Die Glocken, jetzt umgeschmolzen, sind nicht-Sparrisch. Es hieß zwar auch von ihnen (wie eben überall in der Gegend), der Feldmarschall habe sie aus Ungarn mitgebracht, aber alten Auf- zeichnungen zufolge sind sie aus viel früherer Zeit.
Die Hauptsehenswürdigkeit von Lichterfelde ist das Schloß. Es heißt von ihm, wie bereits hervorgehoben, daß unser Otto Christoph in demselben geboren wurde. Prenden, wie im ersten Bande erzählt, erhebt zwar einen gleichen Anspruch, es ist indessen mindestens höchst wahrscheinlich, daß dem Lichterfelder Schlosse diese Ehre zufällt.
Dieser Umstand allein schon würde dem Schlosse ein Anrecht auf unser Interesse geben, wenn es auch im Uebrigen ein unbe- deutendes oder halb zerfallenes Gebäude wäre, es trifft sich aber, daß dies Schloß, ganz abgesehen von seinen Beziehungen zu den Sparrs, an und für sich ein höchst interessanter Bau ist, groß, eigenthümlich, gediegen und von einer Munificenz der Anlage, wie damals (1567) in märkischen Landen nur für Fürsten gebaut wurde. Nach meiner Kenntniß existirt, aus so früher Zeit her, kein Edelsitz in der Mark, der einen gleich geräumigen und gleich soli- den Schloßbau aufzuweisen hätte.
Ueber die näheren Umstände des Baues, über Jahreszahl, Namen der Bauherren und des Baumeisters giebt eine lateinische Inschrift Auskunft, die sich bis diesen Augenblick in Front des Schlosses befindet. Sie lautet:
Dominus conserva nos. Psalm 126. Nisi Domi- nus aedificaverit Domum in vanum laboraverant, qui aedificant. Ao. Dni. 1565 Die 26 Julii Arend et Christoff Fratres de Sparn hanc Domum aedifi- care inceperunt, in Ao. 1567 cum gratia Dei patris nostri Jesu Christi consummaverunt per Joachimum de Roncha ex Italia de Manilia. Soli Deo Gloria. Renovat. In Ao. 1580.
Die Glocken, jetzt umgeſchmolzen, ſind nicht-Sparriſch. Es hieß zwar auch von ihnen (wie eben überall in der Gegend), der Feldmarſchall habe ſie aus Ungarn mitgebracht, aber alten Auf- zeichnungen zufolge ſind ſie aus viel früherer Zeit.
Die Hauptſehenswürdigkeit von Lichterfelde iſt das Schloß. Es heißt von ihm, wie bereits hervorgehoben, daß unſer Otto Chriſtoph in demſelben geboren wurde. Prenden, wie im erſten Bande erzählt, erhebt zwar einen gleichen Anſpruch, es iſt indeſſen mindeſtens höchſt wahrſcheinlich, daß dem Lichterfelder Schloſſe dieſe Ehre zufällt.
Dieſer Umſtand allein ſchon würde dem Schloſſe ein Anrecht auf unſer Intereſſe geben, wenn es auch im Uebrigen ein unbe- deutendes oder halb zerfallenes Gebäude wäre, es trifft ſich aber, daß dies Schloß, ganz abgeſehen von ſeinen Beziehungen zu den Sparrs, an und für ſich ein höchſt intereſſanter Bau iſt, groß, eigenthümlich, gediegen und von einer Munificenz der Anlage, wie damals (1567) in märkiſchen Landen nur für Fürſten gebaut wurde. Nach meiner Kenntniß exiſtirt, aus ſo früher Zeit her, kein Edelſitz in der Mark, der einen gleich geräumigen und gleich ſoli- den Schloßbau aufzuweiſen hätte.
