Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.und der letzte dieses Geschlechts, selig im Herrn eingeschlafen Helm und Schild waren ihm in die Gruft gefolgt, Freien- Das Geschlecht ist erloschen; aber es bleibt uns noch die Be- *) Das Schloß Neuenhagen jenseits der Oder ist verhältnißmäßig
wohl erhalten bis auf den heutigen Tag. Es wird noch bewohnt und bietet, wie wir nicht zweifeln, einen besseren Aufenthalt, als mancher mo- derne Bau. Die alten Uchtenhagen-Räume dienen den verschiedensten öko- nomischen Zwecken: das Burgverließ ist ein Wirthschaftskeller, die große Halle eine Waschküche geworden; ein anderes Zimmer (man verzeihe die- sen Excurs), drin ein schwedischer Oberst in der Nach-Uchtenhagenschen Zeit den Amtmann von Neuenhagen über Strohfeuer rösten ließ, um die verborgenen Schätze zu erkunden, diente noch vor kurzem als Schlafzim- mer der jetzigen Besitzer des Hauses. Was aber besser als alles andre er- halten ist und mehr als alles andre interessirt, das ist ein gewölbter Raum, der jetzt als Amtsstube dient, die ehemalige Schloßkapelle der Uchtenhagens. Die Altarwand (noch vollkommen gut erhalten) ist ein um- fangreiches, aus verschiedenen Theilen zusammengesetztes Stuck-Relief, das (nach Art solcher Stuckbilder) nicht einen freistehenden Schrein bildet, sondern in das Mauerwerk selber, wie eine Wandverzierung, eingelassen und der letzte dieſes Geſchlechts, ſelig im Herrn eingeſchlafen Helm und Schild waren ihm in die Gruft gefolgt, Freien- Das Geſchlecht iſt erloſchen; aber es bleibt uns noch die Be- *) Das Schloß Neuenhagen jenſeits der Oder iſt verhältnißmäßig
wohl erhalten bis auf den heutigen Tag. Es wird noch bewohnt und bietet, wie wir nicht zweifeln, einen beſſeren Aufenthalt, als mancher mo- derne Bau. Die alten Uchtenhagen-Räume dienen den verſchiedenſten öko- nomiſchen Zwecken: das Burgverließ iſt ein Wirthſchaftskeller, die große Halle eine Waſchküche geworden; ein anderes Zimmer (man verzeihe die- ſen Excurs), drin ein ſchwediſcher Oberſt in der Nach-Uchtenhagenſchen Zeit den Amtmann von Neuenhagen über Strohfeuer röſten ließ, um die verborgenen Schätze zu erkunden, diente noch vor kurzem als Schlafzim- mer der jetzigen Beſitzer des Hauſes. Was aber beſſer als alles andre er- halten iſt und mehr als alles andre intereſſirt, das iſt ein gewölbter Raum, der jetzt als Amtsſtube dient, die ehemalige Schloßkapelle der Uchtenhagens. Die Altarwand (noch vollkommen gut erhalten) iſt ein um- fangreiches, aus verſchiedenen Theilen zuſammengeſetztes Stuck-Relief, das (nach Art ſolcher Stuckbilder) nicht einen freiſtehenden Schrein bildet, ſondern in das Mauerwerk ſelber, wie eine Wandverzierung, eingelaſſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0331" n="319"/> und der letzte dieſes Geſchlechts, ſelig im Herrn eingeſchlafen<lb/> und verſchieden, und danach am Sonntag Exaudi (war der<lb/> 17. Mai) allhier in St. Nicolaus-Kirche unter den Altar in ſein<lb/> gewölbtes Begräbniß, nach adliger Weiſe, zu ſeiner in Gott ru-<lb/> henden Frauen und Söhnlein geſetzet, da er in ſeinem gantzen<lb/> Alter das 64. Jahr erreicht hatte.“ So weit das Kirchenbuch.</p><lb/> <p>Helm und Schild waren ihm in die Gruft gefolgt, Freien-<lb/> walde wurde churfürſtlich, und nur das Wappen der Stadt: das<lb/> rothe Rad im ſilbernen Felde, deutet bis dieſe Stunde noch auf<lb/> die Uchtenhagenſche Zeit.