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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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ist. Neben den Abenteuern des Donquixote begegnen wir ernsten
und heitern Scenen aus der Zeit der Befreiungskriege; alte fran-
zösische Stiche und moderne Lithographien lösen sich ab. Interes-
santer aber als diese Schränke selbst ist die bunte Reihenfolge von
Dingen, die auf dem Oberbrett derselben, wie auf einer fortlau-
fenden Reihe von Consolen stehen. Da haben wir, an die dunkle
Hinterwand des Zimmers gelehnt, zunächst alte Familienporträts
aus dem Hause Holstein-Beck, während am entgegengesetzten Ende,
dem Fenster zunächst, sich das lebensvolle Oelbild Georgs von
Derfflinger, des Sohns des berühmten Feldmarschalls präsentirt.*)
Zwei Töchter des alten Reitergenerals waren an zwei Marwitze
verheirathet; dieß, wie die Nähe der Güter, mag es erklären, daß
sich dieses Porträt an dieser Stelle befindet. Der Sohn Derff-
lingers stellt sich auf diesem Bilde als ein Mann von sehr gefäl-
liger Erscheinung dar, ein leuchtendes überaus freundliches Auge,
das an Seidlitz erinnert, wie man ihn auf dem bekannten Roß-
bachbilde sieht. Er trägt die Uniform vom Dragonerregiment seines
Vaters, weiß mit rothen Aufschlägen, und den Küraß unter dem
offen stehenden Rock.

Neben diesem Porträt fesseln zwei Kopfbedeckungen unsere
Aufmerksamkeit: die eine ein Reitercasquet, die andere ein sonder-
bar geformter breitkrämpiger schwarzer Wachstuchhut, dessen nach
hinten zu herabhängende Krämpe an die Helgoländer Schifferhüte
erinnert. August Ludwig trug diesen Hut in der Schlacht bei Jena,
die er, als Adjutant des Prinzen von Hohenlohe, an der Seite
dieses unglücklichen Fürsten mitmachte und deren Verlauf und
Katastrophe er in einer meisterhaften Darstellung geschildert hat.
Der Hut, zumal die aufrechtstehende Vorderkrämpe, ist von Kugeln
durchlöchert. Der elegante, reich mit Goldblech beschlagene Reiter-
helm, der neben diesem unscheinbaren Wachstuchhute steht, ist eines

*) Die Familien Derfflinger und Marwitz waren damals viel ver-
schwägert und Gusow war eine Zeitlang, und zwar unmittelbar nach dem
Tode des alten Derfflinger, Marwitzscher Besitz.

iſt. Neben den Abenteuern des Donquixote begegnen wir ernſten
und heitern Scenen aus der Zeit der Befreiungskriege; alte fran-
zöſiſche Stiche und moderne Lithographien löſen ſich ab. Intereſ-
ſanter aber als dieſe Schränke ſelbſt iſt die bunte Reihenfolge von
Dingen, die auf dem Oberbrett derſelben, wie auf einer fortlau-
fenden Reihe von Conſolen ſtehen. Da haben wir, an die dunkle
Hinterwand des Zimmers gelehnt, zunächſt alte Familienporträts
aus dem Hauſe Holſtein-Beck, während am entgegengeſetzten Ende,
dem Fenſter zunächſt, ſich das lebensvolle Oelbild Georgs von
Derfflinger, des Sohns des berühmten Feldmarſchalls präſentirt.*)
Zwei Töchter des alten Reitergenerals waren an zwei Marwitze
verheirathet; dieß, wie die Nähe der Güter, mag es erklären, daß
ſich dieſes Porträt an dieſer Stelle befindet. Der Sohn Derff-
lingers ſtellt ſich auf dieſem Bilde als ein Mann von ſehr gefäl-
liger Erſcheinung dar, ein leuchtendes überaus freundliches Auge,
das an Seidlitz erinnert, wie man ihn auf dem bekannten Roß-
bachbilde ſieht. Er trägt die Uniform vom Dragonerregiment ſeines
Vaters, weiß mit rothen Aufſchlägen, und den Küraß unter dem
offen ſtehenden Rock.

