Da liegt zu Füßen, ein schimmernd Bild, An die Berge geschmiegt das weite Gefild, Falter fliegen im Sonnenstrahl. Paul Heyse.
Etwa wie sich Heringsdorf zu Swinemünde verhält, so verhält sich Falkenberg zu Freienwalde. Ein Dorf, das, durch seine schöne Lage, vielleicht auch durch den schlichten Zauber des Ländlichen bevorzugt, dem eigentlichen Badeort (zu dem es früher nur An- hängsel war) gefährlich zu werden droht. So dort wie hier. Der Vergleich ließe sich ohne Zwang noch weiter durchführen. Die Entfernungen sind so ziemlich dieselben, und wie sich zwischen He- ringsdorf und Swinemünde ein tannenbekränzter Dünenrücken zieht, dessen höchste Punkte einen prächtigen Blick, weit in die grün- liche See hinaus, gestatten, so ziehen sich zwischen Freienwalde und Falkenberg die steilen, Tannen- und Laubholzbesetzten Ab- hänge des Barnim-Plateaus, dessen Kuppen meilenweit in das grüne Bruchland herniedersehen.
Der Weg von Freienwalde nach Falkenberg ist begreiflicher- weise derselbe, wie von Falkenberg nach Freienwalde; wir fahren also, am Fuß des Plateaus (jetzt umgekehrt, die Berge links, die Wiesen rechts), denselben malerischen Weg zurück, auf dem wir im vorigen Kapitel Freienwalde entgegenfuhren. Die Pflaumen- bäume sind noch dieselben wie am Tage vorher, aber nicht nur
2. Falkenberg.
Da liegt zu Füßen, ein ſchimmernd Bild, An die Berge geſchmiegt das weite Gefild, Falter fliegen im Sonnenſtrahl. Paul Heyſe.
Etwa wie ſich Heringsdorf zu Swinemünde verhält, ſo verhält ſich Falkenberg zu Freienwalde. Ein Dorf, das, durch ſeine ſchöne Lage, vielleicht auch durch den ſchlichten Zauber des Ländlichen bevorzugt, dem eigentlichen Badeort (zu dem es früher nur An- hängſel war) gefährlich zu werden droht. So dort wie hier. Der Vergleich ließe ſich ohne Zwang noch weiter durchführen. Die Entfernungen ſind ſo ziemlich dieſelben, und wie ſich zwiſchen He- ringsdorf und Swinemünde ein tannenbekränzter Dünenrücken zieht, deſſen höchſte Punkte einen prächtigen Blick, weit in die grün- liche See hinaus, geſtatten, ſo ziehen ſich zwiſchen Freienwalde und Falkenberg die ſteilen, Tannen- und Laubholzbeſetzten Ab- hänge des Barnim-Plateaus, deſſen Kuppen meilenweit in das grüne Bruchland herniederſehen.
Der Weg von Freienwalde nach Falkenberg iſt begreiflicher- weiſe derſelbe, wie von Falkenberg nach Freienwalde; wir fahren alſo, am Fuß des Plateaus (jetzt umgekehrt, die Berge links, die Wieſen rechts), denſelben maleriſchen Weg zurück, auf dem wir im vorigen Kapitel Freienwalde entgegenfuhren. Die Pflaumen- bäume ſind noch dieſelben wie am Tage vorher, aber nicht nur
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0274"n="[262]"/><divn="2"><head>2.<lb/><hirendition="#g">Falkenberg</hi>.</head><lb/><citrendition="#et"><quote>Da liegt zu Füßen, ein ſchimmernd Bild,<lb/>
An die Berge geſchmiegt das weite Gefild,<lb/>
Falter fliegen im Sonnenſtrahl.</quote><lb/><bibl><hirendition="#b">Paul Heyſe.</hi></bibl></cit><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>twa wie ſich Heringsdorf zu Swinemünde verhält, ſo verhält<lb/>ſich Falkenberg zu Freienwalde. Ein Dorf, das, durch ſeine ſchöne<lb/>
Lage, vielleicht auch durch den ſchlichten Zauber des <hirendition="#g">Ländlichen</hi><lb/>
bevorzugt, dem eigentlichen Badeort (zu dem es früher nur An-<lb/>
hängſel war) gefährlich zu werden droht. So dort wie hier. Der<lb/>
Vergleich ließe ſich ohne Zwang noch weiter durchführen. Die<lb/>
Entfernungen ſind ſo ziemlich dieſelben, und wie ſich zwiſchen He-<lb/>
ringsdorf und Swinemünde ein tannenbekränzter Dünenrücken<lb/>
zieht, deſſen höchſte Punkte einen prächtigen Blick, weit in die grün-<lb/>
liche See hinaus, geſtatten, ſo ziehen ſich zwiſchen Freienwalde<lb/>
und Falkenberg die ſteilen, Tannen- und Laubholzbeſetzten Ab-<lb/>
hänge des Barnim-Plateaus, deſſen Kuppen meilenweit in das<lb/>
grüne Bruchland herniederſehen.</p><lb/><p>Der Weg von Freienwalde nach Falkenberg iſt begreiflicher-<lb/>
weiſe derſelbe, wie von Falkenberg nach Freienwalde; wir fahren<lb/>
alſo, am Fuß des Plateaus (jetzt umgekehrt, die Berge links, die<lb/>
Wieſen rechts), denſelben maleriſchen Weg <hirendition="#g">zurück</hi>, auf dem wir<lb/>
im vorigen Kapitel Freienwalde entgegenfuhren. Die Pflaumen-<lb/>
bäume ſind noch dieſelben wie am Tage vorher, aber nicht nur<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[262]/0274]
2.
Falkenberg.
Da liegt zu Füßen, ein ſchimmernd Bild,
An die Berge geſchmiegt das weite Gefild,
Falter fliegen im Sonnenſtrahl.
Paul Heyſe.
Etwa wie ſich Heringsdorf zu Swinemünde verhält, ſo verhält
ſich Falkenberg zu Freienwalde. Ein Dorf, das, durch ſeine ſchöne
Lage, vielleicht auch durch den ſchlichten Zauber des Ländlichen
bevorzugt, dem eigentlichen Badeort (zu dem es früher nur An-
hängſel war) gefährlich zu werden droht. So dort wie hier. Der
Vergleich ließe ſich ohne Zwang noch weiter durchführen. Die
Entfernungen ſind ſo ziemlich dieſelben, und wie ſich zwiſchen He-
ringsdorf und Swinemünde ein tannenbekränzter Dünenrücken
zieht, deſſen höchſte Punkte einen prächtigen Blick, weit in die grün-
liche See hinaus, geſtatten, ſo ziehen ſich zwiſchen Freienwalde
und Falkenberg die ſteilen, Tannen- und Laubholzbeſetzten Ab-
hänge des Barnim-Plateaus, deſſen Kuppen meilenweit in das
grüne Bruchland herniederſehen.
Der Weg von Freienwalde nach Falkenberg iſt begreiflicher-
weiſe derſelbe, wie von Falkenberg nach Freienwalde; wir fahren
alſo, am Fuß des Plateaus (jetzt umgekehrt, die Berge links, die
Wieſen rechts), denſelben maleriſchen Weg zurück, auf dem wir
im vorigen Kapitel Freienwalde entgegenfuhren. Die Pflaumen-
bäume ſind noch dieſelben wie am Tage vorher, aber nicht nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [262]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/274>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.