Ueber die näheren Umſtände des Baues, über Jahreszahl, Namen der Bauherren und des Baumeiſters giebt eine lateiniſche Inſchrift Auskunft, die ſich bis dieſen Augenblick in Front des Schloſſes befindet. Sie lautet:
Dominus conserva nos. Psalm 126. Nisi Domi- nus aedificaverit Domum in vanum laboraverant, qui aedificant. Ao. Dni. 1565 Die 26 Julii Arend et Christoff Fratres de Sparn hanc Domum aedifi- care inceperunt, in Ao. 1567 cum gratia Dei patris nostri Jesu Christi consummaverunt per Joachimum de Roncha ex Italia de Manilia. Soli Deo Gloria. Renovat. In Ao. 1580.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0343"n="331"/><p>Die Glocken, jetzt umgeſchmolzen, ſind nicht-Sparriſch. Es<lb/>
hieß zwar auch von ihnen (wie eben überall in der Gegend), der<lb/>
Feldmarſchall habe ſie aus Ungarn mitgebracht, aber alten Auf-<lb/>
zeichnungen zufolge ſind ſie aus viel früherer Zeit.</p><lb/><p>Die Hauptſehenswürdigkeit von Lichterfelde iſt das <hirendition="#g">Schloß</hi>.<lb/>
Es heißt von ihm, wie bereits hervorgehoben, daß unſer Otto<lb/>
Chriſtoph in demſelben geboren wurde. Prenden, wie im erſten<lb/>
Bande erzählt, erhebt zwar einen gleichen Anſpruch, es iſt indeſſen<lb/>
mindeſtens höchſt wahrſcheinlich, daß dem <hirendition="#g">Lichterfelder</hi> Schloſſe<lb/>
dieſe Ehre zufällt.</p><lb/><p>Dieſer Umſtand allein ſchon würde dem Schloſſe ein Anrecht<lb/>
auf unſer Intereſſe geben, wenn es auch im Uebrigen ein unbe-<lb/>
deutendes oder halb zerfallenes Gebäude wäre, es trifft ſich aber,<lb/>
daß dies Schloß, ganz abgeſehen von ſeinen Beziehungen zu den<lb/>
Sparrs, an und für ſich ein höchſt intereſſanter Bau iſt, groß,<lb/>
eigenthümlich, gediegen und von einer Munificenz der Anlage, wie<lb/>
damals (1567) in märkiſchen Landen nur für Fürſten gebaut<lb/>
wurde. Nach meiner Kenntniß exiſtirt, aus ſo <hirendition="#g">früher</hi> Zeit her, kein<lb/>
Edelſitz in der Mark, der einen gleich geräumigen und gleich ſoli-<lb/>
den Schloßbau aufzuweiſen hätte.</p><lb/><p>Ueber die näheren Umſtände des Baues, über Jahreszahl,<lb/>
Namen der Bauherren und des Baumeiſters giebt eine lateiniſche<lb/>
Inſchrift Auskunft, die ſich bis dieſen Augenblick in Front des<lb/>
Schloſſes befindet. Sie lautet:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">Dominus conserva nos. Psalm 126. Nisi Domi-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">nus aedificaverit Domum in vanum laboraverant,</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">qui aedificant. Ao. Dni. 1565 Die 26 Julii Arend</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">et Christoff Fratres de Sparn hanc Domum aedifi-</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">care inceperunt, in Ao. 1567 cum gratia Dei patris</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">nostri Jesu Christi consummaverunt per Joachimum</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">de Roncha ex Italia de Manilia.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Soli Deo Gloria.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Renovat. In Ao. 1580.</hi></l></lg><lb/></div></body></text></TEI>
[331/0343]
Die Glocken, jetzt umgeſchmolzen, ſind nicht-Sparriſch. Es
hieß zwar auch von ihnen (wie eben überall in der Gegend), der
Feldmarſchall habe ſie aus Ungarn mitgebracht, aber alten Auf-
zeichnungen zufolge ſind ſie aus viel früherer Zeit.
Die Hauptſehenswürdigkeit von Lichterfelde iſt das Schloß.
Es heißt von ihm, wie bereits hervorgehoben, daß unſer Otto
Chriſtoph in demſelben geboren wurde. Prenden, wie im erſten
Bande erzählt, erhebt zwar einen gleichen Anſpruch, es iſt indeſſen
mindeſtens höchſt wahrſcheinlich, daß dem Lichterfelder Schloſſe
dieſe Ehre zufällt.
Dieſer Umſtand allein ſchon würde dem Schloſſe ein Anrecht
auf unſer Intereſſe geben, wenn es auch im Uebrigen ein unbe-
deutendes oder halb zerfallenes Gebäude wäre, es trifft ſich aber,
daß dies Schloß, ganz abgeſehen von ſeinen Beziehungen zu den
Sparrs, an und für ſich ein höchſt intereſſanter Bau iſt, groß,
eigenthümlich, gediegen und von einer Munificenz der Anlage, wie
damals (1567) in märkiſchen Landen nur für Fürſten gebaut
wurde. Nach meiner Kenntniß exiſtirt, aus ſo früher Zeit her, kein
Edelſitz in der Mark, der einen gleich geräumigen und gleich ſoli-
den Schloßbau aufzuweiſen hätte.
Ueber die näheren Umſtände des Baues, über Jahreszahl,
Namen der Bauherren und des Baumeiſters giebt eine lateiniſche
Inſchrift Auskunft, die ſich bis dieſen Augenblick in Front des
Schloſſes befindet. Sie lautet:
Dominus conserva nos. Psalm 126. Nisi Domi-
nus aedificaverit Domum in vanum laboraverant,
qui aedificant. Ao. Dni. 1565 Die 26 Julii Arend
et Christoff Fratres de Sparn hanc Domum aedifi-
care inceperunt, in Ao. 1567 cum gratia Dei patris
nostri Jesu Christi consummaverunt per Joachimum
de Roncha ex Italia de Manilia.
Soli Deo Gloria.
Renovat. In Ao. 1580.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/343>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.