Neben dieſem Porträt feſſeln zwei Kopfbedeckungen unſere
Aufmerkſamkeit: die eine ein Reitercasquet, die andere ein ſonder-
bar geformter breitkrämpiger ſchwarzer Wachstuchhut, deſſen nach
hinten zu herabhängende Krämpe an die Helgoländer Schifferhüte
erinnert. Auguſt Ludwig trug dieſen Hut in der Schlacht bei Jena,
die er, als Adjutant des Prinzen von Hohenlohe, an der Seite
dieſes unglücklichen Fürſten mitmachte und deren Verlauf und
Kataſtrophe er in einer meiſterhaften Darſtellung geſchildert hat.
Der Hut, zumal die aufrechtſtehende Vorderkrämpe, iſt von Kugeln
durchlöchert. Der elegante, reich mit Goldblech beſchlagene Reiter-
helm, der neben dieſem unſcheinbaren Wachstuchhute ſteht, iſt eines

*) Die Familien Derfflinger und Marwitz waren damals viel ver-
ſchwägert und Guſow war eine Zeitlang, und zwar unmittelbar nach dem
Tode des alten Derfflinger, Marwitzſcher Beſitz.
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[358/0370] iſt. Neben den Abenteuern des Donquixote begegnen wir ernſten und heitern Scenen aus der Zeit der Befreiungskriege; alte fran- zöſiſche Stiche und moderne Lithographien löſen ſich ab. Intereſ- ſanter aber als dieſe Schränke ſelbſt iſt die bunte Reihenfolge von Dingen, die auf dem Oberbrett derſelben, wie auf einer fortlau- fenden Reihe von Conſolen ſtehen. Da haben wir, an die dunkle Hinterwand des Zimmers gelehnt, zunächſt alte Familienporträts aus dem Hauſe Holſtein-Beck, während am entgegengeſetzten Ende, dem Fenſter zunächſt, ſich das lebensvolle Oelbild Georgs von Derfflinger, des Sohns des berühmten Feldmarſchalls präſentirt. *) Zwei Töchter des alten Reitergenerals waren an zwei Marwitze verheirathet; dieß, wie die Nähe der Güter, mag es erklären, daß ſich dieſes Porträt an dieſer Stelle befindet. Der Sohn Derff- lingers ſtellt ſich auf dieſem Bilde als ein Mann von ſehr gefäl- liger Erſcheinung dar, ein leuchtendes überaus freundliches Auge, das an Seidlitz erinnert, wie man ihn auf dem bekannten Roß- bachbilde ſieht. Er trägt die Uniform vom Dragonerregiment ſeines Vaters, weiß mit rothen Aufſchlägen, und den Küraß unter dem offen ſtehenden Rock. Neben dieſem Porträt feſſeln zwei Kopfbedeckungen unſere Aufmerkſamkeit: die eine ein Reitercasquet, die andere ein ſonder- bar geformter breitkrämpiger ſchwarzer Wachstuchhut, deſſen nach hinten zu herabhängende Krämpe an die Helgoländer Schifferhüte erinnert. Auguſt Ludwig trug dieſen Hut in der Schlacht bei Jena, die er, als Adjutant des Prinzen von Hohenlohe, an der Seite dieſes unglücklichen Fürſten mitmachte und deren Verlauf und Kataſtrophe er in einer meiſterhaften Darſtellung geſchildert hat. Der Hut, zumal die aufrechtſtehende Vorderkrämpe, iſt von Kugeln durchlöchert. Der elegante, reich mit Goldblech beſchlagene Reiter- helm, der neben dieſem unſcheinbaren Wachstuchhute ſteht, iſt eines *) Die Familien Derfflinger und Marwitz waren damals viel ver- ſchwägert und Guſow war eine Zeitlang, und zwar unmittelbar nach dem Tode des alten Derfflinger, Marwitzſcher Beſitz.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/370>, abgerufen am 22.11.2024.