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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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tuts", ähnlich wie es in Celle bestanden hatte, vielleicht dabei eben
so sehr seiner Neigung, wie der Vorstellung folgend, daß ein sol-
cher Schritt (ob gefordert oder nicht) eine Pflicht sei, die er gegen
seine neue Heimath zu erfüllen habe. Die Anfänge waren auch
viel versprechend. Schon im Jahre 1805 traf er Vorbereitungen
zum Bau eines Instituthauses; da es ihm indessen zu dem im
Ganzen ziemlich kostspieligen Unternehmen an Mitteln gebrach, so
machte er den Plan, den Bau auf Aktien zu unternehmen. Von
allen Seiten kamen Zuschriften; schon im Juli 1806 konnte er
bekannt machen, daß die Unterzeichnung nunmehr geschlossen sei.
Ziemlich um dieselbe Zeit berichtete Thaer dem König (der an dem
Zustandekommen des Unternehmens den lebhaftesten Antheil nahm),
daß die Eröffnung des Moegliner Instituts in der Mitte Oktober
erfolgen werde. In der That, das Wohnhaus mit 24 Zimmern,
außer dem Souterrain, stand fertig da; 21 junge Leute hatten
sich zum Eintritt gemeldet; Alles versprach einen glänzenden
Anfang.

Aber die Mitte des Oktober 1806 brachte andere Ereignisse;
der siegreiche Feind überschwemmte die Marken und statt der an-
gemeldeten 21 jungen Leute kamen drei. Im Frühjahr 1807
waren es acht. Die Zahl wuchs zwar später, da aber, bei der
völligen Zerrüttetheit aller Geldverhältnisse, viele Söhne sonst wohl-
habender Eltern mit ihren Pensionen im Rückstand blieben, an-
dere, die Aktien genommen hatten, ihre Aktien-Beiträge nicht zah-
len konnten, so entstanden, ohne daß von irgend welcher Seite
her eine Verschuldung vorgelegen hätte, die schwersten Verlegen-
heiten für Thaer selbst, der, dem guten Sterne Preußens ver-
trauend, in freilich schon bedrohter Zeit, dies Institut in's Leben
gerufen hatte. Sechs Jahre später, während des Befreiungskrie-
ges, wiederholten sich diese Verlegenheiten. Alles war in den Krieg
(auch Thaers drei Söhne) und so kam es, daß die Einrichtung,
die doch einmal da war, ohne Verlust weder aufgegeben noch fort-
geführt werden konnte. In Noth und Sorge schrieb er seiner da-
mals abwesenden Frau: "Wollte Gott, daß ich das Institut nicht

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tuts“, ähnlich wie es in Celle beſtanden hatte, vielleicht dabei eben
ſo ſehr ſeiner Neigung, wie der Vorſtellung folgend, daß ein ſol-
cher Schritt (ob gefordert oder nicht) eine Pflicht ſei, die er gegen
ſeine neue Heimath zu erfüllen habe. Die Anfänge waren auch
viel verſprechend. Schon im Jahre 1805 traf er Vorbereitungen
zum Bau eines Inſtituthauſes; da es ihm indeſſen zu dem im
Ganzen ziemlich koſtſpieligen Unternehmen an Mitteln gebrach, ſo
machte er den Plan, den Bau auf Aktien zu unternehmen. Von
allen Seiten kamen Zuſchriften; ſchon im Juli 1806 konnte er
bekannt machen, daß die Unterzeichnung nunmehr geſchloſſen ſei.
Ziemlich um dieſelbe Zeit berichtete Thaer dem König (der an dem
Zuſtandekommen des Unternehmens den lebhafteſten Antheil nahm),
daß die Eröffnung des Moegliner Inſtituts in der Mitte Oktober
erfolgen werde. In der That, das Wohnhaus mit 24 Zimmern,
außer dem Souterrain, ſtand fertig da; 21 junge Leute hatten
ſich zum Eintritt gemeldet; Alles verſprach einen glänzenden
Anfang.

