50jährige Bestehen der landwirthschaftlichen Akademie zu Moeglin, im Oktober 1856." An der andern Seite befindet sich Thaers Reliefbild; darunter die Namen aller Schüler, die zur Errichtung dieses Denksteins beitrugen.
Diese Feier, wie sie das halbhundertjährige Bestehen bezeich- nete, und einem 50jährigen Leben galt, bezeichnete doch auch zu- gleich den "Anfang vom Ende", und die leise Mahnung klang durch, "daß es Zeit sei." Vielleicht gab diese Stimmung dem Fest eine besondre poetische Weihe. Viele waren gekommen, alt und jung, um dieser Stätte und dem Gedächtniß des Mannes, der hier in seltenem Maße segensreich gewirkt hatte, ihren Dank dar- zubringen. Dieser Dank fand in dem Liede eines jüngeren Fest- genossen seinen Ausdruck. Das Lied, das wir aus dem Gedächtniß wiedergeben, lautet:
Es steht in preuß'schen Landen Ein Kirchlein alt und stumm, Und rings an seinen Wanden Schlingt Epheu sich herum.
Und Schatten streut die Linde, Ein uralt mächt'ger Stamm, Die grüne Kron' im Winde Sie neigt sich dann und wann.
Und neben dieser Stelle, Da liegt der schöne Teich, Es plaudern mit der Welle Die Zweige allzugleich.
Und zwischen Teich und Linde, In Stufen auf und ab, (Kein schöner Grab ich finde) Da liegt ein Blumengrab.
Und drunter schläft in Frieden Nach ruheloser Bahn, Ein Mann, dem viel beschieden, Der viel geschafft, gethan.
50jährige Beſtehen der landwirthſchaftlichen Akademie zu Moeglin, im Oktober 1856.“ An der andern Seite befindet ſich Thaers Reliefbild; darunter die Namen aller Schüler, die zur Errichtung dieſes Denkſteins beitrugen.
Dieſe Feier, wie ſie das halbhundertjährige Beſtehen bezeich- nete, und einem 50jährigen Leben galt, bezeichnete doch auch zu- gleich den „Anfang vom Ende“, und die leiſe Mahnung klang durch, „daß es Zeit ſei.“ Vielleicht gab dieſe Stimmung dem Feſt eine beſondre poetiſche Weihe. Viele waren gekommen, alt und jung, um dieſer Stätte und dem Gedächtniß des Mannes, der hier in ſeltenem Maße ſegensreich gewirkt hatte, ihren Dank dar- zubringen. Dieſer Dank fand in dem Liede eines jüngeren Feſt- genoſſen ſeinen Ausdruck. Das Lied, das wir aus dem Gedächtniß wiedergeben, lautet:
Es ſteht in preuß’ſchen Landen Ein Kirchlein alt und ſtumm, Und rings an ſeinen Wanden Schlingt Epheu ſich herum.
Und Schatten ſtreut die Linde, Ein uralt mächt’ger Stamm, Die grüne Kron’ im Winde Sie neigt ſich dann und wann.
Und neben dieſer Stelle, Da liegt der ſchöne Teich, Es plaudern mit der Welle Die Zweige allzugleich.
Und zwiſchen Teich und Linde, In Stufen auf und ab, (Kein ſchöner Grab ich finde) Da liegt ein Blumengrab.
Und drunter ſchläft in Frieden Nach ruheloſer Bahn, Ein Mann, dem viel beſchieden, Der viel geſchafft, gethan.
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50jährige Beſtehen der landwirthſchaftlichen Akademie zu Moeglin,
im Oktober 1856.“ An der andern Seite befindet ſich Thaers
Reliefbild; darunter die Namen aller Schüler, die zur Errichtung
dieſes Denkſteins beitrugen.
Dieſe Feier, wie ſie das halbhundertjährige Beſtehen bezeich-
nete, und einem 50jährigen Leben galt, bezeichnete doch auch zu-
gleich den „Anfang vom Ende“, und die leiſe Mahnung klang
durch, „daß es Zeit ſei.“ Vielleicht gab dieſe Stimmung dem Feſt
eine beſondre poetiſche Weihe. Viele waren gekommen, alt und
jung, um dieſer Stätte und dem Gedächtniß des Mannes, der
hier in ſeltenem Maße ſegensreich gewirkt hatte, ihren Dank dar-
zubringen. Dieſer Dank fand in dem Liede eines jüngeren Feſt-
genoſſen ſeinen Ausdruck. Das Lied, das wir aus dem Gedächtniß
wiedergeben, lautet:
Es ſteht in preuß’ſchen Landen
Ein Kirchlein alt und ſtumm,
Und rings an ſeinen Wanden
Schlingt Epheu ſich herum.
Und Schatten ſtreut die Linde,
Ein uralt mächt’ger Stamm,
Die grüne Kron’ im Winde
Sie neigt ſich dann und wann.
Und neben dieſer Stelle,
Da liegt der ſchöne Teich,
Es plaudern mit der Welle
Die Zweige allzugleich.
Und zwiſchen Teich und Linde,
In Stufen auf und ab,
(Kein ſchöner Grab ich finde)
Da liegt ein Blumengrab.
Und drunter ſchläft in Frieden
Nach ruheloſer Bahn,
Ein Mann, dem viel beſchieden,
Der viel geſchafft, gethan.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/263>, abgerufen am 25.11.2024.
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