</p><lb/> <p>Das Geſchlecht iſt erloſchen; aber es bleibt uns noch die Be-<lb/> antwortung der Frage übrig: was iſt noch da, was bieten noch<lb/> Freienwalde und Umgegend von Erinnerungen an die Uchtenha-<lb/> gens, von Ueberbleibſeln aus ihrer Zeit? Noch mannigfaches; das<lb/> wohlerhaltene und bis dieſe Stunde bewohnte Amtshaus des<lb/> Dorfes Neuenhagen, früher eins der Schlöſſer der alten, viel-<lb/> genannten Familie, iſt an ſich noch, wie es da ſteht, ein werth-<lb/> volles Erinnerungsſtück aus der Zeit, die uns bis hieher beſchäf-<lb/> tigt hat, und die gewölbte Schloßkapelle mit Stuckaltar und ſym-<lb/> boliſchen Figuren,<note xml:id="note-0331" next="#note-0332" place="foot" n="*)">Das Schloß <hi rendition="#g">Neuenhagen</hi> jenſeits der Oder iſt verhältnißmäßig<lb/> wohl erhalten bis auf den heutigen Tag. Es wird noch bewohnt und<lb/> bietet, wie wir nicht zweifeln, einen beſſeren Aufenthalt, als mancher mo-<lb/> derne Bau. Die alten Uchtenhagen-Räume dienen den verſchiedenſten öko-<lb/> nomiſchen Zwecken: das Burgverließ iſt ein Wirthſchaftskeller, die große<lb/> Halle eine Waſchküche geworden; ein anderes Zimmer (man verzeihe die-<lb/> ſen Excurs), drin ein ſchwediſcher Oberſt in der Nach-Uchtenhagenſchen<lb/> Zeit den Amtmann von Neuenhagen über Strohfeuer röſten ließ, um die<lb/> verborgenen Schätze zu erkunden, diente noch vor kurzem als Schlafzim-<lb/> mer der jetzigen Beſitzer des Hauſes. Was aber beſſer als alles andre er-<lb/> halten iſt und mehr als alles andre intereſſirt, das iſt ein gewölbter<lb/> Raum, der jetzt als Amtsſtube dient, die ehemalige Schloßkapelle der<lb/> Uchtenhagens. Die Altarwand (noch vollkommen gut erhalten) iſt ein um-<lb/> fangreiches, aus verſchiedenen Theilen zuſammengeſetztes Stuck-Relief, das<lb/> (nach Art ſolcher Stuckbilder) nicht einen freiſtehenden Schrein bildet,<lb/> ſondern in das Mauerwerk ſelber, wie eine Wandverzierung, eingelaſſen</note> verlohnte wohl, zu andrer Zeit, eine eingehen-<lb/> dere Beſprechung.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [319/0331]
und der letzte dieſes Geſchlechts, ſelig im Herrn eingeſchlafen
und verſchieden, und danach am Sonntag Exaudi (war der
17. Mai) allhier in St. Nicolaus-Kirche unter den Altar in ſein
gewölbtes Begräbniß, nach adliger Weiſe, zu ſeiner in Gott ru-
henden Frauen und Söhnlein geſetzet, da er in ſeinem gantzen
Alter das 64. Jahr erreicht hatte.“ So weit das Kirchenbuch.
Helm und Schild waren ihm in die Gruft gefolgt, Freien-
walde wurde churfürſtlich, und nur das Wappen der Stadt: das
rothe Rad im ſilbernen Felde, deutet bis dieſe Stunde noch auf
die Uchtenhagenſche Zeit.
Das Geſchlecht iſt erloſchen; aber es bleibt uns noch die Be-
antwortung der Frage übrig: was iſt noch da, was bieten noch
Freienwalde und Umgegend von Erinnerungen an die Uchtenha-
gens, von Ueberbleibſeln aus ihrer Zeit? Noch mannigfaches; das
wohlerhaltene und bis dieſe Stunde bewohnte Amtshaus des
Dorfes Neuenhagen, früher eins der Schlöſſer der alten, viel-
genannten Familie, iſt an ſich noch, wie es da ſteht, ein werth-
volles Erinnerungsſtück aus der Zeit, die uns bis hieher beſchäf-
tigt hat, und die gewölbte Schloßkapelle mit Stuckaltar und ſym-
boliſchen Figuren, *) verlohnte wohl, zu andrer Zeit, eine eingehen-
dere Beſprechung.
*) Das Schloß Neuenhagen jenſeits der Oder iſt verhältnißmäßig
wohl erhalten bis auf den heutigen Tag. Es wird noch bewohnt und
bietet, wie wir nicht zweifeln, einen beſſeren Aufenthalt, als mancher mo-
derne Bau. Die alten Uchtenhagen-Räume dienen den verſchiedenſten öko-
nomiſchen Zwecken: das Burgverließ iſt ein Wirthſchaftskeller, die große
Halle eine Waſchküche geworden; ein anderes Zimmer (man verzeihe die-
ſen Excurs), drin ein ſchwediſcher Oberſt in der Nach-Uchtenhagenſchen
Zeit den Amtmann von Neuenhagen über Strohfeuer röſten ließ, um die
verborgenen Schätze zu erkunden, diente noch vor kurzem als Schlafzim-
mer der jetzigen Beſitzer des Hauſes. Was aber beſſer als alles andre er-
halten iſt und mehr als alles andre intereſſirt, das iſt ein gewölbter
Raum, der jetzt als Amtsſtube dient, die ehemalige Schloßkapelle der
Uchtenhagens. Die Altarwand (noch vollkommen gut erhalten) iſt ein um-
fangreiches, aus verſchiedenen Theilen zuſammengeſetztes Stuck-Relief, das
(nach Art ſolcher Stuckbilder) nicht einen freiſtehenden Schrein bildet,
ſondern in das Mauerwerk ſelber, wie eine Wandverzierung, eingelaſſen
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