Aber die Mitte des Oktober 1806 brachte andere Ereigniſſe;
der ſiegreiche Feind überſchwemmte die Marken und ſtatt der an-
gemeldeten 21 jungen Leute kamen drei. Im Frühjahr 1807
waren es acht. Die Zahl wuchs zwar ſpäter, da aber, bei der
völligen Zerrüttetheit aller Geldverhältniſſe, viele Söhne ſonſt wohl-
habender Eltern mit ihren Penſionen im Rückſtand blieben, an-
dere, die Aktien genommen hatten, ihre Aktien-Beiträge nicht zah-
len konnten, ſo entſtanden, ohne daß von irgend welcher Seite
her eine Verſchuldung vorgelegen hätte, die ſchwerſten Verlegen-
heiten für Thaer ſelbſt, der, dem guten Sterne Preußens ver-
trauend, in freilich ſchon bedrohter Zeit, dies Inſtitut in’s Leben
gerufen hatte. Sechs Jahre ſpäter, während des Befreiungskrie-
ges, wiederholten ſich dieſe Verlegenheiten. Alles war in den Krieg
(auch Thaers drei Söhne) und ſo kam es, daß die Einrichtung,
die doch einmal da war, ohne Verluſt weder aufgegeben noch fort-
geführt werden konnte. In Noth und Sorge ſchrieb er ſeiner da-
mals abweſenden Frau: „Wollte Gott, daß ich das Inſtitut nicht

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[243/0255] tuts“, ähnlich wie es in Celle beſtanden hatte, vielleicht dabei eben ſo ſehr ſeiner Neigung, wie der Vorſtellung folgend, daß ein ſol- cher Schritt (ob gefordert oder nicht) eine Pflicht ſei, die er gegen ſeine neue Heimath zu erfüllen habe. Die Anfänge waren auch viel verſprechend. Schon im Jahre 1805 traf er Vorbereitungen zum Bau eines Inſtituthauſes; da es ihm indeſſen zu dem im Ganzen ziemlich koſtſpieligen Unternehmen an Mitteln gebrach, ſo machte er den Plan, den Bau auf Aktien zu unternehmen. Von allen Seiten kamen Zuſchriften; ſchon im Juli 1806 konnte er bekannt machen, daß die Unterzeichnung nunmehr geſchloſſen ſei. Ziemlich um dieſelbe Zeit berichtete Thaer dem König (der an dem Zuſtandekommen des Unternehmens den lebhafteſten Antheil nahm), daß die Eröffnung des Moegliner Inſtituts in der Mitte Oktober erfolgen werde. In der That, das Wohnhaus mit 24 Zimmern, außer dem Souterrain, ſtand fertig da; 21 junge Leute hatten ſich zum Eintritt gemeldet; Alles verſprach einen glänzenden Anfang. Aber die Mitte des Oktober 1806 brachte andere Ereigniſſe; der ſiegreiche Feind überſchwemmte die Marken und ſtatt der an- gemeldeten 21 jungen Leute kamen drei. Im Frühjahr 1807 waren es acht. Die Zahl wuchs zwar ſpäter, da aber, bei der völligen Zerrüttetheit aller Geldverhältniſſe, viele Söhne ſonſt wohl- habender Eltern mit ihren Penſionen im Rückſtand blieben, an- dere, die Aktien genommen hatten, ihre Aktien-Beiträge nicht zah- len konnten, ſo entſtanden, ohne daß von irgend welcher Seite her eine Verſchuldung vorgelegen hätte, die ſchwerſten Verlegen- heiten für Thaer ſelbſt, der, dem guten Sterne Preußens ver- trauend, in freilich ſchon bedrohter Zeit, dies Inſtitut in’s Leben gerufen hatte. Sechs Jahre ſpäter, während des Befreiungskrie- ges, wiederholten ſich dieſe Verlegenheiten. Alles war in den Krieg (auch Thaers drei Söhne) und ſo kam es, daß die Einrichtung, die doch einmal da war, ohne Verluſt weder aufgegeben noch fort- geführt werden konnte. In Noth und Sorge ſchrieb er ſeiner da- mals abweſenden Frau: „Wollte Gott, daß ich das Inſtitut nicht 16*

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/255>, abgerufen am 22.11.2024.