Reſultate
dieſer Unterſuchungen war die Auffindung der „Memoiren der Markgräfin
von Baireuth.“ Ein feiner, literariſch-aeſthetiſcher Sinn, ein Sinn für
das Sammeln hiſtoriſcher Erinnerungsſtücke, oder auch bloßer Curioſitäten,
begleitete ihn durchs Leben. In ſehr charakteriſtiſcher Weiſe zeigte ſich dies
im Jahre 1786, unmittelbar nach dem Tode Friedrichs des Großen, wo
er (damals in Dienſten des Herzogs Ferdinand von Braunſchweig) das
in Braunſchweig deponirte Teſtament des Königs nach Berlin brachte und
ſich als Belohnung lediglich eins der Windſpiele des großen Königs
erbat.
**) Davouſt war wohl kein Mann der Literatur. Dieſer Umſtand
mag es erklären, daß er ſich mit der Wegführung glänzender, als werth-
voll in die Augen ſpringender Kunſtwerke begnügte und die 16,000 Bände
zählende Bibliothek in Tempelberg zurückließ. Ebenſo entging ſeinem Auge
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[428/0440] begegnen, denen wir unſere Aufmerkſamkeit zuzuwenden haben. Das Schloß erinnert, nach dieſer Seite hin, zumeiſt an Schloß Tegel, wiewohl das letztere ſowohl der Zahl, als dem Werth der Kunſtſchätze nach, vor Neu-Hardenberg den Vorrang behauptet. Viel- leicht wäre dies anders, wenn das Schloß alle die Kunſtſchätze um- ſchlöſſe, die daſſelbe umſchließen könnte und umſchließen würde, wenn nicht eine großmüthige Laune des Staatskanzlers, dieſen um einen derartigen Beſitz gebracht hätte. Es hat das folgenden Zuſammenhang. Der Staatskanzler hatte — lange bevor ihm die Herrſchaft Neu-Hardenberg zufiel — bereits im Jahre 1804 das im Lebuſiſchen Kreiſe gelegene Gut Tempelberg käuflich an ſich gebracht und daſelbſt ein Schloß auf- geführt, das zu altem anererbten Hardenbergſchen Familienbeſitz auch noch jene Fülle von Kunſtſchätzen umſchloß, die der kunſtlie- bende Fürſt auf ſeinen Wanderungen durch Europa an ſich gebracht hatte. *) Es war dies eine außerordentlich werthvolle Sammlung. Das Beſte derſelben ging nach der Schlacht bei Jena verloren. Davouſt, auf ſeinem Raub- und Siegeszuge durch die Mark, ließ vier Wagen voll dieſer Kunſtſchätze nach Paris ſchaffen **) und als *) Es war dies eine Fülle von Dingen. Vieles, namentlich Bilder und Stiche, hatte er in früheren Jahren ſchon in England gekauft, an- dres rührte aus der Zeit ſeiner Anspach-Baireuther Verwaltung her. Es iſt bekannt, mit welchem Eifer er die Archive jener Landestheile durchfor- ſchen ließ; von allem nahm er Abſchrift; eins der wichtigſten Reſultate dieſer Unterſuchungen war die Auffindung der „Memoiren der Markgräfin von Baireuth.“ Ein feiner, literariſch-aeſthetiſcher Sinn, ein Sinn für das Sammeln hiſtoriſcher Erinnerungsſtücke, oder auch bloßer Curioſitäten, begleitete ihn durchs Leben. In ſehr charakteriſtiſcher Weiſe zeigte ſich dies im Jahre 1786, unmittelbar nach dem Tode Friedrichs des Großen, wo er (damals in Dienſten des Herzogs Ferdinand von Braunſchweig) das in Braunſchweig deponirte Teſtament des Königs nach Berlin brachte und ſich als Belohnung lediglich eins der Windſpiele des großen Königs erbat. **) Davouſt war wohl kein Mann der Literatur. Dieſer Umſtand mag es erklären, daß er ſich mit der Wegführung glänzender, als werth- voll in die Augen ſpringender Kunſtwerke begnügte und die 16,000 Bände zählende Bibliothek in Tempelberg zurückließ. Ebenſo entging ſeinem Auge

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/440>, abgerufen am 22.11.2024.